Geißler (Geissler), Ludwig (1878–1932), Techniker, Beamter und Alpinist

Geißler (Geissler) Ludwig, Techniker, Beamter und Alpinist. Geb. Wien, 26. 2. 1878; gest. Saalbach (Salzburg), 1. 1. 1932; röm.-kath. Sohn des Graveurs Ludwig Frimmel (geb. Mariahilf, Niederösterreich / Wien, 17. 8. 1845) und der Hermine Geißler, ab 1907 verheiratete Frimmel (geb. Badbruck / Bad Gastein, Salzburg, 29. 10. 1847); ab 1905 verheiratet mit der Alpinistin Sophie (Sofie) Geißler, geb. Panzer (geb. Wien, 14. 5. 1884; gest. Wien oder Grado, I, 27. 6. 1965). – Nach dem Besuch der Oberrealschule studierte G. 1896/97–1901/02 an der Ingenieurschule der Technischen Hochschule Wien, wo er die Erste Staatsprüfung aus dem Bauingenieurfach 1898, die Zweite 1903 ablegte. Bereits 1900 trat er als Wasserbautechniker in den Dienst der niederösterreichischen Landesregierung. 1919 zum Oberbaurat und 1927 zum Landesbaudirektor ernannt, stellte er nach dem 1. Weltkrieg durch die Beschaffung ausreichender finanzieller Mittel, die Umstellung der Bauarbeiten auf verstärkten Maschineneinsatz und die Anwendung innovativer baulicher Methoden das niederösterreichische Wasserbauwesen auf neue Grundlagen. In seine Amtszeit fällt die Regulierung zahlreicher Flüsse Niederösterreichs, so etwa der Großen Tulln, der Perschling, der Traisen und der Triesting, wodurch ein bedeutender Beitrag zur Eindämmung der wiederkehrenden Hochwässer und damit zum Erhalt von Kulturflächen geleistet wurde. Die Regulierungsarbeiten an der Schwarza in den 1920er-Jahren erfolgten im Rahmen eines Programms zur Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit im Industrieviertel. Die von G. entwickelten Systeme zur Uferbefestigung und zum Bau von Sohlstufenanlagen fanden auch außerhalb Österreichs Beachtung. Neben seiner beruflichen Tätigkeit war G. als Alpinist aktiv. Er war Mitglied der Akademischen Sektion Wien des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins sowie der Elitevereinigung Österreichischer Alpenklub, deren Vorständen er angehörte, sowie der Sektion Austria, wo er als Hüttenwart tätig war. Als Vertreter der Schule des führerlosen Bergsteigens gelangen ihm u. a. die Erstbegehung des Mösele (Großer Möseler) in den Zillertaler Alpen über den Südwestgrat (1900, mit Jakob Albert und Karl Rigele), die Erstüberschreitung des Monte Carè Alto in der Adamellogruppe über den Südostgrat (1901, mit Hanns Barth, →Otto Barth und →Edmund Gütl), die dritte Ersteigung der Guglia di Brenta (Campanile Basso, 1901, mit Hanns Barth) und die schwierige Begehung des Ortler über den Marltgrat (1903, mit Gütl). Hofrat G. war Mitglied der Hochwasserschutzkommission der Stadt Wien, der Donauregulierungskommission und des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins. 1907 erhielt er das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone, 1929 wurde ihm das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.

W.: Die Gewässerregulierungen in Niederösterreich, in: Das österreichische Bauwesen, 1928; Beiträge in: Österreichische Alpenzeitung.
L.: WZ, 16. 3. 1927; Czeike; ZÖIAV 71, 1919, H. 7, S. 72; E. Pichl, Wiens Bergsteigertum, 1927, S. 54, 64, 95; Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 58, NF 48, 1932, Nr. 2, S. 47f.; E. Pichl, in: Österreichische Alpenzeitung 54, 1932, S. 39ff.; Die Wasserwirtschaft 25, 1932, S. 23; Wienerwald-Bote 33, 1932, Nr. 1, S. 3, Nr. 4, S. 3; Alpinismus in Wien, ed. P. Sova, 1999; Pfarre Altlerchenfeld, Pfarre Schottenfeld, TU, alle Wien; Pfarre Saalbach, Salzburg; AlpinWiki (Zugriff 19. 7. 2021).
(Ch. Kanzler)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 5, 1957), S. 418
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>