Einsle, Anton (1848–1897), Photograph und Buchhändler

Einsle Anton, Photograph und Buchhändler. Geb. Baden (Niederösterreich), 5. 7. 1848; gest. Wien, 1. 10. 1897; röm.-kath. Sohn von →Anton Einsle und Beatrix Einsle, geb. Weninger. – E. besuchte die Oberrealschule und inskribierte 1865/66 am polytechnischen Institut in Wien Chemie, Physik, Zoologie und Botanik. Ab 1868 arbeitete er auf Wunsch seines Vaters bei der Kaiser Ferdinands-Nordbahn und war zwei Jahre in Brünn als Stationsassistent tätig. Nach seinem Ausscheiden trat er als Volontär in das Antiquariat Helf in Wien ein. 1870–74 betrieb er mit Franz Lang das Antiquariat Lang & Einsle in Wien 1 und übersiedelte anschließend nach Dresden, kehrte aber 1876 nach Wien zurück, wo er in Wien 1 ein Geschäft eröffnete, das sich vornehmlich der Auktion – es erschienen 85 Kataloge – widmete. 1888–91 besuchte er die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt, um die Reproduktionsverfahren mithilfe der Photographie kennenzulernen, und entwickelte 1893 eine Version des Pigmentverfahrens. 1897 übernahm er für sechs Ausgaben die Redaktion der „Wiener photographischen Blätter“. Er veröffentlichte zahlreiche Artikel in Fachjournalen, vornehmlich zu photo- und reproduktionstechnischen Sujets und Fragen der Projektion. E., der seine Arbeiten auf amateurphotographischen Ausstellungen im In- und Ausland zeigte, photographierte vorzugsweise Landschaften, Alt-Wiener Stadtansichten, Kircheninterieurs und Kunstreproduktionen. Für seine Aufnahmen suchte er gelegentlich stimmungsvolle Motive, bevorzugte jedoch gewöhnlich eine nüchterne Aufzeichnung. Er war ab 1887 Mitglied des Clubs der Amateur-Photographen in Wien bzw. des Camera-Clubs und ab 1888 der Photographischen Gesellschaft sowie 1891 Gründungsmitglied des Wissenschaftlichen Vereins Skioptikon. Musikalisch begabt, komponierte er eine dem Andenken Daguerres gewidmete symphonische Ouvertüre und einen „Momentbilder-Walzer“, die 1890 und 1891 aufgeführt wurden. Weiters gehörte er 1895–97 als Abgeordneter der Liberalen dem Wiener Gemeinderat an. E. war Mitglied des Vereins der österreichisch-ungarischen Buchhändler (ab 1886 dessen Sekretär) und redigierte ab 1886 die „Oesterreichisch-ungarische Buchhändler-Correspondenz“. Daneben fungierte er als Schätzmeister des Obersthofmarschall-Amts und beeideter Sachverständiger für Bilder und Kunstsachen sowie beeideter Bücherschätzmeister des Handels- und Landesgerichts.

Weitere W.: Der Pigmentdruck, in: Photographische Rundschau 4, 1890; Ueber Landschaftsaufnahmen, deren Entwicklung und künstlerische Retouche, ebd.; Ueber Photolithographie und Lichtdruck, ebd. 5, 1891; Ueber Laternbilder und andere Diapositive, in: Photographische Correspondenz 29, 1892; Biblia pauperum …, 1896.
L.: NFP, 2. 10. 1897 (Abendblatt); Der Gemeinderath der Reichshaupt & Residenzstadt Wien, 1896, S. 61 (mit Bild); Oesterreichisch-ungarische Buchhändler-Correspondenz 38, 1897, S. 555, 561; G. Hupfer, Zur Geschichte des antiquarischen Buchhandels in Wien, phil. DA Wien, 2003, S. 108, 110 (mit Bild); T. Starl, Lexikon zur Fotografie in Österreich 1839 bis 1945, 2005; ders., Bio-Bibliografie zur Fotografie in Österreich (nur online, Zugriff 7. 10. 2015); Pfarre St. Helena, Baden, Niederösterreich; TU, Wien.
(T. Starl)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)