Fröhlich, Katharina (Kathi, Kathy, Katty) (1800–1879), Sängerin und Private

Fröhlich Katharina (Kathi, Kathy, Katty), Sängerin und Private. Geb. Wieden, Niederösterreich (Wien), 10. 6. 1800; gest. Wien, 3. 3. 1879 (ehrenhalber gewidmetes Grab: Friedhof Hietzing). Tochter von →Matthias Fröhlich (Frölich) (s. unter Anna Fröhlich) und seiner Frau Barbara, geb. Mayr (geb. Wien, 28. 2. 1767; gest. ebd., 4. 8. 1841), Schwester von →Anna Fröhlich, →Barbara Fröhlich und →Josephine Fröhlich. – F. war wie ihre Schwestern musikalisch außergewöhnlich begabt. Sie scheint bereits 1815 gemeinsam mit Anna und Barbara im Mitgliederverzeichnis der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien auf und sang mit ihnen 1819 in einem Konzert der Musikfreunde ein Terzett von Domenico Cimarosa. Darüber hinaus war F. auch eine stadtbekannte Schönheit. →Franz Grillparzer verlobte sich mit ihr und verewigte sie in seinen Werken – in „König Ottokars Glück und Ende“ sogar mit ihrem Namen. F. hatte zudem eine große schauspielerische Begabung: →Sophie Schröder erkannte ihr Bühnentalent, doch soll Grillparzer gegen eine Schauspielkarriere seiner Braut gewesen sein. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten und Streitigkeiten wollte Grillparzer F. wiederholt verlassen, ihre Schwestern baten den Dichter jedoch stets, dies nicht zu tun, da F. sehr kränklich war und sie um ihren Gesundheitszustand bangten. Vermutlich löste Grillparzer sein Eheversprechen aber auch aufgrund seiner Angst, die Geisteskrankheit in seiner Familie könnte sich weitervererben, nie ein. Zudem waren seine finanziellen Verhältnisse lange Zeit nicht ausreichend, um eine Familie zu ernähren. So wurde F. zu Grillparzers „ewiger Braut“ und zum Motiv romantischer Dichtungen. F. begleitete Josephine mehrmals auf Konzertreisen, wie 1826 nach Prag und 1831 nach Mailand. Sie lebte mit ihren Schwestern in einer Wohnung in der Spiegelgasse (Wien 1), wo Grillparzer ab 1849 bis zu seinem Tod ihr Untermieter war. F. stiftete den Franz-Grillparzer-Preis für das relativ beste deutsche dramatische Werk, das im Lauf der vorangegangenen drei Jahre auf einer namhaften Bühne zur Aufführung gelangte und nicht schon zuvor durch einen anderen Preis ausgezeichnet worden war. Nach dem Tod F.s erhielt die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien den Stiftungsbetrag für diesen Preis, der bis 1971 vergeben wurde. In einem Brief an Bürgermeister →Cajetan Freiherr von Felder vermachte F. nach Grillparzers Tod seinen Nachlass der Stadt Wien und sorgte für die finanzielle Absicherung der drei Kinder von Grillparzers Bruder Karl.

L.: Deutsche Zeitung, 4., 10. 3. 1879; NFP, 22. 6. 1884; FB, 31. 5. 1914; NDB; A. Sauer, in: Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft 5, 1895, S. 219ff. (auch in: ders., Gesammelte Reden und Aufsätze zur Geschichte der Literatur in Österreich und Deutschland, 1903, S. 135ff.); ders., in: Jugend 7, 1902, Nr. 4, S. 53ff. (mit Bild); J. A. Lux, Grillparzers Liebesroman. Die Schwestern F. Roman aus Wiens klassischer Zeit, 1912 (mit Bild); M. Prels, Grillparzers ewige Braut, 1922; T. Leitich, in: Die Wienerin, 1939, S. 164ff.; J. Blaha, Die Schwestern F., phil. Diss. Wien, 2002 (mit Bild); E.-M. Orosz, in: Wohnen zeigen. Modelle und Akteure des Wohnens in Architektur und visueller Kultur, ed. I. Nierhaus – A. Nierhaus, 2014, S. 264ff.; Pfarre St. Karl Borromäus, Wien.
(R. Müller)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 4, 1956), S. 373
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