Fischer, Sigmund Caspar (1793–1860), Mediziner und Naturwissenschaftler

Fischer Sigmund Caspar, Mediziner und Naturwissenschaftler. Geb. Gondo (CH), 27. 10. 1793; gest. Hirtenberg (Niederösterreich), 16. 2. 1860. F. studierte Medizin in Wien und beschäftigte sich ab 1819 unter →Johann Bremser an den Vereinigten Naturalienkabinetten mit der Erforschung von Eingeweidewürmern. 1822 promovierte er zu diesem Thema mit „De entozois“ zum Dr. med. und wirkte als Adjunkt der Lehrkanzel für Spezielle Naturgeschichte an der medizinischen Fakultät der Universität Wien unter dem Mediziner und Chemiker Johann Baptist Andreas von Scherer. Im Oktober 1823 erfolgte seine Berufung an die Josephs-Akademie (Josephinum) als Professor für Spezielle Naturgeschichte (Zoologie, Mineralogie). Im Rahmen seiner Tätigkeit am Josephinum verfasste F. zwei wesentliche Lehrbücher zur speziellen Naturgeschichte, „Handbuch der Zoologie oder Beschreibung der Thiere nach dem äußern und innern Baue, und ihren Verrichtungen“ (1829) sowie „Handbuch der Mineralogie“ (1831, 2. Aufl. 1840), und gründete ein naturhistorisches Kabinett. 1834 erfolgte in Nachfolge von Scherer die Berufung an die Lehrkanzel der Speziellen Naturgeschichte an der Universität Wien. Im Zuge der bildungspolitischen Diskussion und Universitätsreform wurde F. jedoch schon 1848 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt und lebte fortan zurückgezogen in Hirtenberg. F.s Lehrbücher gehen inhaltlich insofern über die klassische Methodik der Naturgeschichte hinaus, als sie neben der Einteilung der Naturkörper nach äußeren Kennzeichen auch anatomische (Zoologie) und physikalisch-chemische (Mineralogie) Gegebenheiten und Merkmale berücksichtigen. Sie bildeten 1834–48 die Grundlage des naturgeschichtlichen Unterrichts an der medizinischen Fakultät der Universität Wien. Sein oben erwähntes „Handbuch der Zoologie …“ stellte auch das erste österreichische Lehrbuch dieses Faches dar. In späteren Jahren verfasste F. Lehrbücher für den Unterricht an Haupt- und Unterrealschulen. Als Mediziner war er Stabsfeldarzt, Beisitzer der permanenten Feld-Sanitätskommission, Inspektor der militärischen Medikamenten-Regie und Mitredakteur der „Medicinischen Jahrbücher des kaiserl.- königl. österreichischen Staates“.

Weitere W.: Lehrbuch der Naturgeschichte für die Hauptschulen in den k. k. österreichischen Provinzen, 1842; Compendio di storia naturale per la quarta classe delle scuole elementari maggiori, 1845; Historyja naturalna ułożona dla młodzieży szkolnej, 1849 (übers. v. K. L. Lewartowski); Lehrbuch der Naturgeschichte für die Unter-Realschulen, 1850.
N.: Allgemeine Wiener medizinische Zeitung 5, 1860, S. 69; Lotos (Prag) 10, 1860, S. 80; L’Écho médical 4, 1860, S. 188; WMW 10, 1860, Sp. 125f.
L.: S. Kirchenberger, Chronologie der Josefs-Akademie. III. Abschnitt. 1822–48, in: Der Militärarzt 19, 1885, S. 45–47; H. H. Egglmaier, Naturgeschichte Wissenschaft und Lehrfach, 1988, s. Reg. (s. Kaspar F.); M. Svojtka, Lehre und Lehrbücher der Naturgeschichte an der Universität Wien von 1749 bis 1849, in: Berichte der Geologischen Bundesanstalt 83, 2010, S. 55, 58; UA, Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)