Demmer, Arno (1882–1964), Industrieller und Techniker

Demmer Arno, Industrieller und Techniker. Geb. Großjedlersdorf, Niederösterreich (Wien), 15. 6. 1882; gest. Wien, 7. 1. 1964; evang. AB. Sohn von →Bernhard Demmer und Maria Demmer, geb. Schauerhuber, der Tochter des Wiener Fleischhauers Joseph Schauerhuber. – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Wien studierte D. 1901–05 an der Maschinenbauschule der Technischen Hochschule. 1906 bestand er seine II. Staatsprüfung, nach der er in den Dienst der Wiener Locomotiv-Fabriks-AG trat, wo er bis 1939 zunächst im Konstruktionsbüro und dann als Betriebsingenieur tätig war (erst 1952 promovierte er mit der Dissertation „Die Wirtschaftlichkeit des Höchstdruckdampfes im Heizkraft-, insbesondere Fernheizbetrieb“). D. unternahm zahlreiche Studienreisen nach Deutschland, Frankreich und Belgien. Nach dem Rücktritt von Hermann Gussenbauer, dem Nachfolger von D.s Vater als Direktor der Wiener Locomotiv-Fabriks-AG, folgte er diesem nach. In deren Werkstätten entstand 1927 auf D.s Initiative hin die erste 100-atü-Dampfkraftanlage der Welt. Nach dem 1. Weltkrieg und als Folge des Zerfalls der Monarchie war der Bedarf an Lokomotiven gesunken, weshalb sich in den Folgejahren die vier großen österreichischen Lokomotivfabriken, die Wiener Locomotiv-Fabriks-AG, die Maschinenfabrik der Staatseisenbahngesellschaft (StEG) in Wien, die Lokomotivfabrik G. Sigl in Wiener Neustadt und die Lokomotivfabrik Krauss & Co in Linz, zusammenschlossen. 1931 wurde D. deren Generaldirektor, zeitweise fungierte der Lokomotivkonstrukteur und Techniker Adolph Giesl-Gieslingen als sein Assistent. Nach der Übernahme der Wiener Locomotiv-Fabriks-AG durch die Henschel-Werke in Kassel verlor C. 1939 seinen Posten. Neben seiner Tätigkeit als Verwaltungsrat der Wiener Locomotiv-Fabriks-AG war D. auch Vorstandsmitglied im Wiener Industriellenverbund (bis 1938 Vizepräsident), Präsident des Industriellen Klubs, Delegierter der Wiener Industrie im Generalrat der Österreichischen Nationalbank und im Rat der Stadt Wien (1937–38), Mitglied der II. Staatsprüfungskommission für Maschinenbau an der Technischen Hochschule, Verwaltungsrat der Schoeller-Bleckmann-Stahlwerke, der Vereinten Metallwerke und des Wiener Bankvereins, Aufsichtsrat der Wertheimwerke AG und Präsident des österreichischen Normenausschusses (Normen-Kommission). D. erhielt zahlreiche Auszeichnungen: 1929 erfolgte seine Ernennung zum Baurat h. c., 1948 bekam er die Goldene Ehrenmünze des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins und 1961 die Johann-Josef-Ritter-von-Prechtl-Medaille durch die Technische Hochschule in Wien.

W.: Haswell und seine dampf-hydraulischen Schmiedepressen, in: Blätter für Technikgeschichte 1, 1932; Industriepolitik und neuer Wirtschaftsgeist, in: NFP, 25. 12. 1935.
L.: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens 1, 1890; Die Johann-Josef-Ritter-von-Prechtl-Medaille. Ihre Geschichte und ihre Träger, ed. W. Ritzer, 1970, S. 88f.; M. Seliger, Scheinparlamentarismus im Führerstaat. „Gemeindevertretung“ im Austrofaschismus und Nationalsozialismus …, 2010, s. Reg.; M. Scheibinger, Die Lokomotivindustrie im Dritten Reich (1933–45) am Beispiel der Wiener Lokomotivfabrik Floridsdorf (WLF), 2016, S. 64, 70; Bahn-Austria.at (Zugriff 27. 4. 2021); Wien Geschichte Wiki (Zugriff 27. 4. 2021); Zedhia, Zentraleuropäisches digitales wirtschafts- und gesellschaftshistorisches interaktives Archiv (online, Zugriff 17. 4. 2021); Technisches Museum, TU, beide Wien.
(S. B. Weiss)   
Zuletzt aktualisiert: 25.8.2023  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 11 (25.08.2023)