Fürth, Wolf (ca. 1779–1850), Industrieller

Fürth Wolf, Industrieller. Geb. Strakonitz, Böhmen (Strakonice, CZ), ca. 1779; gest. ebd., 3. 7. 1850; mos. Sohn von Abraham Fürth, Händler und Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Strakonitz, und Rosalia Fürth, geb. Schulhof, Gesellschafterin und Geschäftsführerin der Firma Wolf Fürth & Co., Vater des Kohlenhändlers und Spediteurs Heinrich Fürth (geb. Strakonitz, 15. 5. 1812; gest. ebd., 17. 12. 1895) sowie der Gesellschafter der Firma Wolf Fürth & Co. Jakob (Jacob) Fürth (geb. Strakonitz, 16. 4. 1816; gest. ebd., 8. 7. 1889), Moritz Fürth (geb. Strakonitz, 25. 4. 1818; gest. ebd., 13. 6. 1892), Stadtrat in Strakonitz und Mitglied der Bezirksvertretung, Eduard (Elias) Fürth (geb. Strakonitz, 1. 9. 1819; gest. Laibach, Königreich Illyrien / Ljubljana, SLO, 28. 8. 1854), Josef Ritter von Fürth (geb. Strakonitz, 30. 12. 1822; gest. Wien, 28. 4. 1892), Abgeordneter zum böhmischen Landtag und zum Reichsrat, und Marie Fürth (geb. Strakonitz, 18. 3. 1825; gest. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 16. 1. 1897); in 2. Ehe verheiratet mit Rosalia Fürth, geb. Mauthner (Mautner) (gest. 1854). – Im Anschluss an seine 1802–05 in Pisek absolvierte Lehre trat F. in das Geschäft seines Vaters, der in einem Strakonitzer Vorort mit Wolle, Textilien und Farben handelte, ein. Nach dem Konkurs des Betriebs erwarb er 1812 eine eigene Handlungslizenz und baute das Geschäft zu einer Gemischtwarenhandlung aus. Zu den von F. vertriebenen Waren zählten auch von Strakonitzer Strumpfstrickern erzeugte Feze, die er ab 1824 von diesen in eigener Fertigung herstellen ließ. Er begründete damit eine der bedeutendsten Dynastien von österreichischen Fezerzeugern, die bis ins 20. Jahrhundert tätig war. In der Folge erhielt er die Genehmigung zur Errichtung einer Fabrik in Strakonitz und erwirtschaftete 1841 bereits ein Drittel des Umsatzes der lokalen Fezproduktion, die den Haupterwerbszweig der Stadt und ihrer Umgebung bildete. Der Großteil der von F. erzeugten Kappen wurde nach Konstantinopel exportiert, der Rest über Wien vertrieben. Für seine Waren erhielt F. mehrfach Auszeichnungen, so etwa auf der Gewerbeausstellung in Wien 1845 die Silbermedaille. F. war neben seiner Tätigkeit als Unternehmer auch Vorsteher der jüdischen Gemeinde von Strakonitz. Die Firma wurde nach seinem Tod von seiner Frau Rosalia Fürth und den Söhnen Jakob, Moritz und Eduard Fürth übernommen; nach dem Ableben von Rosalia und Eduard trat der jüngste Sohn Josef Fürth in das Familienunternehmen ein.

L.: M. Purkhart, Die österreichische Fezindustrie, phil. Diss. Wien, 2006, S. 83ff., 269f.; G. Gaugusch, Wer einmal war A–K, 2011, S. 819ff.; Zedhia, Zentraleuropäisches digitales wirtschafts- und gesellschaftshistorisches interaktives Archiv (online, Zugriff 17. 4. 2018).
(Ch. Kanzler)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)