Drexler, Anton; bis 1859 Drechsler (1858–1940), Architekt

Drexler Anton, bis 1859 Drechsler, Architekt. Geb. Wien, 2. 7. 1858; gest. ebd., 28. 1. 1940; röm.-kath. Sohn des Bautischlermeisters und Stiegengeländerherstellers Johann Drechsler (gest. 1894) und von Anna Drechsler, geb. Gressl, Bruder von →Josef Drexler; ab 1892 mit Rosa Maria Ruziczka verheiratet; drei Kinder. – Nach der Volksschule verbrachte D. aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten des Vaters seine Jugendzeit bei seinem Onkel im böhmischen Taus (Domažlice) und absolvierte dort das Humanistische Gymnasium. 1875 kehrte er nach Wien zurück, wo er bis 1879 an der Akademie der bildenden Künste in der Spezialschule Hansen studierte. Mit seinem Lehrer →Theophil Frh. von Hansen unternahm er nach Studienabschluss eine Reise nach Italien. 1880 erhielt D. eine Anstellung im Atelier des Architekten Adolf Feszty von Martos in Budapest: Dort war er als Bauleiter an zahlreichen Bauvorhaben beteiligt und sammelte beim Ausbau des Budapester Rennplatzes Erfahrungen, die er in späteren Jahren in Wien (Galopprennbahn Freudenau, 1885–87, Wiener Trabrennverein Krieau, 1910) umsetzen konnte. Nach Wien zurückgekehrt, trat er 1883 in die Baufirma seines älteren Bruders Josef ein, 1884 wurde er Teilhaber der Firma Brüder (Gebrüder) Drexler. Der Schwerpunkt der Tätigkeit der beiden Architekten lag in der Errichtung einer Vielzahl von Wohn- und Geschäftshäusern, die durch reichen barocken Dekor und zum Teil aufwendige Fassadenmalerei sowie Vergoldungen ein repräsentatives Aussehen erhielten. Um 1910 flossen auch Motive des Jugend- bzw. Heimatstils in die Außengestaltungen ein. Zu den meistbeachteten Gebäuden zählte das Geschäftshaus Palais des Beaux Arts in Wien 3, das ursprünglich als Modezentrum Chic Parisienne konzipiert war. Die mit Erkern rhythmisierte Fassade findet ihren Höhepunkt in dem hohen Eckturm, ein Mittelerker und seitliche Balkone bewirken eine vielfältige Gliederung. Zu den weiteren Arbeiten (Details s. →Josef Drexler) zählen Schulen, Amtshäuser und eine Reihe von Bauten für Pferderennbahnen. Auf Grund von Unstimmigkeiten lösten die Brüder 1912 ihr gemeinsames Atelier auf. Die Wirren des 1. Weltkriegs sowie die wirtschaftliche Stagnation der Zwischenkriegszeit trugen wohl dazu bei, dass D. allein nicht mehr Fuß fassen konnte; bis zu seinem Tod errichtete er nur mehr zwei Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien im damals üblichen Formenkanon (darunter 1925 eine Wohnhausanlage der Gemeinde Wien in Wien 14, gemeinsam mit Rudolf Sowa). Ab 1911 fungierte er als gerichtlich beeideter Sachverständiger und Schätzmeister für Architektur und Hochbau, wurde 1918 Baurat und 1922 Oberbaurat; 1908 Ritter des Franz Joseph-Ordens. D. war ab 1885 Mitglied des Niederösterreichischen Gewerbevereins, ab 1908 der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs und ab 1909 des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins (1912 Obmann-Stellvertreter).

Weitere W.: s. Architektenlexikon.
L.: AKL; Czeike; Jb. der Wr. Ges.; Kosel 1; Thieme–Becker; P. Kortz, Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts 2, 1906; M. Paul, Technischer Führer durch Wien, 1910, s. Reg.; H. und R. Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934, 1980; A. Lehne, Jugendstil in Wien, 1989; R. M. Kuttig, Die Architektur von A. & Josef D. in Wien 1–2, historisch-kulturwissenschaftliche DA Wien, 2008; Architektenlexikon Wien 1770–1945, www.architektenlexikon.at (m. B., W. u. L., Zugriff 22. 1. 2014); ABK, Wien.
(I. Scheidl)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)

Medien
Der 1892 gem. mit seinem Bruder Josef D. errichtete Columbus-Hof, Wien 10
Das 1901 errichtete Mietshaus, wo sich auch das Atelier der Brüder D. befand, Wien 3, Kolonitzgasse 4
Das 1908-09 errichtete Palais des Beaux Arts in Wien 3, Löwengasse 47-47A