Dostal, Hermann (1874–1930), Kapellmeister und Komponist

Dostal Hermann, Kapellmeister und Komponist. Geb. Střelitz, Mähren (Uničov, CZ), 6. 4. 1874; gest. Wien, 20. 12. 1930; röm.-kath. Aus einer Musikerfamilie stammend. Sohn des Militärmusikers und Schankpächters Johann Dostal und seiner Frau Carolina Dostal, geb. Gabriel, Onkel des Operettenkomponisten Nico Dostal (geb. Korneuburg, Niederösterreich, 27. 11. 1895; gest. Salzburg, Salzburg, 27. 10. 1991). – D. studierte Violine und Harfe am Prager Konservatorium und wurde dann Musikeleve beim Infanterieregiment Nr. 93 in Olmütz sowie beim bosnisch-herzegowinischen Infanterieregiment Nr. 4 in Wien, wo er sich auch beim Harfenisten Anton Zamara weiterbildete. →Franz Lehár, Militärkapellmeister bei den „26ern“ in Wien, veranlasste den Übertritt D.s in das von ihm dirigierte Orchester und empfahl ihn als seinen Nachfolger, als das Regiment von Wien nach Raab abrückte. 1902–10 war D. Militärkapellmeister beim Infanterieregiment Nr. 26. 1911 erfolgte sein Wechsel zu den „67ern“ in Wien. Im Jänner 1918 wurde er Militärkapellmeister beim Infanterieregiment Nr. 99, gleichfalls in Wien. Mit dem Marsch „Vom Donaustrand“ von →Alfons Czibulka marschierte D. im November 1918 als letzte Burgmusik der Donaumonarchie durch das Tor der Wiener Hofburg. In der Zwischenkriegszeit dirigierte er in Wien Zivilkapellen, u. a. im Türkenschanzpark, im Kursalon im Stadtpark und im Restaurant Kadermann im Prater. Neben Operetten komponierte er mehr als zwei Dutzend Märsche, darunter „Mit klingendem Spiel“ (auch „Port Arthur-Marsch“) und „Toreador“. Noch heute häufig gespielt wird sein „Fliegermarsch“ aus der Operette „Der fliegende Rittmeister“, die 1912 im Wiener Apollo-Theater uraufgeführt wurde.

Weitere W.: Operetten: Eine göttliche Nacht, Das geborgte Schloß, Urschula, Nimm mich mit. – Märsche: Eins-zwei-drei, Frisch drauf los, Gruß aus Raab, Zwei-Kaiser-Marsch, Raita-induló (Ran an den Feind), Csebogár-Marsch (Maikäfer-Marsch).
L.: NWT, 20. (Abendausgabe), Illustrierte Kronen-Zeitung (mit Bild), Neuigkeits-Welt-Blatt, 21. 12. 1930; oeml; Suppan, Blasmusik; W. Suppan – R. Stanek, in: Österreichische Blasmusik 18, 1970, H. 10, S. 4; F. Rathner, Die bewaffnete Macht Österreich-Ungarns 1618–1918 in ihren Märschen, 1980, 2, S. 52f., 3, S. 47, 112 (Typoskript); A. Suppan, Repertorium der Märsche für Blasorchester 1, 1982, S. 59, 2, 1990, S. 78f.; M. Hodík, Aus alten Regiments-Matrikeln 2, 1986, S. 1ff.; L. Marosi, Ket Évszázad Katonazenéje Magyarországon, 1994, S. 180, 203; E. Anzenberger-Ramminger u. a., Märsche der k. u. k. Zeit, 2004, S. 29; KA, Pfarre Unsere Liebe Frau zu den Schotten, WStLA, alle Wien; Pfarre Renoty, CZ.
(F. Anzenberger)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)