Ferdinand Maximilian, Erzhg. von Österr., K. von Mexiko (1832-1867)

Ferdinand Maximilian, Erzherzog von Österreich, Kaiser von Mexiko. * Wien, 6. 7. 1832; † Querétaro, 19. 6. 1867. F.M., der jüngere Bruder K. Franz Josephs, wuchs mit diesem in gutem geschwister- art lichem Verhältnis auf, doch entfremdeten sich beide einander später mehr und mehr. 1854 erhielt F. M. das Oberkommando über die Kriegsmarine, eine Stellung, die ihn nicht befriedigte. Er begab sich daher häufig auf Reisen, so auch 1856 an den Hof Napoleons III. und nach Belgien, wo er Prinzessin Charlotte (s. unter Marie Ch.), die Tochter Kg. Leopolds I. kennenlernte, die er 1857 heiratete. 1857 zum Generalgouverneur der Lombardei bestellt, versuchte er vergeblich größere Autonomie des lombardo-venezianischen Königreiches gegenüber Wien zu erlangen. Vom größten Teil des Adels gemieden, konnte er allein das wirtschaftlich interessierte Bürgertum zu einer Mitarbeit gewinnen und ließ der „Cassa di sconto“ in Mailand sowie der lombardischen Eisenbahngesellschaft (Società per le ferrovie lombarde) besondere Förderung angedeihen. Bei Kriegsausbruch 1859 von Gf. Gyulai als Militär- und Zivilgouverneur abgelöst, zog er sich, durch den unglücklichen Ausgang des Krieges in noch größeren Gegensatz zu Franz Joseph geraten, auf seine Schlösser zurück und lebte teils auf der Insel Lacroma, teils in Miramare bei Triest. Hier erreichte ihn 1863 das Angebot der mexikanischen Kaiserkrone. Im März 1864 begaben sich F. M. und Charlotte nach Paris, um mit Napoleon III. wegen militärischer und finanzieller Hilfeleistungen für das Unternehmen zu verhandeln, anschließend nach Wien, wo F. M. allen Ansprüchen auf den österr. Thron entsagte, wogegen er aber später Protest einlegte. Am 28. 5. 1864 traf das Kaiserpaar in Veracruz ein, doch enttäuschte schon der äußerst kühle Empfang. Bald entstanden die größten Schwierigkeiten bei Regelung der kirchlichen Fragen, dazu verschlechterte sich die Lage militärisch wie finanziell beträchtlich. Angesichts des geplanten Krieges gegen Preußen kündigte schließlich Napoleon III. im Jänner 1866 die Einstellung seiner Hilfe an, und F. M. wollte auf den Thron verzichten, zumal auch die Vereinigten Staaten eine feindselige Haltung einnahmen. Charlotte bewog ihn aber dazu, in Mexiko zu bleiben und begab sich selbst nach Paris und Rom, um weitere Unterstützung zu erreichen. F. M. wurde mit seinen geringen Truppen von Juarez in Querétaro eingeschlossen, am 15. 5. 1867 fiel die Stadt und der K. wurde gefangen genommen. Von cinem Kriegsgericht zum Tode verurteilt, wurde F. M. am 19. 6. 1867 erschossen. Sein Leichnam wurde Ende 1867 durch Tegetthoff auf der „Novara“, die 1857–59 auf F. M.s Anregung eine wissenschaftlich wie wirtschaftlich sehr erfolgreiche Weltumsegelung unternommen hatte, nach Österreich zurückgeführt. Ehrenmitgl. der Akad. d. Wiss. in Wien (1856).

W.: Gedichte, 1859; Reise-Skizzen, 1854–64; Aus meinem Leben, 1867.
L.: E. de Kérarty, L’empereur Maximilian, son élévation et sa chute, 4. Aufl. 1868, dt. 1867; F. v. Hellwald, M. I. Kaiser v. Mexiko, 1869; E. C. Conte Corti, M. und Charlotte von Mexiko, 2 Bde., 1924; B.Leonarz de Harding, M., Empereur du Mexique, 1935; G. Delamare, L’Empire oublié, 1935; D. Dawson, The Mexican Adventure, 1935; L. Decaux, M. und Charlotte, 1938; W. Loehde, Ein Kaiserschwindel der hohen Politik, 1941; H. M. Hyde, Mexican Empire, 1946; J. R. Ručicka, Der Einfluß der öffentlichen Meinung der Vereinigten Staaten und Europas auf das Schicksal K. M. I. von Mexico, Diss. Wien, 1950; M. Goodhart, K. M. I. von Mexiko, Diss. Wien, 1951; E. Schmit v. Tavera, Geschichte der Regierung des K. M. I. und die franz. Intervention in Mexiko, 1861–67, 2 Bde., 1903; Prinz F. zu Salm-Salm, Quérétaro. Blätter aus meinem Tagebuch in Mexiko, 2 Bde., 2. Aufl., 1869/70; F. Gerre, Autografìe fotografie di Massimiliano d'Austria e Carlotta del Belgro, 1939; E. Lefèvre, Documents officiels recueillis dans la secrétairerie privée de M., 2 Bde., 1869; M. M. Rabenlechner, Das mexikan. Kaisertum und sein Held, in: 24. Jahresber. des k. k. Ludwigsgymn. in Wien, XII. Bez., 1907; K. M. v. M. Die letzten Monate seiner Regierung und sein Tod. Nach eigenen Erlebnissen aufgezeichnet von J. N. Fürstenwärther. Bearb. von A. Veltzé, 1910; M. v. M. Das Ende eines Kaisers. Blätter aus dem Tagebuch des Prinzen Felix zu Salm-Salm, hrsg. v. O. Hellinghaus, in: Bibliothek wertvoller Denkwürdigkeiten, 8. Bd., 1928; ADB; Uhlirz, s. Reg.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 4, 1956), S. 300f.
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