Dlauhy, Johann (Johan) (1808–1888), Mediziner

Dlauhy Johann (Johan), Mediziner. Geb. Pilsen, Böhmen (Plzeň, CZ), 26. 3. 1808; gest. Wien, 29. 7. 1888; röm.-kath. Sohn des Pilsner Bürgers Anton Dlauhy (gest. vor 1827) und der Maria Dlauhy, Vater u. a. von Gabriela Dlauhy (geb. Wien, 10. 2. 1851; gest. ebd., 18. 3. 1941), die mit →Josip Ritter von Tonkli verheiratet war, und den Medizinern Wilhelm Dlauhy (geb. Wien, 18. 12. 1842; gest. ebd., 1919), Victor (Viktor) Dlauhy (geb. Wien, 18. 8. 1844; gest. 13. 3. 1894) und Richard Dlauhy (geb. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 24. 2. 1847); ab 1844 verheiratet mit Victoria (Viktorina) Dlauhy, geb. Schwaiger (Schweiger). – Nach dem Besuch des Gymnasiums und der Absolvierung der philosophischen Jahrgänge in Wien studierte D. 1827–30 Medizin an der Universität Prag und danach in Wien; 1834 Dr. med. Im Anschluss daran wirkte er als Assistent von →Karl Freiherr von Rokitansky an der Pathologisch-anatomischen Sezieranstalt im Wiener Allgemeinen Krankenhaus, 1839 wechselte er in gleicher Funktion an das dortige Pathologisch-anatomische Museum. Ab 1845 fungierte er als supplierender Professor der pathologischen Anatomie sowie als Prosektor und Kustos am Pathologisch-anatomischen Museum an der Universität in Prag, wo er sich großer Beliebtheit als Lehrer erfreute; 1847 Professor. Nach Wien zurückberufen, übernahm er 1848 als Ordinarius für Staatsarzneikunde die Lehrkanzel für gerichtliche Medizin, die er bis zu seiner Pensionierung 1875 innehatte. Unter seiner Ägide konnten die Arbeitsbedingungen an der Gerichtsmedizin wesentlich verbessert werden. Während der Revolution 1848 fungierte D. als Mitglied des Sicherheitsausschusses und der Nationalgarde; 1851/52, 1854/55, 1858/59, 1861/62, 1865/66 und 1867/68 Dekan der medizinischen Fakultät. D. gehörte zu den wichtigsten Vertretern der Lehren Rokitanskys und →Josef von Skodas, zu deren engstem Freundeskreis er auch zählte. Im Auftrag der österreichischen Regierung unternahm er 1849 und 1850 eine Studienreise nach Ägypten und in die Türkei, um gemeinsam mit →Karl Sigmund von Ilanor und Gerhard von Breuning die dortigen Präventionsmaßnahmen gegen die Verbreitung der Cholera kennenzulernen, die auf Druck der europäischen Länder eingeführt wurden. Wissenschaftlich trat D. wenig hervor. Er verfasste einige Arbeiten und hielt Vorträge über Erkrankungen des Herzens, darunter zu Endocarditis, über forensische Pathologie, auch in Hinblick auf ihre Techniken, Stomatitis aphthosa und Soor. Ab 1861 fungierte er u. a. als Verwaltungsrat der Gesellschaft der Ärzte in Wien. D. war Offizier des königlich-griechischen Erlöser-Ordens und erhielt 1875 die kaiserliche Anerkennung ausgesprochen.

L.: Die Presse, Wiener Allgemeine Zeitung, 30., NFP, 31. 7., 1. 8. 1888; Lesky, s. Reg.; Internationale klinische Rundschau 2, 1888, Sp. 1279; Biografický slovník Pražské lékařské fakulty 1348–1939, 1, 1988; K. H. Tragl, Geschichte der Gesellschaft der Ärzte in Wien seit 1838, 2011, s. Reg.; Alservorstadtpfarre, Pfarre Maria Treu, UA (mit Bild), alle Wien; UA, Praha, CZ.
(G. Vavra)   
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)