Elmayer von Vestenbrugg (Elmayer-Vestenbrugg), Rudolf von; Ps. Elmar Vinibert von Rudolf, Elmar Brugg (1881–1970), Schriftsteller und Journalist

Elmayer von Vestenbrugg (Elmayer-Vestenbrugg) Rudolf, Ps. Elmar Vinibert von Rudolf, Elmar Brugg, Schriftsteller und Journalist. Geb. Pola, Istrien (Pula, HR), 3. 4. 1881; gest. Graz (Steiermark), 23. 12. 1970; röm.-kath. Sohn des Feldmarschallleutnants Ludwig Elmayer von Vestenbrugg, Bruder des Wiener Tanzschulbesitzers Willibald (Willy) Elmayer-Vestenbrugg (geb. 27. 5. 1885; gest. 7. 11. 1966). – E. absolvierte die Landesoberrealschule in Graz und studierte ab 1898 Maschinenbau an den TH Wien bzw. Berlin (1906 2. Staatsprüfung an der TH Wien). Ab 1906 stand er im Dienst des Niederösterreichischen Landes-Eisenbahn-Bauamts und war 1908–13 Bauleiter bei der Elektrifizierung der Niederösterreichisch-steirischen Alpenbahn, der sogenannten Mariazeller-Bahn, 1914–18 Hauptmann an der Front in Montenegro, Serbien sowie Südtirol und 1922–25 Mitarbeiter der N.Ö.-Elektrizitätswirtschafts-AG. Nach seiner frühzeitigen Pensionierung 1925 lebte E. in Graz und versuchte sich als Wissenschaftsjournalist. Nachdem er im Deutschen Reich 1931 die Schrift „Nationalsozialismus und Rasse“ publiziert hatte, übersiedelte er 1932 nach München 1, wo er für den „Völkischen Beobachter“ und andere NS-Printmedien sowie für den Rundfunk (u. a. „Der trojanische Goldschatz“, 1935) arbeitete. 1933–35 war er Pressereferent für den Kreis München 1, dann Abteilungsleiter für Propaganda und Presse in der Gauamtsleitung der NS-Handels- und Gewerbeorganisation. Wegen NS-Betätigung 1935 aus Österreich ausgebürgert, erhielt E. noch im selben Jahr durch eine Verfügung →Adolf Hitlers die deutsche Staatsbürgerschaft, weswegen ihm 1937 die österreichische Pension gestrichen wurde. Nach 1938 erreichte er eine Nachzahlung sowie die Wiederaufnahme der Zahlungen. Sein Buch „Georg Ritter von Schönerer, der Vater des politischen Antisemitismus“ (1936) war im Ständestaat verboten. „Rätsel des Weltgeschehens“, „Der Judenspiegel“ und „Totengräber der Weltkultur“ (alle 1937) erschienen in Deutschland in der Reihe „Kampfschriften der Obersten SA.-Führung“. Bekanntheit erlangte E. mit populärwissenschaftlichen Beschreibungen der Welteislehre, die er 1913 bei deren Erfinder →Hanns Hörbiger kennengelernt hatte. Seine Ausführungen, „Die Welteislehre nach Hanns Hörbiger“ (1938), beeindruckten sowohl SA- als auch SS-Spitze und führten zu seiner Berufung in den SA-Kulturkreis sowie in die Forschungsgemeinschaft SS-Ahnenerbe. Durch dieses Werk geriet er jedoch in Konflikt mit anderen Wissenschaftlern. Vor allem im SS-Ahnenerbe gab es massiven Widerstand, was zur Ablehnung des geplanten „Handbuchs der Welteislehre“ führte. Nach dem Bruch mit der SS verlegte sich E. auf die publizistische Darstellung ehemaliger deutscher Kolonien („Heldenkämpfe in unseren Kolonien“, 1939). Von Mitte 1940 bis Mai 1942 fungierte er als Pressereferent der SA-Gruppe Hochland, ab Juni 1942 lebte E. in Marburg (Maribor) im besetzten Königreich Jugoslawien, bevor er bei Kriegsende nach Graz zurückkehrte. Nach 1945 standen fast alle seine Werke auf der „Liste der auszusondernden Literatur“. In den 1950er-Jahren erschienen u. a. „Spießbürger gegen Genie“ (1952, 2. Auflage 1965 unter dem Titel „Tragik und schöpferischer Mensch“) und „Vom Tod ins Leben“ (1958). Mit der Dissertation „Studien zum Darstellungsbereich und Wortschatz des Beowulf-Epos“ wurde E. 1958 in Graz zum Dr. phil. promoviert. 1914 Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens mit der Kriegsdekoration.

Weitere W.: Unsere Kolonien, 1938; SA.-Männer im feldgrauen Rock, 1941; Der Musikant, 1952; Sankt Stephan zwischen Staub und Sternen, 1956; Mehr Licht!, 1958; Der Bau der niederösterreichisch-steirischen Alpenbahn ..., 1961; Eingriffe aus dem Kosmos, 1971. – Ed.: Martin Luther: Wider die Jüden, 1940.
L.: Giebisch–Gugitz; Kosch; Kürschners deutscher Literatur-Kalender 1939, 1943, 1973; E. Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich, 2. Aufl. 2003; U. Baur – K. Gradwohl-Schlacher, Literatur in Österreich 1938–1945, 1, 2008; TU, Wien; Forschungsstelle Österreichische Literatur im Nationalsozialismus, Universität Graz, Steiermark.
(K. Gradwohl-Schlacher)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)