Ehrenberg, Kurt (1896–1979), Paläontologe

Ehrenberg Kurt, Paläontologe. Geb. Wien, 22. 11. 1896; gest. ebd., 6. 10. 1979; bis 1938 evang. AB., dann röm.-kath. Sohn eines Beamten; ab 1924 verheiratet mit Elfriede Ehrenberg (1902–1975), der Tochter →Othenio Abels. – Nach Besuch des Gymnasiums studierte E. ab 1915 Paläobiologie und Zoologie an der philosophischen Fakultät der Universität Wien, unterbrochen durch seine Kriegsdienstleistung 1916–18 (Leutnant der Reserve); 1921 Dr. phil. Seine Dissertation „Bau und Lebensweise von Herpetocrinus“ erschien 1923 auch im Druck. E. arbeitete 1921–24 als wissenschaftliche Hilfskraft, 1924–37 als Assistent am Paläobiologischen bzw. Paläontologischen und Paläobiologischen Institut der Universität Wien. 1923 habilitierte er sich für Paläobiologie mit seiner Arbeit „Die ontogenetische Entwicklung des Höhlenbären aus der Drachenhöhle von Mixnitz, Steiermark“; 1929 tit. ao. Prof. Nach Abels Pensionierung supplierte E. 1934–37 unter der interimistischen Leitung des Zoologen Jan Versluys den Instituts- und Lehrbetrieb des Paläontologischen und Paläobiologischen Instituts, danach erfolgte seine Ernennung zum Extraordinarius und Vorstand des genannten Instituts. 1941 wurde er als Institutsvorstand bestätigt; 1942 o. Prof. für Paläontologie und Paläobiologie. 1945 wurde E. des Dienstes enthoben und 1947 in den Ruhestand versetzt. Da 1951 durch die Ernennung von Othmar Kühn zum Ordinarius für Paläontologie und Paläobiologie eine Rückkehr an das Paläontologische Institut endgültig gescheitert war, baute sich E. mit der Speläologie eine zweite Existenz auf: 1953 erfolgte die Wiederverleihung der Venia legendi, diesmal für Speläologie mit besonderer Berücksichtigung der Biospeläologie, 1957–72 lehrte er am Geographischen Institut der Universität Wien. E. widmete sich zunächst, geprägt von Abel und dessen Forschungsrichtung, paläobiologischen Studien an Stachelhäutern (Echinodermen), hier vor allem Seelilien. Neben Fragestellungen zu Fossilisation und Spurenfossilien sowie theoretischen Überlegungen zur Stellung der Paläobiologie innerhalb der (gesamten) Naturwissenschaften trat jedoch bald die Forschung am Höhlenbären und an der Höhlenhyäne in den Vordergrund, der sich E. in späteren Lebensjahren nahezu ausschließlich zuwandte. Ab 1921 beteiligte er sich an Grabungen in der Drachenhöhle von Mixnitz, später leitete er die Grabungen in der Schreiberwandhöhle am Dachstein, in der Bärenhöhle bei Winden, der Teufelslucke bei Roggendorf, der Salzofenhöhle im Toten Gebirge und der Schlenkendurchgangshöhle bei Vigaun. Von seinen 270 wissenschaftlichen Arbeiten besonders hervorzuheben sind: „Die Stellung der Paläobiologie in der Biologie als Gesamtwissenschaft“ (in: Biologia generalis 3, 1927), „Erhaltungszustand und Vorkommen der Fossilreste und die Methoden ihrer Erforschung“ (in: Handbuch der Biologischen Arbeitsmethoden, Abt. 10, 1929), „Gegenwartsfragen der Paläontologie und Paläobiologie“ (in: Paläontologische Zeitschrift 19, 1938) und „Die Verteilung der Tierwelt in der Zeit (Paläozoologie)“ (in: Handbuch der Biologie 5, 1950). Erwähnenswert sind auch seine Monographien „Paläobiologie und Stammesgeschichte“, 1952, sowie „Paläozoologie“, 1960. Im Eigenverlag legte er 1975 eine umfangreiche Biographie über Abel vor. E. war 1928–45/48 zunächst Mitherausgeber, dann alleiniger Herausgeber der Zeitschrift „Palaeobiologica“ sowie langjähriger Mitarbeiter des „Zentralblatts für Geologie und Paläontologie“. Er war u. a. ab 1929 und dann wieder ab 1954 Mitglied der Kommission für Höhlenkunde des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, ab 1971 Korrespondent des Naturhistorischen Museums Wien, langjähriger Leiter der Sektion für Paläobiologie und Abstammungslehre der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien und ab 1972 Ehrenmitglied der Österreichischen Paläontologischen Gesellschaft. 1976 wurden ihm das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse sowie die Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold verliehen.

Weitere W.: s. Thenius; Bachmayer – Zapfe, 1972, 1982.
N.: K. Mais, in: Höhlenkundliche Mitteilungen 35, 1979, S. 187; H. Trimmel, in: Die Höhle 30, 1979, S. 84–86; E. Thenius, in: Mitteilungen der Österreichischen Geologischen Gesellschaft 73, 1980, S. 255–260 (m. B. u. W.).
L.: Jb. der Wr. Ges.; Kürschner, Gel.Kal., 1940/41, 1950, 1961, 1966, 1980; F. Heller, in: Die Höhle 17, 1966, S. 57–59; Österreichische Hochschulzeitung 18, 1966, S. 25f.; F. Bachmayer – H. Zapfe, in: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien 76, 1972, S. 1–18 (m. B. u. W.); K. Ehrenberg, O. Abel’s Lebensweg, 1975; E. Czermak, Beiträge zur Geschichte des Lehrkörpers der Philosophischen Fakultät der Universität Wien zwischen 1938 und 1945, phil. Diss. Wien, 1980, S. 54–56; F. Bachmayer – H. Zapfe, In memoriam Univ.-Prof. Dr. K. E. …, in: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien 84A, 1982, S. 127–129 (m. B. u. W.); W. A. S. Sarjeant, Geologists and the history of geology, Suppl.bd. 1, 1987, S. 402f.; E. Schübl, Mineralogie, Petrographie, Geologie und Paläontologie …, 2010, s. Reg.; UA, Wien.
(M. Svojtka)  
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)