Ferjančič, Andrej (1848–1927), Politiker und Jurist

Ferjančič Andrej, Politiker und Jurist. Geb. Slapp, Königreich Illyrien (Slap, SLO), 31. 10. 1848; gest. Bled, Königreich SHS (SLO), 14. 7. 1927. Verheiratet mit der Sängerin Julija Ferjančič. – F. besuchte ab 1860 das Gymnasium in Laibach und später in Görz. Danach ging er nach Wien, wo er 1868–73 Jus studierte; 1875 Dr. iur. 1874–76 war F. an verschiedenen Wiener Gerichten tätig und stand daneben zeitweise dem nationalen Verein Slovenija vor. 1876–83 hatte er einen Adjunktenposten am Bezirksgericht Pettau inne. 1883–86 wirkte F. als Staatsanwaltssubstitut am Kreisgericht Rudolfswerth, anschließend wechselte er an das Landesgericht Laibach; 1895 Landesgerichtsrat, 1902 Oberlandesgerichtsrat, 1907 Versetzung in den Ruhestand. F. wurde 1887 zum ersten Mal in den Reichsrat gewählt und behielt sein Mandat bis 1907. 1898–99 fungierte er als 1. Vizepräsident des Abgeordnetenhauses und war der erste Slowene, der diese Position bekleidete; 1899–1900 Mitglied der Delegation. In seiner langen parlamentarischen Laufbahn gehörte F. unterschiedlichen Klubs an: 1887 Klub des rechten Zentrums, 1891 Klub der Konservativen, 1893 Kroatisch-slowenischer Klub, 1897 Slawischer christlich-nationaler Verband, 1901 Kroatisch-slowenischer Klub, ab März 1901 fraktionslos, Mai 1902 Südslawischer Fortschrittsklub. In mehrere Ausschüsse gewählt, setzte er sich 1888 für die Neueinteilung der Wahlbezirke in Kärnten ein, wovon er sich zwei zusätzliche slowenische Mandate erhoffte. F. unterstützte die Wahlreform von →Eduard Franz Joseph Graf Taaffe und bemühte sich – nachdem er bereits 1894 die Anbringung von offiziellen Aufschriften in slowenischer und kroatischer Sprache gefordert hatte – um eine Einführung der von →Kasimir Felix Graf Badeni für Böhmen vorgesehenen Sprachenverordnung auch in den slowenischen Gebieten der Monarchie. Er befürwortete weiters die Vereinigung von Bosnien und Herzegowina mit Kroatien und Dalmatien. Neben seiner Tätigkeit im Reichsrat war F. 1901–07 Mitglied des Krainer Landtags. Nach Beendigung seiner politischen Laufbahn zog sich Hofrat F. in die Villa „Mirni dol“ am Veldeser See zurück, wo er sich als Mitglied des lokalen Fremdenverkehrsvereins für den Tourismus in der Region einsetzte.

W.: V Novem mestu okoli leta 1880, in: Življenje in Svet 1, 1927, Nr. 8; Iz mojih spominov, ebd., Nr. 15.
L.: Soča, 13. 1. 1899; Jutro, 14. 4. 1926 (mit Bild); Adlgasser; PSBL; SBL (mit Bild); V. Melik, Volitve na slovenskem 1861–1918, 1965, S. 347, 350, 361; Enciklopedija Slovenije 3, 1989.
(G. Antoličič)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)