Fischer, Eduard (1868–1951), Unternehmer

Fischer Eduard, Unternehmer. Geb. Wiener Neustadt (Niederösterreich), 26. 11. 1868; gest. Lichtenwörth (Niederösterreich), 4. 2. 1951; röm.-kath. Sohn des Fabrikbesitzers Eduard Fischer (gest. 1872), dessen Vater Hammerwerke in Schwarzau im Gebirge besaß, und von Marie Fischer, geb. Hotter, deren Vater gräflich Hoyos’scher Oberförster in Schwarzau im Gebirge war, Neffe der Unternehmer Adam Fischer (gest. 1874) und Julius Hotter (gest. 1896), der nach dem Tod von F.s Vater die Leitung von dessen Firma übernahm, Vater von Rudolf Fischer (geb. Lichtenwörth, 9. 9. 1911), der im Kärntner Gmünd Mitarbeiter von Ferdinand Porsche war; ab 1910 verheiratet mit Margaritha Fischer, geb. von Herbeck (geb. 6. 6. 1886; gest. 29. 7. 1957), der Enkelin von Emilie Mohr (geb. 28. 12. 1833; gest. 10. 4. 1894), Mitbesitzerin der Nadelburger Metallwarenfabrik M. Hainisch in Lichtenwörth. – Nach dem Besuch der Realschule in Wiener Neustadt und des polytechnischen Instituts in Wien trat F. in die Firma seines Vaters ein, die dieser 1866 zusammen mit seinem Bruder Adam als Nägel- und Maschinenfabrik in Wiener Neustadt erworben hatte. Die k. k. priv. Maschinenfabrik, Eisen- und Metallgießerei Brüder Fischer erzeugte Turbinen verschiedener Systeme, Transmissionen, Hanfseiltriebwerke sowie Einrichtungen für Mühlen, Holzschleifereien, Papier- und Zuckerfabriken und Pflüge. 1892 folgte F. seinem Onkel Julius Hotter als Leiter der väterlichen Firma nach. 1898 nahm er Verhandlungen mit Josef Eduard Bierenz, einem Freund Gottlieb Daimlers, auf, worauf es im Sommer 1899 zur Gründung der Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft kam und in den Werkstätten der Fischer-Fabrik in Wiener Neustadt die Fabrikation aufgenommen wurde. Auf der ersten Wiener Automobilausstellung 1900 präsentierte man die Erzeugnisse der Öffentlichkeit, wobei Bierenz, Fischer & Cie die Große Goldene Medaille verliehen bekamen. 1902 wurde F. Direktor der Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft, für die ab 1906 Porsche als technischer Direktor verantwortlich zeichnete. 1908 trennte sich die Daimler-Motoren-Gesellschaft in Stuttgart-Untertürkheim von der österreichischen Tochter und F. wurde Geschäftsführer der Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft, die neben Personenwagen auch Motorlastwagen und Omnibusse herstellte. F. nahm zusammen mit Porsche und Heinrich Graf Schönfeldt als das „Eiserne Team“ an Rennveranstaltungen teil. 1909 wechselte er als Direktor in die Motor-Luftfahrzeug-Gesellschaft m.b.H., die er mit Camillo Castiglioni und unter Beihilfe von Semperit als Österreichische Flugzeugwerke in Wiener Neustadt gegründet hatte. Dort wurden lenkbare Luftschiffe für die Heeresverwaltung produziert. F. war Mitbegründer des Österreichischen Automobil-Clubs und Mitglied des Österreichischen Freiwilligen Automobil-Corps. 1910 wurde er zum Oberleutnant ernannt und leistete während des 1. Weltkriegs eineinhalb Jahre Militärdienst ab. 1920 wechselte F. als Generaldirektor in die Nadelburger Messing- und Metallwarenfabrik, die außerhalb des Dorfs Lichtenwörth eine eigene Siedlung mit – neben der Fabrik – Arbeiterhäusern, Kirche, Schule und Gasthof bildete. 1935 setzte sich F. zur Ruhe. Er erhielt mehrere Auszeichnungen: 1907 das Kreuz des Bulgarischen Zivilordens, 1908 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens und 1910 das Kreuz des Preußischen Kronenordens IV. Klasse.

L.: WZ, 6. 2. 1951; Auto Touring 4, 1950, Nr. 1, S. 14; H. Seper, in: Blätter für Technikgeschichte 22, 1960, S. 130ff. (mit Bild); R. Bachtrögl, Die Nadelburg-Geschichte ab 1747, 2011, passim; R. Schlüter, Der Haifisch. Aufstieg und Fall des C. Castiglioni, 2015, S. 46f., 99; Technisches Museum, Wien; Pfarre Wiener Neustadt-Hauptpfarre, Niederösterreich.
(S. B. Weiss)  
Zuletzt aktualisiert: 25.8.2023  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 11 (25.08.2023)