Gabler, Leo; Decknamen Heini, Otto Mayer (1908–1944), Parteifunktionär und Widerstandskämpfer

Gabler Leo, Decknamen Heini, Otto Mayer, Parteifunktionär und Widerstandskämpfer. Geb. Wien, 11. 5. 1908; gest. ebd., 7. 6. 1944 (hingerichtet). Sohn des Photographen Leopold Gabler (geb. um 1867; gest. 31. 3. 1940) und dessen früh verstorbener Frau Marie Gabler, Stiefsohn der Schneiderin Emilie Gabler, geb. Steinbach, Bruder des Photographen Gustav Gabler. – Nach dem Besuch der Bürgerschule 1914–22 absolvierte G. eine Lehre als Taschner, die er 1926 abschloss. Anschließend begab er sich auf Reisen durch mehrere europäische Länder. Nach seiner Rückkehr nach Wien im Sommer 1927 war er Hilfs- bzw. Gelegenheitsarbeiter bei seinem Bruder. Nach kurzer Mitgliedschaft in der Sozialistischen Arbeiterjugend gehörte er ab 1922 dem Kommunistischen Jugendverband (KJV) in Wien-Rudolfsheim und ab 1926 der KPÖ an. Im Zuge der Auseinandersetzungen anlässlich des Justizpalastbrandes Mitte Juli 1927 erlitt er eine Schussverletzung am rechten Oberarm und war zwei Tage in Haft. Im August 1928 nahm er an der Internationalen Spartakiade der Roten Sport-Internationale in Moskau teil und war Vertreter des KJV auf dem gleichzeitig stattfindenden 5. Weltkongress der Kommunistischen Jugendinternationale (KJI). Ab Dezember 1928 Mitglied des Zentralkomitees (ZK) des KJV, wurde G. 1929 als Vertreter des KJV in das ZK der KPÖ kooptiert und auf dem 11. Parteitag im Juni 1931 bestätigt. Ab 1931 fungierte er als Sekretär des KJV und gehörte dem Sekretariat der KPÖ an. Wegen der Teilnahme an Demonstrationen und Verstößen gegen das Pressegesetz wurde G. ab 1929 mehrmals festgenommen und zu insgesamt 13 Monaten Arrest verurteilt. G. war häufiger Redner bei kommunistischen Versammlungen, etwa bei der „Kundgebung der 10.000 Antifaschisten“ Anfang September 1932 in der Wiener Engelmann-Arena. Mitte Juni 1933 gemeinsam mit dem KJV-Funktionär Hermann Köhler verhaftet, wurde G. wegen fortgesetzter Tätigkeit für den verbotenen KJV zu zwei Monaten Arrest verurteilt. Danach flüchtete er nach Prag, von wo aus er mehrere Reisen nach Wien unternahm. Ende August 1934 wurde er erneut verhaftet und im Sommer 1935 nach neun Monaten Polizei- und Gerichtshaft in das Anhaltelager Wöllersdorf überstellt. Nach einer Amnestie im Sommer 1936 ging G. nach Prag, wo sich die Parteiführung der KPÖ aufhielt, an deren Sitzungen er teilnahm. Bis zur definitiven Übersiedlung nach Moskau im November 1937 pendelte er zwischen Prag und Moskau und leitete die Arbeit des KJV. Auf dem 6. Weltkongress wurde er im Oktober 1935 in Moskau (in Abwesenheit) in das Exekutivkomitee der KJI gewählt, dessen Mitglied er bis 1940 blieb. Ab April 1937 bis 1940 war G. zudem Vertreter des KJV beim Exekutivkomitee der KJI in Moskau und arbeitete nebenbei als Photoreporter für die Zeitschrift „UdSSR im Aufbau“. Ab Jänner 1940 gehörte er der neu konstituierten Parteiführung der Exil-KPÖ in Moskau an. Diese beschloss im Februar 1941, G. zur Unterstützung des mit der Bündelung der kommunistischen Widerstandsgruppen befassten (und zu diesem Zeitpunkt bereits verhafteten) Erwin Puschmann nach Österreich zu schicken. G. flog hierauf nach Sofia und reiste von dort über Belgrad nach Zagreb, wo er im März 1941 mit dem Auslandsfunktionär der KPÖ Julius Kornweitz zusammentraf. Nach seiner Rückkehr nach Österreich im Mai 1941 nahm G. in Zusammenarbeit mit Kornweitz, Friedrich Hedrich und anderen die Reorganisierung der KPÖ in Angriff, initiierte illegale Publikationen wie die „Rote Fahne“ und „Weg und Ziel“ sowie Flugblätter für Soldaten an der Front. Über Leopoldine Kovarik verfügte er über eine Verbindung zur tschechischen Gruppe der KPÖ in Wien, die seit 1940 zahlreiche Sabotageaktionen durchführte. Aufgrund seines Kontakts zum Gestapospitzel Kurt Koppel wurde G. im Oktober 1941 in der Nordrandsiedlung Leopoldau in Floridsdorf festgenommen und mehrere Monate von der Gestapo verhört und gefoltert. Nach einem Jahr Haft in der Gestapoleitstelle am Morzinplatz und einem weiteren im Polizeigefängnis Roßauer Lände wurde er im Oktober 1943 in das KZ Mauthausen überstellt. Mitte April 1944 verurteilte ihn der 5. Senat des Volksgerichtshofs wegen „Vorbereitung zum kommunistischen Hochverrat“ zum Tod, das Urteil wurde im Wiener Landesgericht vollstreckt.

L.: H. Schafranek, in: Jahrbuch des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, 2011, S. 185ff. (mit Bild); DÖW, Wien; Bundesarchiv, Berlin, D.
(M. Mugrauer)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)