Egger, Franz (1836–1918), Fürstbischof

Egger Franz, Fürstbischof. Geb. Schwendberg (Hippach, Tirol), 26. 4. 1836; gest. Innsbruck (Tirol), 17. 5. 1918; röm.-kath. Sohn des Bauern Andrä Egger und seiner Frau Anna Egger, geb. Riser, Bruder des Priesters und Stadtdekans von Brixen Blasius Egger. – E.s Vater hatte sich 1826 zur Augsburger Konfession bekannt und vergeblich versucht, seine Frau zu demselben Schritt zu bewegen. 1837 wurde er deshalb aus Tirol ausgewiesen und ließ sich in Schlesien nieder. Nach seiner Rückkehr in die Heimat 1862 trat er 1866 wieder in die katholische Kirche ein. E. besuchte das Gymnasium in Brixen, studierte dann zwei Jahre Philosophie in Innsbruck und ging 1855 an das Collegium Germanicum in Rom. An der Päpstlichen Universität Gregoriana erwarb er ein Doktorat in Philosophie und eines in Theologie; 1860 Priesterweihe in Rom. Ab 1862 erneut in Tirol, fungierte E. als Hilfspriester in den Zillertaler Pfarren Finkenberg und Fügen, dann 1864 als Kooperator in Vinaders am Brenner, wo er auch die italienischen Arbeiter der Brennerbahn seelsorglich betreute. 1868 wurde er Studienpräfekt und Professor für philosophisch-theologische Propädeutik am Priesterseminar in Brixen. Aus dieser Tätigkeit ging ein Lehrbuch hervor, das ihm viel Anerkennung brachte („Propaedeutica philosophica-theologica“, 2 Bde., 1878; 7. Aufl. 1912, ed. Franz Schmid). 1880 wurde er Professor für spezielle Dogmatik und veröffentlichte auch für dieses Fach ein Lehrwerk („Enchiridion theologiae dogmaticae specialis, 1887; 9. Aufl. 1928, ed. Alphons Maier). 1889 gründete er das „Priester-Konferenzblatt“, das er bis 1900 redigierte. Mit dem 1893 veröffentlichten Lehrbuch der Fundamentaltheologie „Enchiridion theologiae dogmaticae generalis“ (1893, 6. Aufl. 1932, ed. Maier) erwarb er sich internationales Renommee. Nach der Bestellung →Simon Aichners zum Weihbischof und Generalvikar von Vorarlberg 1882 folgte ihm E. als Regens nach. Das Priesterseminar erlebte unter ihm eine beachtliche Blüte. Als E. versuchte, zwischen der konservativen und der christlichsozialen Richtung zu vermitteln, wurde er in den „Neuen Tiroler Stimmen“ heftig angegriffen. Das brachte auch Unruhe ins Priesterseminar. E. zog sich daher aus dem politischen Leben zurück; 1895 Domdekan, 1900 Dompropst. 1908 bestellte ihn Fürstbischof →Josef Altenweisel zum Weihbischof und Generalvikar für Vorarlberg. Nachdem er im März zum Titularbischof von Laranda ernannt worden war, konsekrierte ihn Altenweisel im Juni desselben Jahres in Brixen. Da die Katholiken in Vorarlberg – anders als in Tirol – politisch nicht gespalten waren, hatte E. dort keine Schwierigkeiten. Nach Altenweisels Tod wurde er im Herbst 1912 zu dessen Nachfolger nominiert, die päpstliche Bestätigung und die Inthronisation folgten im November desselben Jahres. E. bemühte sich in seinem Episkopat v. a. um die Aussöhnung zwischen Konservativen und Christlichsozialen. Anlässlich der Landtagswahlen von 1914 gelang es ihm, die beiden Lager zu einem Kompromiss zu bewegen. Durch den 1. Weltkrieg wurde die seelsorgliche Tätigkeit des Bischofs vielfach behindert. Immerhin trat E. in dieser Zeit für die Erneuerung der Standesbündnisse ein und stellte einen neuen katechetischen Lehrplan auf. Während Papst Benedikt XV. wiederholt zum Frieden mahnte, forderte E. Klerus und Volk auf, die Opfer und Heimsuchungen des als gerecht, ja heilig empfundenen Kriegs bereitwillig auf sich zu nehmen. Er kam allen staatlichen Forderungen nach und suchte sie bei Priestern und Volk zu untermauern. Während er immer wieder von einem siegreichen Frieden sprach und zur Zeichnung von Kriegsanleihen aufforderte, weigerte sich sein Mitbruder in Trient, →Coelestin Endrici, den Wünschen Österreichs nachzukommen, weshalb er konfiniert wurde. E. verstarb während einer Firmungsreise.

Weitere W.: Das neu erklärte Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes, 1870; Streiflichter über die „freiere“ Bibelforschung, 1899; Absolute oder relative Wahrheit der hl. Schrift? Dogmatisch-kritische Untersuchung einer neuen Theorie, 1909; Ein Bischof erzählt von seiner Mutter, ed. K. Oberhammer, 1935 (mit Bild).
L.: Gatz, Bischöfe (mit Bild); A. Sparber, in: Der Schlern 26, 1952, S. 246ff. (mit Bild); J. Gelmi, Die Brixner Bischöfe in der Geschichte Tirols, 1984, S. 256ff. (mit Bild); J. Gelmi, in: Tirol vor und im I. Weltkrieg, 2005, S. 117ff.; J. Gelmi, Das Brixner Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung 1826–2012, 2012, S. 144ff. (mit Bild); Dompfarre Innsbruck-St. Jakob, Pfarre Hippach, beide Tirol.
(J. Gelmi)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 3, 1956), S. 223
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