Freh, Wilhelm (1910–1986), Mineraloge und Petrograph

Freh Wilhelm, Mineraloge und Petrograph. Geb. Wien, 18. 8. 1910; gest. Salzburg (Salzburg), 5. 11. 1986; röm.-kath. Sohn eines Bürgerschullehrers, ab 1942 verheiratet mit Rosa Freh, geb. Christ. – Nach Besuch der Volksschulen in Aschach an der Donau (1916–19) und Feldkirchen an der Donau (1919–21) sowie des Schottengymnasiums in Wien, wo er 1929 maturierte, studierte F. allgemeine Naturwissenschaften und Chemie an der Universität Wien; 1936 Dr. phil. Bereits 1932–34 Demonstrator am Institut für Mineralogie bei →Emil Dittler, war er 1936–38 dessen Privatassistent. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 meldete sich F. zur deutschen Wehrmacht, da er auf Grund seiner christlichen Weltanschauung politische Repressalien befürchtete, denen er ausweichen wollte. Im Frühjahr 1940 schwer verwundet, wurde er nach seiner Genesung zur Weiterbildung auf dem Gebiet der Erdölgeologie an die TH München und Hannover geschickt und war danach bis zum Kriegsende als Treibstoffspezialist in der Wehrmacht im Einsatz. Nach Auflösung seiner Einheit im Raum Salzburg im Mai 1945 kehrte er zu seiner Familie nach Aschach an der Donau zurück. 1946 trat F. in den oberösterreichischen Landesdienst ein und wurde zum Leiter der mineralogischen und geologischen Abteilung (Sammlungen) am Oberösterreichischen Landesmuseum bestellt. Zeitgleich erfolgte sein Beitritt zum Oberösterreichischen Musealverein. Daneben verrichtete er zeitweilig Tätigkeiten in der administrativen Verwaltung der biologischen Sammlungen des Museums sowie 1953–59 in der Abteilung für Geschichte der Technik. Ab 1957 unterrichtete er auch Edelsteinkunde an der gewerblichen Berufsschule 1 in Linz. 1960 wurde er zum Direktor des Oberösterreichischen Landesmuseums bestellt; 1965 Hofrat. 1975 trat er in den dauernden Ruhestand. Bei der Gestaltung zahlreicher Ausstellungen in Oberösterreich engagierte sich F. gemeinsam mit seinem Mitarbeiterstab. Erwähnenswert sind u. a. die Errichtung der Gedenkstätte im ehemaligen Schulhaus von Ansfelden (Geburtshaus von →Anton Bruckner) 1971 sowie die Einrichtung des Strafrechtsmuseums im Schloss Scharnstein 1973. In F.s Amtsperiode fällt auch die Adaptierung des Linzer Schlosses für die kulturhistorischen Sammlungen des Oberösterreichischen Landesmuseums. In den Arbeitsausschüssen zu den beiden ersten Landesausstellungen „Kunst der Donauschule“ in St. Florian (1965) und „Die Bildhauerfamilie Schwanthaler“ im Stift Reichersberg (1974) sowie an der Ausstellung „Johannes Kepler, Werk und Leistung“ (1971) in Linz war F. maßgeblich beteiligt. Weiters stellte er die „Eisenbahngeschichtliche Sammlung“ des Oberösterreichischen Landesmuseums in den Mittelpunkt von Ausstellungen im Linzer Schloss (1971 und 1982), wobei ein Schwerpunkt auf die Geschichte der Pferdebahn Budweis – Linz – Gmunden gelegt wurde. Seine Mitarbeit an der Bibliographie von Oberösterreich „Heimatkundliches Schrifttum, Geschichte, Volkskunde, Naturkunde“ (1946–55) wurde teils in den „Oberösterreichischen Heimatblättern“, teils im „Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines“, dessen Schriftleitung F. 1947–59 oblag, belegt. Sein wissenschaftliches Werk ist geprägt von der Ausbildung als Mineralchemiker und Analytiker, wobei in seinen Arbeiten stets auch wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund stehen. Hervorzuheben sind Untersuchungen des Quarz- und Feldspatvorkommens von Königswiesen, die Beschreibung des Mühlviertler Tabsteins (regional für einen dichten Vertreter der Serpentingruppe; Speckstein), der Gagatvorkommen („Glanzkohle“, als Schmuckstein verwendet) und anderer Schmucksteine in Oberösterreich. Artikel über den Eisenbergbau im Lande ob der Enns, über das (oberösterreichische) Flussgold und das Inngold sowie über frühe Goldwäschertätigkeit bei Freistadt sind als kulturhistorisch bedeutende Beiträge erwähnenswert. Für die Jahrestagungen der Deutschen und Österreichischen Mineralogischen Gesellschaften erarbeitete F. gemeinsam mit Fachkollegen der Universität Wien Exkursionsführer für das Gebiet nördlich der Donau (1963), Beiträge zur geologischen Forschung im Raum Linz wurden 1969 im 64. Katalog des Oberösterreichischen Landesmuseums abgedruckt. In biographischen Artikeln beleuchtete F. die Bedeutung von Wissenschaftlern für Oberösterreich, wie jene von Leopold von Buch, →Ami Boué und Wilhelm Jenny. 1963 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Franz Spillmann benannte eine neue Spezies eines Anthracotheriums aus den oberoligozänen Linzer Sanden nach F. Anthracotherium frehi n. sp.

Weitere W.: s. Kohl; Biographisches Lexikon von Oberösterreich.
N.: H. Kohl, in: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines 132, 1987, S. VII-IX (m. B. u. tw. W.).
L.: Biographisches Lexikon von Oberösterreich, 6. Lieferung, 1960 (m. W.), 11.-14. Lieferung, 1968 (m. W.); Dr. (W.) F. – der neue Direktor des Landesmuseums, in: Oberösterreichische Nachrichten 96, 1960, S. 9; O. Wutzel, W. F. – 15 Jahre Direktion des OÖ. Landesmuseums, in: Oberösterreichische Heimatblätter 29, 1975, S. 234f.; UA, Wien; Archiv und Bibliothek des Oberösterreichischen Landesmuseums, Linz, Oberösterreich.
(F. Pertlik)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)