Eigruber, August (1907–1947), Politiker

Eigruber August, Politiker. Geb. Steyr (Oberösterreich), 16. 4. 1907; gest. Landsberg am Lech (D), 28. 5. 1947 (hingerichtet); röm.-kath. Unehelicher Sohn des Augustin Thaler und der Gemischtwarenhändlerin Aloisia Eigruber; ab 1930 mit Johanna Eigruber, geb. Spatzenegger, verheiratet. – Nach der Realschule absolvierte E. eine einjährige Ausbildung zum Vermessungstechniker und Feinmechaniker. Anschließend übte er verschiedene Tätigkeiten in seinen erlernten Berufen sowie als Hilfs- und Magazinarbeiter aus, die aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse immer wieder durch Arbeitslosigkeit unterbrochen wurden. 1922 wurde E. Mitglied der Nationalsozialistischen Arbeiterjugend Österreichs, in der er zum Gruppenleiter in Steyr und 1925 zum Jugendführer in Oberösterreich aufstieg. Ab 1928 war er Mitglied der NSDAP und übernahm 1930 die Bezirksleitung der Partei in Steyr-Land und im Jahr darauf zusätzlich jene des Bezirks Steyr-Stadt. Unmittelbar nach dem Verbot der NSDAP in Österreich 1933 wurde E. erstmals verhaftet. Im Zuge des nationalsozialistischen Putschversuchs von 1934 wurde E. erneut inhaftiert, ihm konnte jedoch keine Verbindung zu den Putschisten nachgewiesen werden. Ab 1935 fungierte er als Gaugeschäftsführer der illegalen NSDAP in Oberösterreich und ein Jahr später als Gauleiter. 1937 unternahm er eine Reise durch Deutschland und übersiedelte von Steyr nach Linz. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde er vorläufiger Landeshauptmann von Oberösterreich und trat in die SA als Brigadeführer ein. Anschließend wurde er als Gauleiter von Oberösterreich bestätigt und trat in die SS als Standartenführer ein. 1940 als Reichsstatthalter des Gaus Oberdonau eingesetzt, ernannte man E. 1942 zum Reichsverteidigungskommissar und anschließend zum SS-Obergruppenführer. E. regierte in seinen Funktionen mit harter Hand mittels Standgerichtsbarkeit und Exekutionskommandos. Unmittelbar vor Kriegsende wurden auf Befehl E.s bekannte politische Gegner des Nationalsozialismus im KZ Mauthausen ermordet, damit diese nach dem Zusammenbruch nicht als aufbauwillige Kräfte zur Verfügung stünden. Als im April 1945 politische und staatliche NS-Führer aus dem Reichsgau Wien auf der Flucht vor sowjetischen Truppen den Gau Oberdonau – allerdings ohne gültige Papiere – erreichten, wurden diese von E. kurzerhand standrechtlich abgeurteilt und hingerichtet. Als Oberösterreich im Mai 1945 teilweise Kriegsschauplatz wurde, forderte E. von der Bevölkerung Widerstand bis zum Äußersten, setzte sich seinerseits aber nach Kirchdorf an der Krems ab. In amerikanischer Kriegsgefangenschaft wurde er mit den Verbrechen im KZ Mauthausen und in der Tötungsanstalt Schloss Hartheim konfrontiert, zeigte in ersten Verhören allerdings keine Schuldeinsicht und argumentierte mit Befehlsnotstand. Ab Herbst 1945 wurde E. vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg vernommen. Im Mauthausen-Hauptprozess in Dachau wurde er schließlich von einem amerikanischen Militärgericht wegen seiner Verantwortung für die Verbrechen im KZ Mauthausen (Kürzung von Lebensmittelrationen für kranke Häftlinge ab Herbst 1944, Anordnung von Exekutionen, die in seiner Anwesenheit durchgeführt wurden) zum Tod durch den Strang verurteilt.

L.: F. Freund, in: Jahrbuch des DÖW 2001, 2001, S. 44ff.; W. Graf, Österreichs SS-Generäle, 2012, s. Reg.; M. Rauchensteiner, Der Krieg in Österreich 1945, 2015, s. Reg.; Stadtpfarre Steyr, Oberösterreich.
(R. Germann)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)