Fischer, Ludwig Hans (1848–1915), Maler, Graphiker, Zeichner und Illustrator

Fischer Ludwig Hans, Maler, Graphiker, Zeichner und Illustrator. Geb. Salzburg (Salzburg), 2. 3. 1848; gest. Wien, 24. 4. 1915; röm.-kath. Sohn eines Finanzrats; ledig. – F. studierte nach Besuch der Oberrealschule ab 1869 an der Wiener Akademie der bildenden Künste, zunächst an der Allgemeinen Malerschule, 1870–73 an der Kupferstecherschule bei Louis Jacoby (1872 Füger-Preis in Gold und Gundel-Preis in Silber) und parallel dazu Radierung bei →William Unger an der Kunstgewerbeschule. 1873/74 absolvierte er die Spezialschule für Landschaftsmalerei bei Eduard von Lichtenfels an der Akademie der bildenden Künste. 1875 unternahm er mithilfe eines Stipendiums der Akademie seine erste Orientreise (Tunesien, Libyen, Ägypten, Palästina und Kleinasien), 1875–77 weilte er in Rom. Ab 1879 beteiligte er sich an Ausstellungen u. a. in Wien, München, Berlin und Dresden. 1882–89 schuf er acht Wandbilder in den Schausälen des Hochparterres im Naturhistorischen Museum in Wien (Tempel von Philae, Taj Mahal), 1890 für das Kunsthistorische Museum eine Lunette mit dem Heroon von Trysa, seine Urheberschaft der 16 Lunettenbilder mit orientalischen Motiven im Stiegenaufgang ist fraglich. F., der sich fast jedes Jahr entweder an der Dalmatinischen Küste, auf dem Balkan oder auf Korfu aufhielt, unternahm Reisen u. a. 1878 nach Tunis, 1879 nach Norwegen, 1880 nach Kleinasien, Palästina und Ägypten (Wüstensturm mit Kamelreitern vor der Pyramide el-Kula; das Skizzenbuch dieser Reise befindet sich im Wien Museum), 1882 nach Spanien und 1887 erneut nach Ägypten (Luxor und Karnak). Weiters weilte er mehrmals als Gast auf dem Landsitz von →Karl Graf Lanckoroński-Brzezie im galizischen Rosdil. Mit diesem bereiste er 1888 die Gegend von Rom, Neapel und Amalfi, 1888/89 begleitete er Lanckoroński durch den Suez-Kanal ans Rote Meer, nach Ceylon und bis nach Darjeeling (Silhouette des Himalaja) und weiter durch das Gangesdelta nach Kalkutta, von wo er die Rückreise antrat. Mittels Zeichnungen auf Postkarten und in Briefen schilderte er die Besonderheiten der Natur, kulturelle Stätten und Feste (Taj Mahal, Felsentempel in Mahamalaipur, Hinduprozession, Basar in Lahore). 1890 stellte er im Handelsmuseum 68 auf dieser Reise gefertigte Aquarelle, mehrere Ölgemälde sowie mitgebrachte Gegenstände aus. 1891 weilte F. wieder in Ägypten, seine letzte Reise dorthin unternahm er 1897 und gelangte bis Assuan, möglicherweise kam er auch bis Wadi Halfa, 1904 hielt er sich in Süditalien auf. Danach lebte er hauptsächlich in Wien und in Pörtschach am Wörthersee. F. war in erster Linie Vedutenmaler: Seine Motive konzentrieren sich auf bedeutende historische Stätten sowie auf Landschaften des Orients und der Dalmatinischen Küste. Von höchster Qualität sind F.s Aquarelle, die sich durch Leichtigkeit in der Farbgebung und Sicherheit in der Schilderung auszeichnen. Seine Reisen sind außerdem durch zahlreiche Postkarten (v. a. Wien Bibliothek und Wien Museum) nachvollziehbar, auf denen er herausragende, bisweilen amüsante Begebenheiten schildert, seine Zeitgenossen ironisch charakterisiert, aber auch sich selbst humorvoll zeichnet. Außerdem bemalte er Fächer, entwarf Medaillen und war als Feuilletonist und Illustrator von Reisebeschreibungen tätig. F. war ab 1874 Mitglied der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), 1885 Gründungsmitglied sowie 1889–90 Obmann des Wiener Aquarellisten-Clubs, außerdem Mitglied der Wiener Anthropologischen und der Wiener Prähistorischen Gesellschaft sowie ab 1891 Korrespondent der Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung von Baudenkmalen. 1911 wurde er Ritter des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W.: Illustrationen zu: J. v. Falke, Hellas und Rom, 1878, R. v. Gerold, Ein Ausflug nach Athen und Corfu, 1885, A. v. Warsberg, Ithaka, 1887, K. Lanckoroński, Rund um die Erde, 1888–89, F. v. Thun-Hohenstein, Eine Orientreise, 1891, R. E. Petermann, Führer durch Dalmatien, 1899, M. Preindlsberger-Mrazović, Bosnisches Skizzenbuch, 1900, J. C. Samson, Meine Reise nach Siam 1888–89, 1901. – Publ.: Die Technik der Aquarell-Malerei, 1888 (mehrfach aufgelegt); Die Technik der Ölmalerei, 1898.
L.: Wiener Abendpost, 26. 4. 1915; Salzburger Chronik, 28. 4. 1915; AKL; Eisenberg 1; Kosel 1; Lhotsky; Thieme–Becker; B. Kriller – G. Kugler, Das Kunsthistorische Museum. Die Architektur und Ausstattung, 1991, s. Reg.; M. Haja – G. Wimmer, Les Orientalistes des Écoles allemande et autrichienne, 2000, S. 258ff.; Orientalische Reise. Malerei und Exotik im späten 19. Jahrhundert, ed. E. Doppler – E. Mayr-Oehring, Wien – Salzburg 2003, S. 142ff. (Kat.); Orient & Okzident. Österreichische Maler des 19. Jahrhunderts auf Reisen, ed. S. Grabner – A. Husslein-Arco, Wien 2012, passim (Kat.); J. Winiewicz-Wolska, in: Jahrbuch des Wissenschaftlichen Zentrums der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Wien 5, 2014, S. 21ff.; Wien Geschichte Wiki (mit Bild, Zugriff 17. 6. 2019); ABK, Pfarre Dornbach, beide Wien.
(S. Grabner)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 4, 1956), S. 323
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Medien
Ludwig Hans Fischer, Garten vor dem königlichen Schloß Mon Repos auf Corfu, 1888. Öl auf Leinwand, 135 x 79 cm. Wien, Österreichische Galerie Belvedere, Inv.-Nr. 223