Czerweny von Arland (Czerweny-Arland), Robert Franz Anton Edler (1878–1962), Industrieller und Erfinder

Czerweny von Arland (Czerweny-Arland) Robert Franz Anton Edler, Industrieller und Erfinder. Geb. Deutsch-Landsberg (Deutschlandsberg, Steiermark), 28. 8. 1878; gest. München (D), 2. 5. 1962; bis 1939 und ab 1953 röm.-kath. Enkel von →Florian Pojatzi, Sohn von →Franz Czerweny Edler von Arland und dessen Frau Marianne Czerweny Edle von Arland, geb. Pojatzi (geb. 1851; gest. Graz, Steiermark, 8. 4. 1933), Bruder von →Viktor Czerweny Edler von Arland, Vater der Unternehmerin und des Vorstandsmitglieds der Zündwarenfabriken AG in Grafenwiesen Elfriede Czerweny Edle von Arland, Schwiegervater des Industriellen Peter Engelhart, Großvater von Dr. iur. Otto Friedrich Czerweny von Arland, Aufsichtsrat der A. Hering AG in Nürnberg; in 1. Ehe verheiratet mit Maria Czerweny Edle von Arland, geb. Aubauer (1877–1952), in 2. Ehe mit Beatrix Czerweny Edle von Arland, geb. Engl. – C. besuchte 1889–96 die Landesoberrealschule in Graz. Nach der Matura und dem Besuch des kommerziellen Abiturientenkurses an der Grazer Handelsakademie absolvierte er seinen Militärdienst und studierte 1897–99 an der Technischen Hochschule in Graz. 1898 begann er in der Fabrik Pojatzi & Comp. in Deutschlandsberg seine Tätigkeit. Zunächst war er für Buchhaltung, Lohnverrechnung, Spedition und Verkauf zuständig, 1899 erhielt er die Prokura. 1900 besuchte er die Weltausstellung in Paris, bei der die Firma mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde, und informierte sich über verschiedene Forschungen in Frankreich, wie über einen von den französischen Ingenieuren Henri Sévène und Emile David Cahen konstruierten Zündholzautomaten und die Rezeptur für die ungiftige Phosphorverbindung Tetraphosphortrisulfid, die den bis dahin verwendeten giftigen Weißphosphor ersetzen sollte. In der Folge stellte die Firma Florian Pojatzi & Comp. als erstes mitteleuropäisches Unternehmen Sesquisulfidzündhölzer für den Handel her. C. reiste, um neue Absatzmärkte zu erschließen, und verbrachte u. a. 1902 mehrere Monate in Indien; bis 1913 wurden etwa 40.000 Kisten Zündhölzer dorthin exportiert. C. war maßgeblich an den Fusionsverhandlungen beteiligt, die zur Gründung des SOLO Zündwarenkonzerns in Deutschlandsberg führten. In diesem war er zusammen mit seinem Bruder in der Firmenführung tätig, zunächst in der Zentrale in Wien und zeitweise als Ersatz für seinen erkrankten Bruder in Deutschlandsberg und Stainz. Zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder entwickelte C. eine sogenannte Zündholzautomatmaschine. 1908 übernahm er die Oberaufsicht über die Fabriken in Temesvar, Raab, Szegedin und Budafok und wurde 1912 als Generaldirektor nach Wien berufen. 1914–15 leistete er Militärdienst in Pola und Wien. 1920 gab er seinen Posten als Generaldirektor auf, blieb aber bis 1938 2. Vizepräsident des Verwaltungsrats. 1919–21 fungierte C. als Mitglied des Verwaltungsrats der Deutschen Bodenbank, weiters der Firma Alpenländische Torfindustrie AG und der Lederwerke Adler AG in Wels. Er war ferner Gesellschafter der Firma Gastinger & Co., Bank- und Wechslergeschäfte und Gemischtwarenhandel. 1922 beteiligte er sich an der Gründung der Firma Bankiers Pojatzi & Cie sowie 1924 an der des Bankhauses Kathrein & Co. zusammen mit seinem Schwiegersohn Engelhart. Gemeinsam mit diesem und seiner Tochter Elfriede erwarb er 1929 die Zündwaren-Fabrik Johann Hubloher AG in Grafenwiesen im Bayerischen Wald, aus der 1930 die Firma Allemann hervorging. Auch die im sächsischen Olbernhau ansässige Firma Robert Schuster GmbH ging in den Familienbesitz über. 1937 wurde die Münchener Furnierfabrik GmbH und 1943 die Münchener Furniergesellschaft mbH gegründet, deren Geschäftsführer C. wurde. 1945 begann man mit der Konstruktion einer Zündholzmaschine im Technischen Büro für Zündholzmaschinen Robert Czerweny von Arland in München, gab die Herstellung jedoch 1950 an die Maschinenfabrik AG Hering in Nürnberg ab, wo in der Folge das gemeinsame Verkaufsbüro Czerweny-Hering betrieben wurde. Kommerzialrat C. war Mitglied der Kommission für die Bestimmung der Handelswerte und besaß zahlreiche Patente im Zusammenhang mit der Zündholzerzeugung, u. a. für eine Mahltrommel, eine Holzdraht-Putzmaschine, eine Putz-Gleichlege- und Sammelmaschine, eine Imprägniermaschine, eine Kartonschneidemaschine, eine Schachtelbau- und Etikettiermaschine, eine Wirrholzmaschine, eine Anstrichmaschine, eine Putztrommel und eine Füllmaschine.

W.: Studie über das französische Zündholzmonopol, 1909.
L.: L. Reichenwallner, Chronik der Fabrik Deutschlandsberg, der „SOLO“ Zündwaren u. chem. Fabriken A.-G. Wien, 1930, S. 71ff. (Typoskript, Steiermärkische Landesbibliothek, Graz, Steiermark); P. Eigner u. a., Geschichte der österreichischen Privatbanken, 2017, S. 188, 229; Website Gemeinde Grafenwiesen/Zündholzmuseum (Zugriff 26. 4. 2021); Website UBVA Group (Zugriff 27. 4. 2021); Zedhia, Zentraleuropäisches digitales wirtschafts- und gesellschaftshistorisches interaktives Archiv (online, Zugriff 17. 4. 2021); Technisches Museum, Wien (mit Bild); Pfarre Deutschlandsberg, Technische Universität, beide Graz, Steiermark.
(S. B. Weiss)   
Zuletzt aktualisiert: 25.8.2023  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 11 (25.08.2023)