Doménigg (Domenigg), Karl Ludwig; Ps. Karl Ludwig (1867–1950), Alpinist, Journalist und Funktionär

Doménigg (Domenigg) Karl Ludwig, Ps. Karl Ludwig, Alpinist, Journalist und Funktionär. Geb. Laibach, Krain (Ljubljana, SLO), 2. 6. 1867; gest. Salzburg (Salzburg), 2. 6. 1950; röm.-kath., später möglicherweise evang. Sohn des Handelsmanns Andreas Doménigg und der Emilie Doménigg, geb. Schmiedl; ab 1920 verheiratet mit Bogumilla Leopoldine Doménigg, geb. Ziegler (geb. 31. 10. 1887). – D., der durch seine Mutter schon im Kindesalter mit dem Bergsteigen vertraut gemacht wurde, besuchte das Gymnasium in Graz. 1887–95 fungierte er als Sekretär des Landesverbands für Fremdenverkehr in der Steiermark sowie als Redakteur der Grazer „Tagespost“. 1896–1904 wirkte er als Kurdirektor in Gries bei Bozen. Um 1900 übersiedelte er nach Bozen, wo er daneben als Redakteur der „Bozner Zeitung“ arbeitete. Gleichzeitig bemühte er sich beiderorts um die Förderung des Fremdenverkehrs. Ab 1905 amtierte er als leitender Sekretär des Landesverbands für Fremdenverkehr in Wien und Niederösterreich, ehe er 1913 als Kur- und Verkehrsdirektor nach Bozen zurückkehrte. Während des 1. Weltkriegs übernahm er das Kriegsfürsorgeamt an der Tiroler Front. Nach dem Krieg war er in führender Position in der Azienda di cura, soggiorno e turismo tätig und erhielt 1923 die italienische Staatsbürgerschaft. 1929 schied er als letzter „österreichischer“ Beamter aus dem Dienst in Südtirol aus, zog nach Salzburg und wurde Direktor des dortigen Landesverbands für Fremdenverkehr. 1931 stellte man D. in den Dienst des Landesverkehrsamts Salzburg, wo er die Abteilung Landesreisedienst leitete. 1934 schied er aufgrund der Tausend-Mark-Sperre von diesem Posten und widmete sich erneut der Journalistik. Während des 2. Weltkriegs war er in der Zentralkartei des Salzburger Arbeitsamts der Heeresstandortverwaltung und im Heeresbekleidungsamt eingesetzt. Als 1945 der Deutsche Alpenverein aufgelöst wurde, wirkte D. zunächst als kommissarischer Leiter und ab 1946 als Geschäftsführer des Liquidationsausschusses des Alpenvereins für das Land Salzburg. 1948 erhielt er wieder die österreichische Staatsbürgerschaft. Bekanntheit erlangte D. als Alpinist, der in sieben Jahrzehnten rund 5.000 Gipfel bestieg und an 53 Erstbesteigungen und 99 Erstbegehungen teilnahm. Mit Größen wie Viktor Wolf Edler von Glanvell, →Günther Freiherr von Saar, Felix König, →Aemilius Hacker und Hans Reinl war er v. a. in den Dolomiten unterwegs. Er bestieg u. a. 1896 den Kleinsten Zwölfer (Glanvellturm), 1897 den Dito di Dio, 1902 die Pisciadù-Nordwand und 1904 die Santnerspitze-Nordwand sowie die Nordwand der Cima di Val di Roda. Als sein größter Wanddurchstieg gilt die Nordwand des Triglav, die er trotz schlechter körperlicher Verfassung durchführte. Zu Weihnachten 1900 gelang ihm gemeinsam u. a. mit Saar und Othmar Sehrig die erste Skibesteigung des Großvenedigers sowie 1904 die der vereisten Wandspitze in den Zillertaler Alpen. Vier Sommer widmete er gemeinsam mit Wolf von Glanvell und Saar der Erforschung der bis dahin völlig unberührten Clautaner Alpen. D. leistete wichtige Erschließungsarbeit v. a. in den Südtiroler Dolomiten und im Hochschwabgebirge. Darüber hinaus hatte er Anteil am alpinen und hochalpinen Schrifttum Österreichs und verfasste Arbeiten zum Fremdenverkehrswesen. U. a. erschienen seine Beiträge in der „Österreichischen Touristen-Zeitung“, in der „Fremden-Zeitung“ und in der „Österreichischen Alpenpost“. Erwähnenswert sind sein um 1900 publiziertes dreisprachiges illustriertes Prachtalbum „Im Bannkreise des Rosengarten“ über den Raum Bozen-Gries, die dazugehörige Bergwelt sowie die dortigen Bäder und Kurorte und seine 1949 veröffentlichte Monographie „Ein Bergsteigerleben“. D. fungierte u. a. 1903–04 als Vizepräsident des Österreichischen Touristenclubs und 1905–10 als Vorstand des Österreichischen Gebirgsvereins. 1910 wurde er ao. Mitglied der Gesellschaft für Lichtbildnerei im Österreichischen Gebirgsverein. Im selben Jahr wurde ihm der Titel kaiserlicher Rat verliehen.

Weitere W.: Auf selten betretenen Pfaden, in: Oesterreichische Touristenzeitung 13, 1893, 14, 1894, 16, 1896; Kurort Gries bei Bozen, Südtirol, 1904; Panorama vom Rittnerhorn (2261 m) bei Bozen (Sarnthaleralpen), 1904 (gem. mit A. Walther); Bozner Führer ..., 1926 (gem. mit H. Kiene).
L.: Bote für Tirol, 5. 10. 1904; Salzburger Volkszeitung, 31. 5., Salzburger Tagblatt, 2. 6. 1947; Berge und Heimat 2, 1947, S. 119f.; Alpinwiki (mit Bild, Zugriff 20. 1. 2020); Salzburgwiki (Zugriff 20. 1. 2020); Salzburger Landesarchiv, Salzburg; Stolna cerkev Sv. Nikolaja, Ljubljana, SLO.
(G. Vavra)   
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)