Halm-Flechner, Pauline; geb. Flechner, Ps. Halm (1836–1921), Malerin und Fabrikantin

Halm-Flechner Pauline, geb. Flechner, Ps. Halm, Malerin und Fabrikantin. Geb. Schlöglmühl (Niederösterreich), 28. 3. 1836; gest. Schladming (Steiermark), 15. 6. 1921; röm.-kath. Tochter des aus Galizien gebürtigen Dr. med. Anton Emerich Flechner und dessen Frau Floriana (Flora) Flechner, geb. von Gersdorff, einer Miterbin des Gersdorffʼschen Nickelbergbaus in Schladming; unverheiratet. – H. zeigte bereits als Kind bildnerisches Talent und besuchte im k. k. Civil-Mädchen-Pensionat in Wien Zeichenkurse. Nach der Schulzeit übersiedelte die Familie nach Schladming, wo H. sich in der Malerei autodidaktisch ausbildete. Ihr Debüt als Künstlerin gab sie 1865 bei der Ausstellung des Österreichischen Kunstvereins in Wien unter ihrem Ps. und erhielt weitere künstlerische Inspirationen durch →Josef Ritter von Führich und →Joseph Selleny, wobei Letzterer sie zur Landschaftsmalerei anregte. 1874 gründete H. in Schladming eine „Laubfabrik für Kunstblumen“ mit angeschlossener Mädchen-Zeichenschule und stellte nach Schließung des Gersdorff-Flechnerʼschen Nickelbergbaus (1875) vorrangig Mädchen aus in Not geratenen Bergarbeiterfamilien in der Fabrik an. 1881 nahm sie ihre Maltätigkeit wieder auf. Im Zentrum ihres Schaffens stand die Blumenmalerei – ob sich ihr Ps. auf die Pflanzenwelt bezieht, ist aber nicht gesichert. In den Studienblättern in Öl auf Papier bemühte sie sich um die botanisch korrekte Darstellung der Pflanzen. Oft sind die Gewächse dort in lockerer Anordnung über die Bildfläche verteilt. Stilistisch haben sie ihre Herkunft in der Blumenmalerei des Biedermeier. Daneben schuf H. Kompositionen, in denen sie das Genre des Blumenstilllebens mit der Landschaftsmalerei verband. Dort platzierte sie die Pflanzen manchmal als Strauß, manchmal aber auch in ihrem natürlichen Vorkommen im Vordergrund einer Landschaft, sodass diese beiden Elemente eine inhaltliche Symbiose eingingen („Alpenblumen vor Berglandschaft“, 1915, Neue Galerie, Graz). H. hielt an der exakten Gestaltung der botanischen Details im Vordergrund fest, während die Landschaften eher kursorisch ausgeführt sind. Zugeständnisse an die zeitgenössischen Strömungen von Stimmungsimpressionismus oder Impressionismus machte sie dabei nicht. H. zeigte ihre Arbeiten in Wien, Graz (Steiermärkischer Kunstverein 1882–84, 1886–92, 1894, 1896–97, 1899), Linz, Salzburg und Klagenfurt und erhielt 1871 das Ehrendiplom der Londoner internationalen Ausstellung sowie 1882 die Ehrenmedaille für die Erzeugnisse der Kunstblumenfabrik anlässlich der Steiermärkischen Landesausstellung. Sie war ab 1891 Mitglied des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien. Ihre Werke finden sich u. a. in der Neuen Galerie Graz und im Stadtmuseum Schladming.

L.: AKL; Fuchs, 19. Jh.; Fuchs, Erg.Bd.; Thieme–Becker; Wastler; R. List, Kunst und Künstler in der Steiermark 1, 1967; W. Stipperger, in: Heimatkundliche Blätter von Schladming, H. 4, 1984, S. 4, H. 9, 1987, S. 4; M. Baumgartner, Der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien (1885–1938), 2015, S. 362f.; Ladies First! Künstlerinnen in und aus der Steiermark 1850–1950, ed. G. Danzer, Graz 2020, S. 106ff., 379 (Kat., mit Bild); Pfarre Gloggnitz, Niederösterreich; Künstler/innenarchiv Neue Galerie, Graz, Pfarre Schladming, beide Steiermark.
(G. Danzer)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 4, 1956), S. 327
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