Dittler, Emil (1882–1945), Mineraloge, Petrograph und Lehrer

Dittler Emil, Mineraloge, Petrograph und Lehrer. Geb. Graz (Steiermark), 29. 10. 1882; gest. Wien, 3. 11. 1945; evang. AB. Sohn des Kaufmanns und Bergwerksunternehmers Carl Paul Dittler (1854–1912). – Nach Besuch des Privatgymnasiums von Franz Scholz in Graz studierte D. ab 1902 an der juridischen Fakultät, diente 1903–04 als Einjährig-Freiwilliger im Feldjägerbataillon Nr. 7 und studierte ab 1904 Chemie und allgemeine Naturwissenschaften an der philosophischen Fakultät der Universität Graz; 1907 Dr. phil. Danach am chemischen Institut der Universität Graz bei →Robert Kremann tätig, erhielt er 1908 eine Assistentenstelle an der Lehrkanzel für organische Chemie unter →Friedrich Emich an der TH in Graz und bildete sich hier in analytischer und physikalischer Chemie weiter. 1908 legte er die Lehramtsprüfung aus Chemie für Mittelschulen an der Universität Graz ab, 1909 wechselte D. als Assistent an das Mineralogische Institut der Universität Wien; 1910 Lehrbefugnis für Naturgeschichte. 1911 Habilitation für Mineralogie an der Universität Wien. 1912 wurde er zum definitiven Lehrer am Staatsgymnasium in Leoben und zum Privatdozenten für Mineralchemie, Minerogenesis und Mineralsynthese an der Montanistischen Hochschule ernannt. Im 1. Weltkrieg diente er als Infanterieleutnant an der russischen Front, wurde als Oberleutnant 1916 schwer verwundet nach Wien überstellt und 1917 nach Superarbitrierung mit der Leitung des Bergwerkslaboratoriums an der TH betraut. In der Folge nach Berlin abkommandiert, arbeitete er dort an der technologischen Entwicklung der Erzaufbereitung der Elektro-Osmose-Gesellschaft mit. Ab 1919 Lehrer an der Staatsrealschule Wien 18, wurde er 1921 als ao. Prof. und Leiter des Mineralogischen Instituts an die Universität Wien berufen; 1928 o. Prof. Als Gegner des Nationalsozialismus 1938 mit Unterrichtsverbot belegt und zwangspensioniert, durfte er dennoch an chemischen Analysen von mineralischen Rohstoffen an der TH mitarbeiten. Seine Wiedereinstellung nach dem 2. Weltkrieg konnte er nicht mehr erleben. D.s wissenschaftliches Werk umfasst v. a. Arbeiten zur Mineralanalyse und -synthese, über Lagerstätten nutzbarer Mineralien, Analysen von Thermalwässern und deren Sinterbildungen sowie Studien über die chemische und mineralogische Zusammensetzung von Meteoriten. Daneben befasste er sich mit Schmelzdiagrammen von Silikaten, zum Beispiel Feldspäten, und dem Verhalten dieser Minerale bei hohen Temperaturen sowie mit Untersuchungen zur Synthese von Feldspäten, wobei er sich auf die Untersuchung des Phänomens Mischkristallbildung spezialisierte. Chemische Analysen und die Beschreibung der daraus resultierenden Charakteristika einer Reihe von Mineralien, im „Handbuch der Mineralchemie“, 1912, abgedruckt, sowie Beiträge zur Nomenklatur und Systematik von Silikaten stellen seine weiteren Hauptarbeitsgebiete dar. 1926 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle an der Saale.

Weitere W. (s. auch Poggendorff; Haberlandt; Kowall): Beiträge in Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, Sbb. Wien, math.-nat. Kl., Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl., Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch, Verhandlungen der Geologischen Bundesanstalt, Zeitschrift für praktische Geologie, Tschermaks mineralogische und petrographische Mitteilungen, Zentralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie; etc.
L.: Jb. der Wr. Ges.; Poggendorff 5–7 (m. W.); Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch der k. k. Montanistischen Hochschulen zu Leoben und Příbram 72, 1914, S. 159; H. Haberlandt, Dem Andenken E. D.s, in: Tschermaks mineralogische und petrographische Mitteilungen 1, 1950, S. 101–106 (m. W.); E. Cermak, Beiträge zur Geschichte des Lehrkörpers der Philosophischen Fakultät der Universität Wien zwischen 1938 und 1945, phil. Diss. Wien, 1980, S. 42–44; K. Körrer, Die zwischen 1938 und 1945 verstorbenen Mitglieder des Lehrkörpers an der Universität Wien, phil. Diss. Wien, 1981, S. XXXV, 25f.; M. Kowall, Die 1938 von der Universität verwiesenen Mitglieder des Akademischen Lehrkörpers der Philosophischen Fakultät Wien, phil. Diss. Wien, 1983, S. 89–91 (m. W. u. L.); AVA, UA, beide Wien; UA, Graz, Steiermark; Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, Halle an der Saale, D.
(F. Pertlik)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)