Dreger, Julius (1861–1945), Geologe und Paläontologe

Dreger Julius, Geologe und Paläontologe. Geb. Triest, Freie Stadt (Trieste, I), 16. 9. 1861; gest. Königstetten (Niederösterreich), 30. 9. 1945; evang. AB. Enkel des Lehrers und Liederdichters Friedrich Samuel Dreger (geb. Berlin, Preußen/D, 20. 2. 1798; gest. ebd., 14. 8. 1859), Sohn des Redakteurs Karl Dreger (geb. Berlin, 8. 11. 1825; gest. Wien, 17. 12. 1896) und der Auguste Dreger, geb. Wöllert (geb. Neustrelitz, Mecklenburg-Strelitz/D, 8. 8. 1828; gest. Wien, 2. 11. 1900), Bruder von →Moritz Dreger, Vater von Helga Dreger (1900–1945); ab 1899 verheiratet mit Olga Dreger, geb. Huth (geb. Cilli, Steiermark / Celje, SLO, 11. 4. 1867). – Nach dem Besuch des Schottengymnasiums und der achten Klasse am Josefstädter Gymnasium in Wien studierte D. ab 1882 Naturwissenschaften an der dortigen Universität, wobei er im ersten Studienjahr den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim Infanterieregiment Nr. 34 ableistete (1883 Reserve-Offizier). Während der Ausbildung forschte er am paläontologischen Institut unter →Melchior Neumayr an fossilen Armfüßern; 1887 Dr. phil. Seine Dissertation erschien 1888 unter dem Titel „Die tertiären Brachiopoden des Wiener Beckens“ (in: Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns und des Orients 7) auch gedruckt. Schon während seiner Studienzeit arbeitete D. als Volontär an der Geologischen Abteilung des Naturhistorischen Hofmuseums in Wien. 1888 wurde er zum Aushilfs-Assistenten am Geologischen Institut der Universität Wien bei →Eduard Sueß ernannt. 1890–92 schließlich als Assistent bei Sueß tätig, trat D. 1892 als Praktikant in die Geologische Reichsanstalt ein. 1897 zum Assistenten, 1899 zum Adjunkten, 1902 zum Geologen sowie 1912 zum Chefgeologen befördert, wurde er 1918 in den aktiven Dienst der Republik Österreich übernommen; 1920–22 Vizedirektor der Geologischen Bundesanstalt. 1908 zum Bergrat, 1920 zum Oberbergrat und 1921 zum Hofrat ernannt, trat D. Ende 1922 in den Ruhestand. Nach den paläontologischen Arbeiten „Die Gastropoden von Häring bei Kirchbichl in Tirol“ (in: Annalen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums 7, 1892) und „Ueber einige Versteinerungen der Kreide- und Tertiär-Formation von Corcha in Albanien“ (in: Jahrbuch der kaiserlich-königlichen Geologischen Reichsanstalt 42, 1893) widmete sich D. verstärkt der geologischen Kartierung der Untersteiermark. Daraus resultierten die Kartenblätter Pragerhof, Pettau und Rohitsch sowie einige gedruckte Aufsätze, wie beispielsweise „Geologische Beschreibung der Städte Pettau und Friedau und des östlichen Theiles des Kollosgebirges in Südsteiermark“ (in: Verhandlungen der kaiserlich-königlichen Geologischen Reichsanstalt, 1894). Später auch im Bereich der angewandten Geologie tätig, fungierte er als Gutachter bei Quellfassungen, Talsperrenanlagen oder Kanal-Projekten wie dem Donau-Oder-Kanal. Ab 1893 war D. zudem mit der Neuaufstellung und Betreuung der Sammlungen der Geologischen Reichsanstalt beschäftigt, worin sein wissenschaftlich größtes Verdienst lag. In der Zwischenkriegszeit umfasste die museale Ausstellung der Geologischen Bundesanstalt 22 Räume. Im Sinne der Volksbildung engagierte sich D. in diversen naturwissenschaftlichen Vereinen und publizierte hierzu einige populäre Aufsätze wie „Über die Entstehung der Gebirge“ (in: Mittheilungen der Section für Naturkunde des Österreichischen Touristen-Clubs 1, 1889) und „Ein geologischer Ausflug nach Bosnien und in die Herzegowina“ (ebd. 17, 1905). 1910 zum Mitglied der Geologischen Gesellschaft in Wien ernannt, fungierte er 1916/17 als deren Präsident.

Weitere W.: s. Beck-Mannagetta; Waldmann.
L.: Eisenberg 2; Jb. der Wr. Ges.; PSBL; Wer ist’s?, 1935; Geographen-Kalender 11, 1913, S. 173; P. Beck-Mannagetta, in: Verhandlungen der Geologischen Bundesanstalt, 1947, S. 129ff. (mit W.); L. Waldmann, in: Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien 36/38, 1949, S. 333ff. (mit W.); H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae (= Catalogus Fossilium Austriae 15), 1971; Lutherische Stadtkirche, UA (mit Bild), beide Wien; Mitteilung Martin Georg Enne, Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)