Förster, (Rudolf) Friedrich Ritter von (1835–1866), Verleger, Schriftgießer und Unternehmer

Förster (Rudolf) Friedrich Ritter von, Verleger, Schriftgießer und Unternehmer. Geb. Wien, 4. 2. 1835; gest. ebd., 24. 8. 1866; evang. AB. Sohn von →Ludwig Ritter von Förster, Bruder der Architekten →Heinrich Ritter von Förster und Emil Ritter von Förster (geb. Wien, 18. 10. 1838; gest. ebd., 14. 2. 1909), des Verlegers Moritz Ritter von Förster (geb. Wien, 18. 2. 1841; gest. Frohnleiten, Steiermark, 16. 9. 1882) sowie von Sophie Förster, verehelichte Hansen (geb. Wien, 24. 11. 1830; gest. ebd., 28. 7. 1851), Schwager von →Theophil Freiherr von Hansen. – F. erhielt seine Schulausbildung durch Privatlehrer im Elternhaus; für kurze Zeit frequentierte er das Wiener polytechnische Institut (1851/52 und 1852/53 technische Abteilung, 1852/53 auch kommerzielle Abteilung), ehe er ab 1852 im väterlichen Druckereibetrieb, der Artistischen Anstalt Ludwig Förster, mitarbeitete. 1855 begleitete F. seinen Vater zur Weltausstellung nach Paris, wo er dessen Ausstellungsbüro leitete und zugleich in einer Pariser chromolithographischen Anstalt volontierte. 1857 erfolgte durch Ludwig Förster der Ankauf des renommierten Druckereibetriebs Anton Benko, der in die Artistische Anstalt integriert wurde. Nachdem F. Ende 1857 die Buchdruckerbefugnis erhalten hatte, übernahm er 1858 die Leitung des väterlichen Betriebs, der fortan unter dem Verlagsnamen Friedrich Förster firmierte. In diesem Unternehmen erschienen neben Büchern und Musikalien auch zahlreiche Zeitschriften, u. a. der „Figaro“ (ab Nr. 39/1858), das „Wiener Wochenblatt“ (1858–60) und die „Wiener Feiertags-Blätter“ (1858). Zusammen mit →Adolf Lehmann initiierte F. 1859 Wiens erstes Adressbuch, das „Allgemeine Adreß-Buch nebst Geschäfts-Handbuch für die k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und dessen Umgebung“. Die ersten Jahrgänge des „Lehmann“ waren kein Erfolg, die Auflagen mussten weitestgehend makuliert werden und brachten F. in große finanzielle Schwierigkeiten. Er war daher gezwungen, seine Brüder Heinrich und Emil am Geschäft zu beteiligen. Die Buchdruckerei und Schriftgießerei Friedrich Förster & Brüder mit Sitz in Wien 1 bestand von Jänner 1861 bis April 1862. In diesem Betrieb wurden neben Büchern und Notendrucken die Zeitschriften „Die Reform“ (1862–81), „Waldheim’s Illustrirte Zeitung“ (1862–63) und auch der 3. Jahrgang des „Lehmann“ verlegt. Ab 1862 hatte F. die Buchhandlungskonzession inne und eröffnete zusammen mit Karl Bartelmus eine Buchhandlung in Wien 1. Diese Partnerschaft bestand bis Mai 1864, danach führte Bartelmus das Geschäft allein weiter. Im März 1862 trat auch der jüngste Bruder Moritz in das Druckereiunternehmen ein, nachdem zuvor Heinrich und Emil aus diesem ausgeschieden waren. Diese Firma, Friedrich Förster & Moritz Förster, musste 1864 Ausgleich anmelden, wurde von →Rudolf Schürer von Waldheim aufgekauft und firmierte 1865 noch unter dem Namen Waldheim & Förster, ehe sie im Folgejahr mit den Druckereiunternehmen Waldheims fusioniert wurde. Der Produktionsstandort von F.s Druckunternehmen befand sich seit der Gründung von Ludwig Försters Artistischer Anstalt in Wien 2. 1866 war F. als Sekretär und Kassendirektor beim Harmonietheater in Wien 9 angestellt, ehe er völlig verarmt verstarb. Sein durch ihn und mit ihm initiiertes Adressbuch „Lehmann“ trat jedoch seinen Siegeszug an, es wurde bis 1942 gedruckt und zu einem unverzichtbaren Nachschlagewerk. Die von Ludwig Förster gegründete und von F. fortgeführte Artistische Anstalt, die im Unternehmen des Verlegers Schürer von Waldheim aufging, besteht nach mehrmaligem Eigentümerwechsel in der heutigen Kurier Zeitungsverlag und Druckerei GmbH fort. F. war Mitglied des Vereins der Österreichischen Buchhändler (1866).

L.: Oesterreichische Buchhändler-Correspondenz 7, 1866, S. 168; A. Durstmüller, 500 Jahre Druck in Österreich 1–2, 1981–86, s. Reg.; P. R. Frank – J. Frimmel, Buchwesen in Wien 1750–1850, erweiterte Fassung, 2008, S. 17, 46; K. Schoeller, Ludwig F. (1797–1863). Der Architekt als Pädagoge und Universalunternehmer, phil. Diss. Wien, 2016; TU, Wien.
(K. Schoeller)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)