Dolenc, Metod (Method) (1875–1941), Jurist und Fachschriftsteller

Dolenc Metod (Method), Jurist und Fachschriftsteller. Geb. Slap, Krain (SLO), 19. 12. 1875; gest. Lubiana, Italien (Ljubljana, SLO), 10. 10. 1941; röm.-kath. Sohn des Agronomen, Fachlehrers und Schriftstellers sowie Direktors der Landwirtschaftsschule in Zwergenburg bzw. (nach ihrer Übersiedelung) in Stauden bei Rudolfswerth Rihard (Richard) Dolenc und dessen Frau Terezija (Therese) Dolenc, geb. Pasta, Schwager von →Ernest Dereani. ‒ D. besuchte das Gymnasium in Laibach und später in Rudolfswerth, wo er 1893 maturierte. Nach einjährigem Militärdienst studierte er 1894–98 Rechtswissenschaften in Wien; Dr. iur. 1899. In Wien war er 1897 auch Präses des akademischen Vereins Slovenija. 1898 wurde D. als Rechtspraktikant zum Auskultanten für den Grazer Oberlandesgerichtssprengel ernannt. Nach zwei Jahren Gerichtspraxis in Rudolfswerth legte er 1900 die Richteramtsprüfung ab und war als Gerichtsadjunkt Anwärter auf das Richteramt. 1905 wechselte er in das Sekretariat des Oberlandesgerichts in Graz, wo er u. a. als Bibliothekar tätig war. D. hielt daneben Fortbildungskurse, lehrte an der Universität Graz und war Mitglied des Juristenvereins. Er begann sich zunehmend für Kriminalistik zu interessieren und absolvierte 1907 einen Kurs für Gerichtsmedizin in Gießen. 1909 wurde er Bezirksrichter und 1912 dem Bezirksgericht für Zivilrechtssachen Graz-Umgebung zugeteilt. 1914 zum Militärdienst einberufen, war D. als Verpflegs-Oberoffizial, Militärrichter, Oberleutnant und Hauptmann-Auditor im I. Armeekommando an der Ost- und Südfront sowie in Krain im Einsatz. 1917 zum Oberlandesgerichtsrat befördert, ging er nach dem 1. Weltkrieg nach Ljubljana, war am dortigen Oberlandesgericht sowie als Professor für Strafrecht an der neu gegründeten Universität tätig und wurde 1920 auf den Lehrstuhl für Kriminalistik und Rechtsgeschichte berufen; dreimal Dekan der juridischen Fakultät, 1929/30 Rektor. Zwei Jahrzehnte lang war er Vorsitzender des juridischen Vereins Pravnik, ab 1920 Mitglied der ständigen Gesetzgebungs-Kommission des SHS-Justizministeriums (Sektion Strafrecht) und somit maßgeblich an der Schaffung der Strafgesetzgebung im Königreich SHS beteiligt. D. sorgte ab 1922 für einen regen Austausch unter den jugoslawischen Rechtsgelehrten, referierte häufig und verfasste über 600 wissenschaftliche Publikationen in slowenischer, serbokroatischer, deutscher und französischer Sprache, u. a. in den Periodika „Zbornik znanstvenih razprav“, „Slovenski pravnik“ (wo er selbst redaktionell mitarbeitete), „Archiv für Kriminal-Anthropologie und Kriminalistik“, „Mjesečnik“, „Zeitschrift für Notariat und freiwillige Gerichtsbarkeit“ und „Allgemeine österreichische Gerichts-Zeitung“. Auf D.ʼ Initiative erschien die rechtshistorische Reihe „Pravni spomeniki slovenskega naroda“, deren erster Band 1940 seine „Gorske bukve“ mit Quellen zu Bergrecht und Weinbau bildeten. Zu seinen bedeutendsten rechtshistorischen Arbeiten zählen außerdem eine 1924 veröffentlichte Studie zur Geschichte der Rechtssprechung der Zisterzienserabtei Landstraß sowie der Jesuiten in Pletriach („Pravosodstvo cistercienške opatije v Kostanjevici in jezuitske rezidence v Pleterju od konca 16. do konca 18. stoletja“, in: Zbornik znanstvenih razprav 3, 1923–24), die rechtsvergleichende Untersuchung „Dušanov zakonik“ (1925), die strafrechtliche Aspekte eines Hexenprozesses des 15. Jahrhunderts untersuchende Fallstudie „Kazenska pravda zoper Veroniko Deseniško“ (1930) sowie eine 1935 erschienene Zusammenschau der Rechtsgeschichte des slowenischen Raums („Pravna zgodovina za slovensko ozemlje“). Mehrere umfangreiche Monographien widmete D. dem jugoslawischen Strafrecht („Tolmač h kazenskemu zakoniku Kraljevine Jugoslavije“, 1929, kroatisch 1930; „Sodni kazenski postopnik Kraljevine Jugoslavije“, 1932, serbisch 1933; „Sistem celokupnega kazenskega prava Kraljevine Jugoslavije“, gemeinsam mit Aleksander Maklecov, 1934, serbisch 1935). Bemerkenswert ist das Engagement D.ʼ gegen die Todesstrafe sowie seine ablehnende Haltung gegen jegliche Verletzung der körperlichen Integrität als Bestrafung für Delinquenten (z. B. Kastration bei Sexualstraftätern), aber auch gegen Zwangssterilisation, Euthanasie und Abtreibung. Grundlage dieser Haltung war D.ʼ Überzeugung, dass sich das (Straf-)Recht an grundlegenden ethischen Werten orientieren müsse, weshalb er auch die Einbeziehung von Geschworenen bei Strafprozessen befürwortete. D. betätigte sich daneben literarisch sowie als Pianist und Sänger. Ab 1928 war er korrespondierendes Mitglied der jugoslawischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Zagreb, 1938 Mitbegründer sowie in der Folge o. Mitglied der Akademija znanosti in umetnosti in Ljubljana sowie ab 1933 Ehrendoktor der Universität Bratislava; Träger des St.-Sava-Ordens III. Klasse. Sein wissenschaftlicher Nachlass befindet sich im Archiv der Universität Ljubljana.

Weitere W. (s. auch Zgodovina slovenske univerze; Polec): Valvasor in slovenska ljudska sodišča, in: Glasnik Muzejskega društva za Slovenijo 9, 1928; Die niedere Volksgerichtbarkeit unter den Slovenen von Ende des 16. bis Anfang des 19. Jahrhunderts, in: Jahrbücher für Kultur und Geschichte der Slaven 5, 1929; Ljudsko pravo pod žužemperško in soteško gorsko gosposko od konca 17. do začetka 19. stoletja, in: Časopis za zgodovino in narodopisje 25, 1930; Pravnozgodovinski prikaz dokaznega postopanja pri sodiščih slovenskega ozemlja ..., in: Zbornik znanstvenih razprav 14, 1938; Pravnozgodovinska študija o prisegi pri Slovencih, ebd. 16, 1940.
L.: PSBL; SBL (mit Karikatur); Ko je ko u Jugoslaviji, 1928; Zgodovina slovenske univerze v Ljubljani do leta 1929, (1929), passim (mit W.); Who’s who in Central and East-Europe 1935/36, ed. St. Taylor, 2. Aufl. 1937; J. Polec, in: Zbornik znanstvenih razprav 18, 1941–42, S. 23ff. (mit Bild und W.); Hrvatska enciklopedija, 1945; B. Marušič, Z zlatimi črkami. Življenske usode in dela velikih primorskih mož, 1987 (mit Bild); Enciklopedija Slovenije 2, 1988 (mit Bild); Primorci.si (mit Bild, Zugriff 4. 7. 2016); UA, Wien.
(M. Reichmayr)  
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)