Ebenhoch, Alfred (1855–1912), Politiker, Jurist und Schriftsteller

Ebenhoch Alfred, Politiker, Jurist und Schriftsteller. Geb. Immenstaad am Bodensee, Großherzogtum Baden (D), 18. 5. 1855; gest. Wien, 30. 1. 1912; röm.-kath. (begraben: Wels, Oberösterreich). Enkel von Alois Jakob Ebenhoch, Hufschmied in Feldkirch, Sohn von Christian Gebhard Ebenhoch, Amtsschreiber und Spediteur in Bregenz; ab 1883 verehelicht mit Josefine Maria Isabella Ebenhoch, geb. Rhomberg (1862–1931), Tochter eines Polizeirats. – E. besuchte 1866–68 das Gymnasium in Innsbruck, 1868–72 die Stella Matutina in Feldkirch sowie 1872–74 das Gymnasium in Brixen und studierte ab 1875 bzw. ab 1880 an den Universitäten Innsbruck, wo er sich der katholischen Verbindung Austria anschloss, und Prag Jus; 1881 Dr. jur. der Universität Innsbruck. 1878 nahm er mit dem Tiroler Kaiserjägerregiment am Okkupationsfeldzug in Bosnien und der Herzegowina, zuletzt als Oberjäger, teil. 1883–84 absolvierte E. das Gerichtsjahr in Wien und war ab 1884 Konzipient in der Rechtsanwaltskanzlei von →Andreas Naschberger in Linz, gab diesen Beruf jedoch bald auf und widmete sich seinen politischen und schriftstellerischen Ambitionen. 1888–1901 und 1903–11 war er Abgeordneter zum Reichsrat, 1889–1909 zum oberösterreichischen Landtag; 1897 Landesausschuss von Oberösterreich (1890 bereits Ersatzmann), war E. 1898–1907 Landeshauptmann von Oberösterreich und ließ in dieser Funktion u. a. Flussregulierungen nach den Hochwasserkatastrophen von 1897 und 1899 durchführen. 1901 war er Mitbegründer und Obmann des Landesverbands zur Hebung des Fremdenverkehrs in Oberösterreich. Von November 1907 bis November 1908 fungierte E. als Ackerbauminister im Kabinett Beck und konnte das Problem der Forst- und Weideservitute regeln, das Budget des Meliorationsfonds verdoppeln und einen Gesetzesentwurf über die Abwehr und Tilgung von Tierseuchen vorlegen. 1891–98 Obmann des Katholischen Volksvereins für Oberösterreich und der Katholischen Volkspartei sowie 1895 Obmannstellvertreter der Katholischen Volkspartei, gehörte E., ein Freund →Karl Luegers, 1907 zu den treibenden Kräften des Zusammenschlusses der Katholischen Volkspartei mit den Christlichsozialen. 1910 wurde er Obmannstellvertreter der Christlichsozialen Partei. E. erhielt u. a. 1901 das Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens mit dem Stern, 1908 wurde er mit dem Orden der Eisernen Krone I. Klasse und dem Titel Geheimer Rat ausgezeichnet. Neben politischen Publikationen trat E., ein äußerst produktiver Schriftsteller, mit politschen und historischen Dramen sowie mit Theaterkritiken für das „Linzer Volksblatt“ hervor, 1889 hatte er die „Mühlviertler Nachrichten“ gekauft.

W. (s. auch NDB): Sieben Vorträge über die „Sociale Frage“, 1887; Organisieret Euch!, 1889; Leset mich! Einige Worte an das christliche Volk zur Orientierung im bevorstehenden Wahlkampfe, 1891; Die mündliche Gewerbe-Enquete in Oesterreich, 1894; Wanderungen durch die Gesellschaftspolitik, 1896; Was sind und was wollen die Socialdemokraten? Kleine Erzählungen für das Volk, o. J.; Dramen; etc.
L.: Czedik 3, S. 167–169; Hahn; NDB (m. W. u. L.); F. Ott – W. Wieser, Die k. k. Ackerbauminister und die Landwirtschaftsminister der Republik, in: 100 Jahre Landwirtschaftsministerium, ed. O. Dornik, 1967, S. 77–79; S. Gipp, Dr. A. E. (1855–1912), phil. Diss. Wien, 1974 (m. B.); H. Slapnicka, Dr. A. E. – ein Vorarlberger als Landeshauptmann von Oberösterreich, in: Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseums-Verein 122/123, 1978/79, S. 139–152 (m. B.); ders., Oberösterreich – Die politische Führungsschicht 1861–1918, 1983, S. 60–65 (m. B.); Die Matrikel der Universität Innsbruck, Abteilung: Rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät, bearb. P. Goller, 1998; H. Slapnicka, A. E. (1855–1912), in: Oberösterreicher 7, red. G. Marckhgott – ders., 1999, S. 33–49 (m. B.); E. Lebensaft – Ch. Mentschl, Feudalherren – Bauern – Funktionäre. Österreichs Agrarelite im 20. Jahrhundert, 2003 (m. L.); H. Bruscha, Die Familien der E. in Vorarlberg und im Allgäu, in: Archiv für Familiengeschichtsforschung 10, 2006, S. 31–55; Materialiensammlung ÖBL, Wien.
(E. Lebensaft – Ch. Mentschl)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 3, 1956), S. 208
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