Gebert, Anton (1885–1942), Priester und Lehrer

Gebert Anton, Priester und Lehrer. Geb. Heiligenkreuz, Böhmen (Chodský Újezd, CZ), 10. 4. 1885; gest. KZ Dachau, Deutsches Reich (D), 17. 5. 1942; röm.-kath. Sohn des Bauern Josef Gebert und dessen Frau Anna Gebert, geb. Scharnagl, Neffe des Abts des nordböhmischen Zisterzienserstifts Ossegg und Landesprälaten von Böhmen Dr. Theobald (Andreas) Scharnagl OCist (geb. Heiligenkreuz, 4. 2. 1867; gest. Ossegg, Protektorat Böhmen und Mähren / Osek, CZ, 9. 6. 1943). – G. besuchte das erzbischöfliche Konvikt in Mies und maturierte 1905 am dortigen Staatsgymnasium. Anschließend studierte er Philosophie und Theologie an der deutschen Universität Prag; 1909 Priesterweihe im Prager Veitsdom. Danach wirkte er als Seelsorger und Katechet in Asch-St. Niklasberg und Altrohlau bei Karlsbad, später an der Lehrerbildungsanstalt in Mies, am Realgymnasium in Plan und an der Deutschen Lehrerbildungsanstalt Prag. 1934 wurde er an der deutschen Universität Prag zum Dr. theol. promoviert und war dort in der Folge als Lehrbeauftragter für Katechetik und Religionspädagogik tätig. Ab 1934 Mitglied des Metropolitankapitels zu St. Veit in Prag, leitete G. im Erzbischöflichen Konsistorium zu Prag das Referat Schulwesen und war außerdem Rektor der Salvatorkirche. 1938 übernahm G. die Redaktion des „Prager Kirchenblatts“. Nach der Schaffung des Protektorats Böhmen und Mähren wurde er im folgenden Jahr stellvertretender Standortpfarrer der Deutschen Wehrmacht in Prag. Ende 1940 beauftragte ihn Kardinal Karel Kašpar, sich für inhaftierte tschechische Priester einzusetzen. Im Jänner 1941 wurde G. verhaftet, wegen illegalen Rundfunkhörens mit Berufung auf das „Heimtückegesetz“ vor Gericht gestellt und im Juli desselben Jahres zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. G. habe „gehässige, hetzerische“ und „böswillige Äußerungen über leitende Persönlichkeiten des Staates oder der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“ getätigt. Das sogenannte Ermittlungsergebnis stützte sich auf ein angebliches Geständnis des Beschuldigten. In seinem Heimatkreis und an seinen früheren westböhmischen Wirkungsstätten wandten sich mehrere Bürger, sogar Bürgermeister und Ortsgruppenleiter der NSDAP, an den Reichsstatthalter in Prag und baten um die Freilassung des geschätzten Priesters, worauf manche der Bittsteller ihre Ämter verloren. Nach Verbüßung der Gefängnisstrafe wurde G. nicht freigelassen, sondern zunächst in das Gefängnis der Festung Theresienstadt und von dort im Mai 1942 in das KZ Dachau überstellt. Obwohl durch die Haft gesundheitlich bereits sehr geschwächt, wurde G. im Lager zum Tragen der schweren Essenskübel eingeteilt, einer besonderen Schikane und Tortur für inhaftierte Priester. Schon bald verstarb G. an den erlittenen Strapazen.

L.: B. Hoffmann, A kdo vás zabije, 1946, S. 436; Mitteilungen des Sudetendeutschen Priesterwerkes, 1977, H. 2, S. 23ff.; B. M. Kempner, Priester vor Hitlers Tribunalen, 1980, S. 111ff. (mit Bild); U. v. Hehl, Priester unter Hitlers Terror, 1998, S. 1551; R. Grulich, Sudetendeutsche Katholiken als Opfer des Nationalsozialismus, 2000, S. 15ff.; E. Valasek, Der Kampf gegen die Priester im Sudetenland 1938 bis 1945, 2003, S. 64f.; Zeugen für Christus 2, ed. H. Moll, 4. Aufl. 2006, S. 706f. (mit Bild); Pfarre Chodský Újezd, CZ; KZ-Gedenkstätte Dachau, D.
(R. Grulich)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)