Friese, Franz Maria Ritter von (1820–1891), Montanist und Beamter

Friese Franz Maria Ritter von, Montanist und Beamter. Geb. Innsbruck (Tirol), 16. 5. 1820; gest. Oetz (Tirol), 27. 9. 1891 (begraben: Wiener Zentralfriedhof); röm.-kath. Sohn des →Johann Nepomuk Friese und der Maria Anna Friese, geb. von Gerstner (geb. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 4. 7. 1793; gest. Wien, 17. 8. 1877); ab 1872 verheiratet mit Hermine Barbara Friese, geb. Ferstel (geb. Wien, 4. 12. 1842; gest. ebd., 5. 6. 1926), Tochter des Bankiers Ignaz Ferstel (1796–1866), Schwester von →Heinrich Freiherr von Ferstel. – Über F.s Schulbildung ist nichts bekannt. Nach juridisch-politischen Studien an der Universität Innsbruck besuchte er ab 1841 die Bergakademie in Schemnitz. Nach Beendigung der einjährigen Richteramtspraxis wurde F. 1844 als Bergwesens-Kandidat in den Montanstaatsdienst aufgenommen und 1845 als Bergpraktikant beeidet. Zunächst der Salinendirektion in Hall zugewiesen, wurde er 1846 zum Berggericht in Leoben überstellt. 1847 an die Hofkammer für Münz- und Bergwesen in Wien übernommen, teilte man F. Anfang 1850 als Bergpraktikant der Geologischen Reichsanstalt zu. 1851 erfolgte die Ernennung zum Konzeptsadjunkten im Ministerium für Landeskultur und Bergwesen, 1854 die Beförderung zum Ministerialkonzipisten. 1867 wurde F. Ministerialsekretär im Finanzministerium. 1876 zum Vorstand des Montandepartments im Ackerbauministerium, unter Verleihung von Titel und Charakter eines Ministerialrats, ernannt, erfolgte 1878 die Beförderung zum wirklichen Ministerialrat. Als Bergpraktikant in Tirol wirkte F. aktiv an der geologischen Erforschung von Südtirol durch den geognostisch-montanistischen Verein für Tirol und Vorarlberg mit, später arbeitete er hauptsächlich auf montanhistorischem und -statistischem Gebiet. Von zahlreichen den Tiroler Bergbau betreffenden archivalischen Quellen im Wiener Verwaltungsarchiv erstellte F. Abschriften und Exzerpte, welche die Basis weiterer eigener Veröffentlichungen, wie beispielsweise „Das Ettenhardische Bergbuch“ (in: Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch der k. k. Bergakademien Schemnitz und Leoben und der k. k. Montan-Lehranstalt Přibram 14, 1865), bildeten. Teile dieser Abschriften gelangten nach F.s Tod an die Bibliothek der heutigen Montanuniversität Leoben. Zahlreiche kleinere historische Aufsätze veröffentlichte F. in der „Österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen“, exemplarisch seien der „Beitrag zur Geschichte des Přibramer Bergbaues“ (2, 1854) und „Das römische Berggesetz von Vipasca“ (35, 1887) genannt. Auf statistischem Gebiet legte er mit „Die Bergwerks-Production der österreichischen Monarchie“ (1852) und „Übersicht der österreichischen Bergwerks-Production in den Jahren 1823–1854“ (1855) wertvolle Zusammenfassungen vor und verfasste außerdem zahlreiche kleinere Aufsätze, wie „Uebersicht über die bei den k.k. österreichischen Montanwerken bestehenden Maschinen“ (in: Österreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen 2, 1854), „Schwefel-Production der österreichischen Monarchie“ (ebd. 3, 1855) und „Die Roheisenproduction in Oesterreich im Jahre 1861“ (ebd. 10, 1862). 1857–72 fungierte F. als Sekretär des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins, über dessen Baustein-Sammlung er 1870 ein Verzeichnis publizierte. Privat legte er eine Mustersammlung von österreichischen Mineralien mit rund 4.000 Stück an, die nach seinem Tod durch die Geologische Reichsanstalt in Wien erworben wurde. An gemeinnützigen Bildungsunternehmen interessiert, schuf F. einen Lesekreis unter den Bergbeamten, der neu erschienene Fachzeitschriften und Bücher zugänglich machte, und organisierte allgemeine Bergmannstage in Wien und Mährisch Ostrau. Für die Weltausstellung 1873 gestaltete er eine viel beachtete Schau montanistischer Objekte und Erzmuster. Ab 1854 Korrespondent der Geologischen Reichsanstalt in Wien, wurde F. 1861 der Titel eines Berghauptmanns, 1871 das Ritterkreuz des Franz Josephs-Ordens, 1876 der Orden der Eisernen Krone III. Klasse, 1877 der königlich preußische Kronen-Orden III. Klasse und 1891 das Komturkreuz des königlich sächsischen Albrecht-Ordens I. Klasse verliehen; 1879 Erhebung in den Ritterstand.

Weitere W.: Ueber die Darstellung von Urangelb bei der k.k. Silberhütte zu Joachimsthal, in: Österreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen 2, 1854; Die Eisenwerke Sr. kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Albrecht in Schlesien, ebd. 5, 1857; Die Bergwerks-Industrie von Dalmatien, ebd. 6, 1858; Bilder von den Lagerstätten des Silber- und Bleibergbaues zu Přibram und des Braunkohlen-Bergbaues zu Brüx, 1887; Geologisch-bergmännische Karte mit Profilen von Joachimsthal nebst Bildern von den Erzgängen in Joachimsthal und von den Kupferkies-Lagerstätten bei Kitzbühel, 1891.
L.: Innsbrucker Nachrichten, 29. 9., WZ, 29. 9. (Abendausgabe), 4. 10., Deutsches Volksblatt, 1., 2. 10. 1891; Der Bautechniker 11, 1891, S. 690; C. v. Ernst, in: Vereins-Mittheilungen (= Beilage zur Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen) 10, 1891, S. 98f.; H. Foullon, in: Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1891, S. 267f.; L. Jontes, in: Berichte der Geologischen Bundesanstalt 65, 2005, S. 94f. (mit Bild); L. Jontes, in: Geo.Alp, Sonderbd. 1, 2007, S. 73ff. (mit Bild); Geologische Bundesanstalt, Pfarre St. Ulrich, beide Wien; Dompfarre St. Jakob, Innsbruck, Pfarre Oetz, beide Tirol.
(M. Svojtka – Th. Hofmann)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)