Göstl, Fran (Franz) (1865–1945), Mediziner

Göstl Fran (Franz), Mediziner. Geb. Graz (Steiermark), 27. 9. 1865; gest. Lubiana, Italien (Ljubljana, SLO), 28. 1. 1945. Sohn eines Postbeamten. – G. studierte ab 1883 Medizin an der Universität Wien und trat der slowenischen Studentenverbindung (Dijaško društvo Slovenija) bei, die ihm ein reges gesellschaftliches Leben bot. So kam er in Kontakt mit Intellektuellen wie →Ivan Cankar, →Fran Govekar, Oton Župančič und Fran Eller, die seine damalige journalistische Tätigkeit, u. a. in „Slovenski narod“, „Edinost“ und „Ljubljanski zvon“, beeinflussten. Ebenso nahm er eifrig Anteil am kulturellen Leben, besuchte Musik- und Theateraufführungen und versuchte seinen Landsleuten durch Zeitungsartikel die Wiener Kultur näherzubringen; 1900 Dr. med. G. spezialisierte sich an der Wiener Klinik von Julius Wagner Ritter von Jauregg auf Psychiatrie und arbeitete danach im privaten Sanatorium Pokorny in Lainz. 1907 erhielt er eine Anstellung an der Krainer Landes-Irrenanstalt in Studenz (Ljubljana-Studenec). 1910 wechselte er als Chefarzt an das neu erbaute psychiatrische Krankenhaus in St. Peter (Šempeter pri Gorici). Infolge der Kämpfe an der Isonzo-Front während des 1. Weltkriegs wurde das Spital nach Kremsier (Kroměříž) in Mähren verlegt. G. lehnte nach der weiteren Transferierung des Spitals nach Siena unmittelbar nach Kriegsende seine Übersiedlung dorthin ab, verlor dadurch seinen Posten und sein gesamtes Vermögen und kehrte nach Laibach zurück. Ab 1919 wirkte er dort als Chefarzt an der Klinik für psychiatrische Krankheiten (Poljanski nasip 58). Daneben arbeitete er als Gerichtsgutachter, 1923 organisierte er einen Kongress für österreichische Psychiater, 1934 trat er in den Ruhestand. G. trug viel zur slowenischen medizinischen Nomenklatur bei und verfasste zahlreiche Fachartikel, meist über Alkoholismus, aber auch über Halluzinationen, Epilepsie, Depressionen, den Einfluss von Drogen sowie die Bedeutung von Pflegeeinrichtungen und die Anforderungen an die Pflege in der Familie, speziell geistig behinderter Menschen. Seine Artikel erschienen in den Zeitschriften „Zdravniški vestnik“, „Liječnički vjesnik“, „Vesna“, „Wiener Medizinische Wochenschrift“ und „Zdravje“. 1924 publizierte er das populäre Werk „Misterij duše“, in dem er auf verständliche Weise sein breites Wissen über Psychiatrie und die Ursachen für die Krankheiten der Seele aufzeigte. Nach seiner Pensionierung schrieb er verschiedene Artikel für die Zeitschrift „Kronika slovenskih mest“ und begann seine Autobiographie zu verfassen, die allerdings nicht vollständig veröffentlicht wurde.

L.: Osebnosti; PSBL; Poslanstvo slovenskega zdravnika, ed. F. Smerdu, 1965, S. 167ff.; Enciklopedija Slovenije 3, 1989; A. Prijatelj, in: Med medicino in literaturo, ed. Z. Zupanič-Slavec, 1994, S. 171ff.; Z. Zupanič Slavec, in: Zdravniški Vestnik 65, 1996, S. 283ff.; UA, Wien.
(Z. Zupanič Slavec)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)