Doppelbauer (Doppelbaur), Franz Sales Maria (1845–1908), Bischof

Doppelbauer (Doppelbaur) Franz Sales Maria, Bischof. Geb. Waizenkirchen (Oberösterreich), 21. 1. 1845; gest. Linz (Oberösterreich), 2. 12. 1908; röm.-kath. Sohn des Fleischhauers Johann Doppelbaur und seiner Ehefrau Katharina Doppelbaur, geb. Hampersberger, Bruder der bei den Barmherzigen Schwestern eingetretenen Ordensfrau Katharina Doppelbauer. – D. absolvierte als Zögling des Knabenseminars der Jesuiten auf dem Linzer Freinberg 1856–65 das dortige Gymnasium. Ab 1865 studierte er als Alumne des Priesterseminars Theologie. Nach der Priesterweihe 1868 wirkte er 1868/69 als Generalpräfekt des Priesterseminars, ehe er 1869–76 als Kooperator in Steyr tätig war. Dort bemühte er sich um die seelsorgliche Betreuung böhmischer Industriearbeiter und unterstützte den Katholischen Gesellen-, Arbeiter- und Frauenverein. D. gehörte auch zu den ersten Redakteuren der 1876 gegründeten „Steyrer Zeitung“. Ab 1876 hielt er sich zu Studienzwecken in Rom auf, wo er 1878/79 als Vizerektor des Collegio Teutonico di Santa Maria dell’Anima fungierte; 1878 Dr. theol. und 1879 Dr. iur. can. in Rom. Ab 1879 Konsistorialsekretär in Linz und 1881 zum Geistlichen Rat ernannt, leitete D. ab 1882 die Konsistorialkanzlei (1884 Konsistorialrat) und wirkte ab 1885 im Diözesangericht. In der Folge erneut in Rom, war er 1887/88 Rektor der Anima, wo er für Kinder deutscher Katholiken eine katechetische Schule einrichtete. Im Dezember 1888 als Nachfolger des Linzer Bischofs →Ernst Müller nominiert, war D. der erste aus der Diözese stammende Linzer Oberhirte; kanonische Institution im Februar 1889, Bischofsweihe im März desselben Jahres in der Kirche Santa Maria dell’Anima in Rom, Inthronisation im Mai im noch unvollendeten Neuen Dom in Linz. D. bemühte sich v. a. um Priesterberufungen. Er gründete eine Marianische Kongregation im Priesterseminar und den Salesius-Verein, um den geistlichen Nachwuchs zu fördern, sowie Knabenkonvikte in Freistadt und Linz. 1895–97 ließ er das Bischöfliche Knabenseminar (Kollegium Petrinum) in Urfahr errichten und 1898–1900 das Priesterseminar erweitern. In D.s Amtszeit wurde auch der Bau des von →Franz Josef Rudigier (dessen Seligsprechungsverfahren D. 1895 einleitete und dessen Schriften und Predigten er herausgab) begonnenen Neuen Doms in Linz vorangetrieben und fast vollendet. D. eröffnete weiters 1891 ein Lehrerkonvikt sowie 1904 eine Privatlehrerbildungsanstalt in Linz, die 1908 das Öffentlichkeitsrecht erlangte. Er förderte die katholische Privatlehrerinnenanstalt der Schulschwestern in Vöcklabruck sowie das katholische Vereins- und Pressewesen, unterstützte den Bau eines neuen Pressvereinshauses in Linz und die journalistische Tätigkeit von Priestern. Als Bischof saß D., der ein entschiedener Konservativer und Gegner der christlichsozialen Bewegung war und in seinem Priesterseminar die „Reichspost“ untersagte, 1888–1908 im Landtag. Seit seinem Amtsantritt agierte er – als Verfechter des Integralismus – gegen modernistische Tendenzen in Theologie und Kirche und forderte etwa die Zensur der seit 1848 von den Linzer Theologieprofessoren herausgegebenen „Theologisch-praktischen Quartal-Schrift“. 1893 veranlasste D. die Einstellung der Mitarbeit des engagierten christlichsozialen Politikers, Priesters und Professors →Josef Scheicher. Dessen Ausscheiden aus der Redaktion erregte großes Aufsehen, da er v. a. im jungen Klerus zahlreiche Anhänger hatte. Ein weiteres Opfer der „Modernistenkämpfe“ in Linz war Karl Fruhstorfer, Professor für Altes Testament, der von D. zwischenzeitlich als „Modernist“ verdächtigt wurde, weil er bei seinen Vorlesungen die zeitgenössische protestantische Exegese berücksichtigte. Dagegen förderte D. den Dominikanerpater Albert Maria Weiß, der fast zwei Jahrzehnte lang die „Quartal-Schrift“ als antimodernistische Plattform nutzte. D. bekundete seine Anhänglichkeit und Treue zum Papsttum mit insgesamt 14 Romfahrten. Er verstarb kurz vor Durchführung einer Diözesansynode. 1887 zum päpstlichen Hausprälaten, 1893 zum päpstlichen Thronassistenten ernannt, erhielt D. 1900 das Großkreuz des Ordens vom Heiligen Grab und 1902 das Großkreuz des großherzoglich-toskanischen Zivilverdienstordens. Er war weiters Träger des päpstlichen Ehrenkreuzes Pro ecclesia et pontifice und erhielt 1888 das Ritterkreuz des Ordens der Eisernen Krone III. Klasse verliehen; 1894 Kommandeur des Leopold-Ordens, 1903 Geheimer Rat.

W.: Übungstafel für die katholischen Schulkinder, 1872; Das heilige Haus zu Loreto, 1875; Geschichte des katholischen Frauenvereins in Steyr in seinem 25jährigen Bestande und der Erziehungsanstalt armer Schutzmädchen bis zum Ende des Jahres 1874, 1876.
L.: Bautz; Gatz, Bischöfe (mit Bild); J. Zöchbaur, Dr. F. M. D., 1909 (mit Bild); E. Saurer, Die politischen Aspekte der österreichischen Bischofsernennungen 1867–1903, 1968, s. Reg.; H. Slapnicka, Oberösterreich – Die politische Führungsschicht 1861 bis 1918, 1983 (mit Bild); P. Gradauer, in: Die Bischöfe von Linz, ed. R. Zinnhobler, 1985, S. 198ff. (mit Bild); R. Zinnhobler, in: Neues Archiv für die Geschichte der Diözese Linz 13, 1999/2000, S. 123ff.; R. Zinnhobler, Das Bistum Linz. Seine Bischöfe und Generalvikare (1783/85–2000), 2002, s. Reg. (mit Bild); R. Zinnhobler, in: Stadtarchiv und Stadtgeschichte ... Festschrift für F. Mayrhofer ..., 2004, S. 427ff. (mit Bild); R. Zinnhobler, Der lange Weg der Kirche vom Ersten zum Zweiten Vatikanischen Konzil, 2005, s. Reg.; M. Sohn-Kronthaler, in: The Reception and Application of the Encyclical Pascendi, ed. C. Arnold – G. Vian, 2017, S. 93ff.; Pfarre Waizenkirchen, Oberösterreich.
(M. Sohn-Kronthaler)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 3, 1956), S. 196
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