Ellert, Gerhart; eigentlich Gertrud Schmirger, Ps. G. Ellert, Gertrud Ellert (1900–1975), Schriftstellerin

Ellert Gerhart, eigentlich Gertrud Schmirger, Ps. G. Ellert, Gertrud Ellert, Schriftstellerin. Geb. Wolfsberg (Kärnten), 26. 1. 1900; gest. ebd., 7. 5. 1975; röm.-kath. Tochter des Primararztes Camillo Schmirger (geb. 7. 6. 1865; gest. 10. 2. 1922) und der Industriellentochter Gabrielle Schmirger, geb. Sotlschegg (geb. 11. 4. 1872; gest. 15. 7. 1948). – E. besuchte das Mädchenlyzeum in Brünn (Brno) und erhielt Privatunterricht in St. Paul im Lavanttal. Nach der Matura als externe Kandidatin am Realgymnasium Klagenfurt studierte sie Chemie, Philosophie und Geschichte an der Universität Wien (nicht nachweisbar). Nach dem Tod des Vaters baute ihre Mutter auf ererbten Grundstücken einen landwirtschaftlichen Großbetrieb auf, dessen Erträge E. zeit ihres Lebens finanzielle Unabhängigkeit garantierten. Sie publizierte vor allem historische Romane (u. a. „Attila“, 1934, „Karl V.“, 1935, „Wallenstein“, 1937), die aufgrund ausführlicher Quellenstudien Authentizität vermitteln; das männliche Pseudonym entstand auf Anraten des Verlags. Obwohl sie dem NS-Regime gegenüber sehr reserviert blieb, waren ihre Werke ausgesprochen populär, da die Konzeption mit einer Helden- bzw. Führerfigur den literarischen Intentionen des Nationalsozialismus entsprach: So erlebte E.s erster Roman, „Der Zauberer“ (1933), bis 1943 mehr als 50 Auflagen. Daneben profilierte sie sich als Dramatikerin (u. a. „Der Doge Foscari“, 1936) und Übersetzerin („Armer kleiner Prosper“ von Dominique Dunois, 1937). Ausgenommen von den hohen Auflagen in der NS-Zeit blieb einzig der Roman „Mohammed“, welcher 1938 noch vor dem „Anschluss“ erschienen war. Aufgrund ihrer Vorbehalte gegen das Regime kam es 1939 zu Problemen bei der Anmeldung in der Reichsschrifttumskammer (RSK), doch setzte sich die RSK Berlin erstaunlicherweise über die Bedenken von Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und Gestapo hinweg. Nach Kriegsende knüpfte E. nahtlos an frühere Erfolge an (u. a. „Die Johanniter“, 1947; „Richelieu“, 1948). Die vor 1945 entstandenen Romane wurden wieder aufgelegt, 1953 auch „Mohammed“; zahlreiche neue Werke wie „Alexander der Große“ (1959) oder „Columban der Ire“ (1968) kamen hinzu. Daneben erschienen Übersetzungen wie „Vorspiel zur Liebe“ von Martha Ostenso (1948), Dramen (u. a. „Peter de Vinea“, 1947) und Hörspiele („Die griechische Gesandtschaft“, 1956). Im Auftrag des Österreichischen Bundesverlags entstanden Jugendbücher wie „Der Goldschatz“ (1956) und „Lösegeld für Dorothy“ (1971). E. erhielt 1959 den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur; weitere Auszeichnungen waren der Ehrenring der Stadt Wolfsberg (1960) und der Titel Professor (1966). Nach ihrem Tod erschienen die „Gesammelten Werke“ (1980); ihr Nachlass befindet sich im Stift St. Paul im Lavanttal.

Weitere W. (s. Kosch; Grader; Urbas): Der König, 1936; Es war Ihr Wunsch, Majestät!, 1940; Nach der Sühne, 1940; Michelangelo, 1942; Das Licht, 1944; Paulus aus Tarsos, 1951; Kreuzritter, 1953; Das Tor ist nie verschlossen, 1954; Pilatus (Hörspiel), 1954; Mauern um Rom, 1955; Jacobe Oderkamp, 1958; Das blaue Pferd, 1958; Propheten, Könige und Kalifen, 1960; Gregor der Große, 1961; Die Katze der Herzogin, 1961; Das Abenteuer des Forschens, 1963; Mahmud II., 1963; Die schweigenden Jahrhunderte, 1965; Der blinde Löwe von San Marco, 1966; Herzog Tassilos Troßbub, 1967; Europas verlorene Küste, 1970; Afrikas christliche Festung, 1972; Das Kreuz der Wüste, 1974. – Übersetzung: R. Bourgeon, Der Ost-Kardinal, 1965.
L.: Giebisch–Gugitz; Killy; Kosch (m. W.); Kürschners deutscher Literatur-Kalender, 1939, 1943; E. Nußbaumer, Geistiges Kärnten, 1956, S. 528–532; Kärnten in der Literatur, ed. F. Grader, 1960 (m. W.); B. Urbas, Leben und Werk G. Schmirgers (Ps. Gerhart Ellert) im Spiegel ihrer historischen Romane, phil. Diss. Graz, 1980 (m. W.); Lex. der Weltliteratur. Deutsche Autoren A-Z, ed. G. v. Wilpert, 4. neubearb. Aufl. 2004; U. Baur – K. Gradwohl-Schlacher, Literatur in Österreich 1938–1945, 2, 2011; Forschungsstelle Österreichische Literatur im Nationalsozialismus, Universität Graz, Steiermark.
(K. Gradwohl-Schlacher)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)