Freissler (Freisler), Franz (1879–1967), Unternehmer

Freissler (Freisler) Franz, Unternehmer. Geb. Klantendorf, Mähren (Kujavy, CZ), 30. 1. 1879; gest. 1. 1. 1967 (bestattet: Wien); röm.-kath. Sohn des Grundbesitzers in Klantendorf Matthias Freissler, Neffe von →Anton Freissler. – F. studierte 1898–1903 (unterbrochen durch seinen Militärdienst in Prag 1900/01) Maschinenbau an der Wiener Technischen Hochschule und war 1904/05 Hörer an der mechanisch-technischen Abteilung der ETH Zürich, legte 1904 die II. Staatsprüfung ab und promovierte 1906 mit der Arbeit „Bestimmung der Wasserreibung nach einem neuen Verfahren“. Er arbeitete in einer österreichischen Maschinenfabrik, bevor er zu Studienzwecken in die USA ging. Dort hielt er sich 1910–14 auf und war für Allice-Chalmers, den damals führenden Turbinenerzeuger, und bei Otis als Konstrukteur im Aufzugsbau tätig. Nach seiner Rückkehr nach Österreich 1914 arbeitete er auf dem Gebiet der Normung von Konstruktionselementen für Aufzüge. Während seines Einsatzes im 1. Weltkrieg geriet er in russische Gefangenschaft. Zurückgekehrt, löste er in der Aufzugsfirma seines verstorbenen Onkels dessen Schwiegersohn und Nachfolger Max Steskal als Leiter des Unternehmens ab. Er sanierte die durch den Krieg und den Zerfall der Monarchie angeschlagene Firma. 1929 wurde die damals in Österreich wahrscheinlich höchste Aufzugsanlage für den Gasbehälter Leopoldau mit 96 m Hubhöhe errichtet. 1932 setzte F. eine Normierung und Typisierung der Erzeugnisse durch und führte mechanische Neukonstruktionen ein. Außerdem wurde die Fertigung elektrischer Spezial-Aufzugssteuergeräte aufgenommen. 1934 übernahm F. die 1894 gegründete Firma Ferdinand Bauers Nachfolger, die auf den Bau von Kränen und Transporteinrichtungen spezialisiert war. 1937 begann die Firma mit der Herstellung von Autohebebühnen System Marx. In der Zwischenkriegszeit exportierte das Unternehmen v. a. nach Jugoslawien, Rumänien, Griechenland, Palästina, Irland, in die Türkei und die Sowjetunion, nach Belgisch-Kongo und Brasilien. Zwischen 1938 und 1943 veranlasste F. eine Modernisierung der maschinellen Erzeugungseinrichtungen nach den neuesten Erfindungen auf elektrotechnischem Gebiet. 1940 wurde das Budapester Schwesterunternehmen verkauft. 1948 begann man mit dem Bau von Aufzugsmotoren. F. leitete das Unternehmen bis 1951. Die Geschäftsführung übernahmen danach der Enkel des Firmengründers Friedrich Dittes und Ludwig Völker. Die Firma blieb bis zum Verkauf an Otis 1969 in Familienbesitz. 1956 erhielt F. das Goldene Doktordiplom der Technischen Hochschule Wien.

L.: F. Dittes, in: Blätter für Technikgeschichte 20, 1958, S. 72; Der österreichische Mechaniker 20, 1967, H. 2, S. 13; Österreichische Ingenieur-Zeitschrift 10, 1967, H. 4, S. 152; Die Industrie 76, 1967, Nr. 3, S. 26; H. Sippl, „Freissler“ und die österreichische Aufzugsindustrie 1868 bis 1969, 2010, S. 73ff.; Zedhia, Zentraleuropäisches digitales wirtschafts- und gesellschaftshistorisches interaktives Archiv (online, Zugriff 17. 4. 2021); Technisches Museum, TU, beide Wien.
(S. B. Weiss)   
Zuletzt aktualisiert: 25.8.2023  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 11 (25.08.2023)