Eger, Leopold (Lebel) (1836–1904), Naturwissenschaftler und Naturalienhändler

Eger Leopold (Lebel), Naturwissenschaftler und Naturalienhändler. Geb. Kremsier, Mähren (Kroměříž, CZ), 22. 11. 1836; gest. Wien, 11. 7. 1904; mos., Austritt 1888. Sohn des Privatiers Jakob Eger und der Netti Eger, geb. Schiff, Vater von →Paul Eger und dem Schriftsteller Rudolf Eger (geb. Wien, 16. 1. 1885; gest. München, D, 18. 2. 1965); ab 1873 verheiratet mit Helene Eger, geb. Matesdorfer (geb. Wien, 23. 9. 1850). – Nach dem Besuch des deutschen Gymnasiums in Brünn studierte E. ab 1863 Naturwissenschaften an der Universität Breslau; 1867 Dr. phil. an der Universität Jena. 1871 begann er in Wien einen Handel mit diversen naturhistorischen Objekten sowie Münzen und gründete im 1. Bezirk sein Mineralien-, Naturalien- und Münzen-Comptoir. Dieser Geschäftsbetrieb, fallweise als „Naturhistorisches Institut“ bezeichnet, wechselte in der Folge mehrfach den Standort innerhalb Wiens und wurde nach E.s Tod bis 1924 von seiner Witwe und 1924–28 von seinem Sohn Rudolf weitergeführt. Schon 1873 hatte E. auf der Weltausstellung in Wien eine viel beachtete Sammlung von präparierten Tieren und Mineralien gezeigt, auch später organisierte er jährliche Ausstellungen von naturhistorischen Lehrmitteln. Als Händler war er international in großem Stil tätig, so vermittelte er beispielsweise in London den Verkauf der umfangreichen Schmetterlingssammlung von →Cajetan Freiherr von Felder an Lionel Walter Rothschild. Auf publizistischem Gebiet betätigte er sich zunächst 1869, obwohl hier fachfremd, an der Debatte über den jüdischen Religionsunterricht an Schulen und verfasste dazu einerseits einen Artikel im Abendblatt der „Neuen Freien Presse“ (7. 4. 1869), andererseits legte er im selben Jahr das Heft „Zur Reform des jüdischen Religions-Unterrichtes“ vor. Sein Hauptwerk bildet das erstmals 1876 erschienene Buch „Der Naturalien-Sammler“ (6. Aufl. 1897). E. gibt darin umfangreiche Anleitungen zur Technik des Sammelns naturhistorischer Objekte, wie beispielsweise zur Anlage von Mineralien- und Pflanzensammlungen, zum Fang, zur Tötung und Konservierung von Tieren, ferner zur Anlage von Schmetterlings- und Käfersammlungen, zur Haltung lebender Organismen in Aquarien und Terrarien, wie auch zur Handhabung von biologischen materiellen Modellen und zur Aufbewahrung von Abbildungen. 1878 verfasste er einen „Grundriss der Mineralogie für Bürgerschulen, höhere Lehranstalten und zur Selbstbelehrung“ als methodischen Leitfaden für Mineraliensammlungen an Schulen. Einige kleinere Aufsätze mit naturgeschichtlichem Inhalt erschienen in Tageszeitungen und populären Zeitschriften, wie beispielsweise „Ueber Meteoriten“ (in: Neue Freie Presse, 22. 4. 1880) und „Der Bernstein“ (in: Die Heimat. Illustrirtes Familienblatt 6, 1881).

L.: NFP, 2. 12. 1894, 17. 7. 1904; Eisenberg 2; Hdb. jüd. AutorInnen; Bibliographia Judaica 1, 1981; O. Fitz, Eine Sammlung erzählt, 1993, S. 52f.; P. Ackery u. a., in: Journal of the History of Collections 14, 2002, S. 225ff.; K. A. Rosenbauer, Mikroskopische Präparate, 2003, S. 130; A. L. Staudacher, „... meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben“, 2009; T. Scheidegger, „Petite Science“. Außeruniversitäre Naturforschung in der Schweiz um 1900, 2017, s. Reg.; IKG, Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)