Cufodontis (Cufodonti), Georg (Giorgio) (1896–1974), Botaniker

Cufodontis (Cufodonti) Georg (Giorgio), Botaniker. Geb. Triest, Freie Stadt (Trieste, I), 3. 8. 1896; gest. Wien, 16. 11. 1974; griech.-oriental. Sohn des Vertriebsbeamten und Unternehmers Sokrates Cufodontis und der Luise Cufodontis, geb. Angeli; ab 1934 verheiratet mit der Medizinerin Anna Cufodontis, geb. Huber (geb. Wien, 27. 7. 1893; gest. 1979). – Nach dem Besuch der deutschen Gymnasien in Görz (1906–08) und Triest (Matura 1915) studierte C. ab Oktober 1915 Naturwissenschaften an der Universität Wien; 1921 Dr. phil. Seine Dissertation „Ein Beitrag zur Systematik der ekalykulaten Senecionen Mitteleuropas“ erarbeitete er am Botanischen Institut der Universität Wien unter Richard Ritter Wettstein von Westersheim. Zunächst teilweise im väterlichen Betrieb in Triest tätig, wirkte C. 1927–33 als Privatgelehrter in der Botanischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien. Ab Juni 1934 übte er, seit 1925 italienischer Staatsbürger, die Tätigkeit eines Assistenten am Botanischen Institut der Universität Genua aus, konnte dort jedoch aufgrund seiner Nichtmitgliedschaft bei der faschistischen Partei keine definitive Anstellung erlangen. Ab Anfang 1939 wieder in Wien ansässig, wurde C. Mitte Februar 1940 Vertragsangestellter am Naturhistorischen Museum und wirkte 1940–42 zudem als kommissarischer Leiter der Staatsgärten in der Ostmark (den Österreichischen Bundesgärten). 1943 zum Wehrdienst eingezogen, kehrte er erst im Dezember 1945 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. 1944 formal zum Kustos am Naturhistorischen Museum ernannt, verlor er Ende Februar 1946 als Nicht-Österreicher diese Anstellung. Nun zunächst kurzfristig als unbesoldete wissenschaftliche Hilfskraft am Botanischen Institut der Universität Wien tätig, erhielt er im Oktober 1946 dort eine entsprechende Anstellung. 1947 habilitierte er sich als Privatdozent für systematische Botanik mit besonderer Berücksichtigung der Pflanzengeographie. Ab 1949 österreichischer Staatsbürger, erfolgte in diesem Jahr auch die Ernennung zum Assistenten, 1954 zum Titularprofessor und 1961 zum ao. Universitätsprofessor der systematischen Botanik für Pharmazeuten; 1967 emeritiert. Mit über 100 Publikationen zur Flora Europas, Zentralamerikas, Ostasiens und besonders des tropischen Afrikas fand C. internationale Anerkennung, wobei er als Spezialist für die Flora Äthiopiens galt. 1930 nahm er neben Otto Porsch als zweiter Botaniker an der österreichischen Costa-Rica-Expedition teil und publizierte in der Folge Ergebnisse zu den Familien Typhaceae, Pontederiaceae und Marantaceae (in: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien 46, 1933) sowie allgemein die „Risultati della Spedizione Biologica Austriaca in Costarica nel 1930“ (in: Archivio botanico 9–10, 1933–34) und „Le piante raccolte durante la Spedizione Biologica Austriaca in Costarica nel 1930“ (ebd. 10–11, 1934–35). Aus der Teilnahme an der Missione Biologica ins Borana-Land im Südwesten Äthiopiens 1937 resultierte sein botanisches Hauptwerk „Enumeratio Plantarum Aethiopiae, Spermatophyta“ (erschienen 1953–66 als Supplement zum Bulletin du Jardin Botanique de l᾽État 23–36, und 1967–72 als Supplement zum Bulletin du Jardin Botanique National de Belgique 37–42). Nach dem 2. Weltkrieg machte er sich um die Ordnung des Herbariums der Universität Wien verdient. Ab 1916 im akademischen Corps Saxonia in Wien engagiert, verfasste er 1964 die Geschichte der Studentenverbindung unter dem Titel „Saxenchronik“. C. war u. a. ab 1917 Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft und der Geologischen Gesellschaft in Wien. Nach ihm wurde 1934 eine Gattung der Hundsgiftgewächse Cufodontia sowie rund ein Dutzend Pflanzenarten, darunter 1935 ein Lorbeergewächs Ocotea cufodontisii und 1939 eine Orchidee Cyrtorchis cufodontii, benannt.

Weitere W.: s. Pignatti – Pignatti.
L.: Kürschner, Gel.Kal., 1950; Stafleu; Österreichische botanische Zeitschrift 82, 1933, S. 188; Die Prominenz der Republik Österreich im Bild, 1962 (mit Bild); J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 1, 1965; Who’s who in Austria, 6. Ausg. 1967; E. Pignatti – S. Pignatti, in: Informatore Botanico Italiano 7, 1975, S. 297ff. (mit Bild und W.); R. Pichi Sermolli, ebd., S. 306f.; T. Felsenstein, in: Corpszeitung der Saxonia Wien, 1975, S. 9ff.; UA, Wien; Mitteilung Peter Lehotzky, Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)