Gillemot, Ferenc (1875–1916), Sportler, Trainer, Sportfunktionär und Journalist

Gillemot Ferenc, Sportler, Trainer, Sportfunktionär und Journalist. Geb. Budapest (H), 11. 9. 1875; gest. Moldovis-Anhöhe bei Petrozsény, Siebenbürgen (Culmea Moldoviș bei Petroșani, RO), 9. 11. 1916 (ab 1917 in Budapest begraben); röm.-kath. Enkel des Gärtners György Lajos Gillemot (geb. Hessen-Cassel / D, 18. 12. 1813; gest. Vámosgyörk, H, 27. 3. 1892; evang. HB) und seiner Frau Franciszka Gillemot, geb. Haperla, röm.-kath., Sohn des Gärtners Vilmos Konstantin Gillemot (geb. Tajna, Ungarn / Tajná, SK, 9. 5. 1844, Taufdatum; gest. Budapest, 1925; röm.-kath.) und seiner Frau Johanna Gillemot, geb. Koch, Vater des Maschinenbauingenieurs László Gillemot (geb. Budapest, 7. 12. 1912; gest. ebd., 20. 8. 1977), 1951–77 o. Professor an der Technischen Universität Budapest, ab 1949 korrespondierendes und ab 1965 o. Mitglied der Magyar Tudományos Akadémia. – G., der nach dem Schulbesuch an der Technischen Universität Budapest studierte, erzielte als Allround-Sportler der Jahrhundertwende in mehreren Disziplinen bemerkenswerte Leistungen. 1895–1901 Mitglied des Budapester Sportvereins BTC (Budapesti Torna Club), trat er zunächst als Radsportler in Erscheinung; 1895 ungarischer Meister im 100-km-Straßenrennen, 1896 und 1897 Gewinner des Straßenrennens Budapest–Siófok. 1897 erhielt er für die Absolvierung einer Langstrecken-Radtour den Túradíj-Preis. 1901 ungarischer Meister im Meilenlauf, war er in der Folge auch als Ruderer beim Pannónia Evezős Klub aktiv und fungierte als Trainer der Duna Evezős Egylet bzw. 1908–09 der ungarischen Ruder-Nationalmannschaft. Als Fußballer war G. ab 1897 u. a. innerhalb des BTC beim ersten ungarischen Fußballverein verpflichtet und spielte 1897 beim ersten in Ungarn ausgetragenen offiziellen Fußballspiel. Seine erste internationale Begegnung absolvierte er 1898 in Budapest gegen die Wiener Cricketer (BTC-Vienna Cricket and Football-Club 0:5). 1901 erwarb sich G. als Spieler und Organisator in der ungarischen Nationalelf bei den sogenannten Ur-Länderspielen Ungarn – Richmond AFC (0:4) und Ungarn – Surrey Wanderers (1:6) große Verdienste. 1897 war er gemeinsam mit Alfréd Hajós Mitbegründer der Fußballmannschaft der Technischen Universität Budapest (Műegyetemi FC, ab 1903 Műegyetemi AFC), 1901 Gründungsmitglied, 1901–04 erster Vizepräsident und 1904 Generalsekretär des Ungarischen Fußballverbands (Magyar Labdarúgó Szövetség, MLSZ). 1902–04 Trainer der Fußballnationalmannschaft, betreute G. die ungarische Nationalelf u. a. beim ersten offiziellen Länderspiel gegen Österreich, das Österreich 1902 in Wien 5:0 gewann. Dieses Doppeldebüt der beiden zukünftigen Erzrivalen gilt außerdem als das erste Fußball-Länderspiel zweier nicht-britischer Mannschaften. 1906–09 als Coach des MAC (Magyar Athlétikai Club) erster professioneller Fußballtrainer in Ungarn, in der Saison 1906/07 sowie 1908/09 mit seinem Team Vizemeister der Nationalen Meisterschaft (Nemzeti Bajnokság, NB I.), wirkte G. ab 1897 auch als Schiedsrichter und trat als Pionier des Sportjournalismus in Erscheinung. Ab 1910 war er Mitarbeiter von „Nemzeti Sport“, Leiter der Sportrubrik bei „Az Est“ und redigierte die Sportblätter „Sportfutár“ (1910–11) sowie „Tribün“ (1911–12). Während des 1. Weltkriegs zunächst bei der Marine in Pola, dann Leutnant sowie Oberleutnant der Reserve beim 1. Landsturm-Infanterieregiment, nahm G. freiwillig am Feldzug gegen Rumänien teil, wo er in den Kämpfen um den Szurduk-Pass fiel. G. erhielt 1917 post mortem den Orden der Eisernen Krone III. Klasse mit der Kriegsdekoration und den Schwertern.

L.: Az Est, 11. 11. 1916, 15. 5. 1917; Pester Lloyd, 11. 11. 1916, 12. 5. 1917; Vadász- és Verseny-Lap, 13. 11. 1916; Illustriertes Österreichisches Sportblatt, 5. 1., FB, 20. 3., Magyar Hírlap, 15. 5. 1917; M. Életr. Lex.; Révai; ÚMÉL; I. Balassa, Az „egyes népfölkelők“ hadi históriája, 1933, passim; Új idők lexikona 11, 1938; J. Földessy, A magyar labdarúgás és a 60 éves MLSZ, 1960, passim; P. Gulyás, Magyar írók élete és munkái 10, 1992; Magyar nagylexikon 8, 1999; K. Szikora, in: ME.DOK 6, 2011, Nr. 1, S. 5ff.; B. Kiss, in: Hadtörténeti Közlemények 125, 2012, S. 511ff.; T. Dénes u. a., A magyar labdarúgás története 1, 2013, passim (mit Bild); Magyar Sportmúzeum (mit Bild, nur online, Zugriff 4. 3. 2016).
(Á. Z. Bernád)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)