Eder, Franz de Paula Albert (1818–1890), Fürsterzbischof

Eder Franz de Paula Albert OSB, Fürsterzbischof. Geb. Hallein (Salzburg), 30. 1. 1818; gest. Salzburg (Salzburg), 10. 4. 1890; röm.-kath. Vorehelicher Sohn des Salinenwachtmeisters Peter Paul Eder und dessen späterer Frau Theresia Hintner, Tochter eines bürgerlichen Handelsmanns in Hallein. – Nach dem Besuch des Akademischen Gymnasiums in Salzburg trat E. 1839 ebendort in das Benediktinerstift St. Peter ein. 1838–39 absolvierte er philosophische und 1841–44 theologische Studien in Salzburg; 1842 feierliche Profess, 1843 Priesterweihe durch Kardinal →Friedrich Fürst zu Schwarzenberg. 1845–49 wirkte E. als Kooperator in Abtenau, danach als Professor für verschiedene Fächer an dem von den Benediktinern geleiteten Staatsgymnasium in Salzburg; 1851 Dr. phil. an der Universität Innsbruck. Nach dem Tod von Abt →Albert Nagnzaun wurde er zu dessen Nachfolger gewählt. E. hob die klösterliche Disziplin sowie das religiöse und wissenschaftliche Leben der Konventualen und führte eine wirtschaftliche Sanierung des Stifts durch; 1857 fürsterzbischöflicher Geistlicher Rat. 1861–65 saß er als Abgeordneter im Reichsrat, 1863–67 und 1869–71 im Salzburger Landtag. Er gehörte zunächst der liberalen Fraktion an, wechselte aber wegen der Schulgesetzgebung (Maigesetze 1868, Reichsvolksschulgesetz 1869) zu den Katholisch-Konservativen. Wohl aufgrund seiner politisch ausgleichenden Wirkung wählte ihn im Mai 1876 das Salzburger Domkapitel als Nachfolger von Kardinal →Maximilian Joseph von Tarnóczy fast einstimmig zum Fürsterzbischof (päpstliche Bestätigung im September 1876, Konsekration und Inthronisation im Oktober desselben Jahres durch den inzwischen nach Prag transferierten Kardinal Schwarzenberg). Als Erzbischof gehörte E. 1876–90 dem Herrenhaus und als Virilist dem Salzburger und Tiroler Landtag an. In den Auseinandersetzungen um das Konkordat von 1855 zeigte sich E. in vielen Fragen moderater und weniger kämpferisch als andere Mitglieder des österreichischen Episkopats. Er pflegte einen bescheidenen Lebensstil und nahm sich, wohl auch wegen seiner Kontakte zum sozialreformerischen Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel Ketteler, der Arbeiterschaft an, allerdings erfolgte die Gründung von katholischen Arbeitervereinen erst nach seinem Tod. E. intensivierte die Volksmissionen und visitierte regelmäßig seine Pfarren, förderte den Cäcilienverein und ließ das offizielle Diözesangesangbuch „Alleluja“ herausgeben. Für den Priesternachwuchs errichtete er das Knabenseminar Borromäum. Während seiner Amtszeit kam es zu mehreren neuen Niederlassungen von Orden und Kongregationen, die Präsenz der Halleiner Schulschwestern und der Barmherzigen Schwestern nahm ebenfalls stark zu. E. forderte die Laien zu einem intensiveren Gebetsapostolat auf. Er belebte die Bruderschaften neu und unterstützte die Gründung katholischer Vereine mit religiöser oder sozialkaritativer Ausrichtung. Zwecks Errichtung einer katholischen Universität in Salzburg wurde 1884 ein entsprechender Verein ins Leben gerufen, zu dessen starkem Fürsprecher sich E. innerhalb der cisleithanischen Bischofskonferenz machte. In der Ausübung des „Privilegium Salisburgense“ zur Besetzung der Bischofsstühle der Salzburger Suffraganbistümer war E. nicht frei und musste auf die österreichischen politischen Verhältnisse Rücksicht nehmen. 1876 erhielt er das theologische Ehrendoktorat der Universität Salzburg.

L.: Gatz, Bischöfe (mit Bild); E. Saurer, Die politischen Aspekte der österreichischen Bischofsernennungen 1867–1903, 1968, s. Reg.; F. Ortner, F. de P. A. E. ..., theol. Diss. Salzburg, 1969; F. Ortner, Die Universität in Salzburg. Die dramatischen Bemühungen um ihre Wiedererrichtung 1810–1962, 1987, s. Reg.; H. Spatzenegger, in: Geschichte Salzburgs 2/3, ed. H. Dopsch – H. Spatzenegger, 1991, S. 1453ff. (mit Bild); F. Ortner, in: Österreich und der Heilige Stuhl im 19. und 20. Jahrhundert, ed. A. Paarhammer – A. Rinnerthaler, 2001, S. 123ff.; M. Kronthaler, in: Salzburg und der Heilige Stuhl im 19. und 20. Jahrhundert, ed. H. Paarhammer – Alfred Rinnerthaler, 2003, S. 67ff.; F. Ortner, Salzburgs Bischöfe in der Geschichte des Landes ..., 2005, S. 298ff.; Biographisches Lexikon des Österreichischen Cartellverbands (online, Zugriff 2. 6. 2018); Pfarre Hallein, Salzburg.
(M. Sohn-Kronthaler)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 3, 1956), S. 215
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>