Goldhammer, Leo (1884-1949), Jurist

Goldhammer Leo, Jurist. * Mihǎileni (Rumänien), 18. 3. 1884; † Haifa, 18. 7. 1949. Stud. an der Univ. Wien Rechts- und Staatswiss., absolv. die Exportakad. in Wien und hörte Soziologie bei G. Simmel in Berlin und Nationalökonomie bei F. Oppenheimer in Frankfurt a. M. Dr. jur. 1909–38 Rechtsanwalt in Wien. G., der über ein umfangreiches Wissen in Statistik, Soziologie und Nationalökonomie verfügte, gehörte schon früh der zionist. Bewegung an und erwarb sich große Verdienste um den aufstrebenden Zionismus. Mitbegründer der Wr. zionist. Studentenvereinigung „Th. Herzl“, der „Poalej-Zion“ (Jüd. Arbeiterbewegung), Präs. des jüd. Volksheimes und der jüd. Volksbibliothek in Wien, stand er viele Jahre an der Spitze der zionist. Organisation Österr. und kämpfte zusammen mit Dr. A. Bein und seinem Kreis für den progressiven Zionismus. 1938/39 Leiter des „Keren Kayemeth Leisrael“ (Jüd. Nationalfonds) und des Palästinaamtes in Wien, wo ihm durch zahlreiche Interventionen in Nord- und Westeuropa die Rettung vieler Juden, vor allem von Kindern und Jugendlichen, gelang. 1939 Übersiedlung nach Palästina, 1941–45 literar. Mitarbeiter der Ztg. „Hege“ und des Mitteilungsbl. der „Hitachdut Olej Germania WeAustria“. 1942 beteiligte sich G. an der Gründung der Partei „Alija Hadasha“ und nach der Staatsgründung am Entstehen der „Progressiven Partei“. Zahlreiche, in offizieller Mission unternommene Reisen führten ihn nach Kanada, Nordamerika, Asien sowie in fast alle europ. Staaten. Als stellvertretender Gemeindevorstand der Stadt Haifa und als Mitgl. der „Assefath-Haniwcharim“ schuf er in Haifa das erste städt. Meldeamt Israels. Nach seinen Plänen wurden auch die ersten Identitätsausweise herausgebracht und die Vorbereitungen zu den ersten Wahlen der prov. Regierung Israels getroffen.

W.: Die Handelsbeziehungen zwischen Österr. und Rumänien, 1910; Die landwirtschaftlichen Produktivunternehmungen in Rumänien, 1915; Führer durch die Palästina-Literatur, 1918; Soziologie und Tendenzen der jüd. Wanderung, 1918; Die Ursache der Sterblichkeit der Wr. Juden, 1926; Die Juden Wiens, 1927; Die Juden in Mähren, 1929; Das Zahlenbild der Juden in Preßburg, 1932; Wien, in: Zerstörte jüd. Gemeinden, Bd. 1, 1947; Czernowitz, ebenda, Bd. 2, 1948.
L.: Dawar, Haaretz, Jerusalem Post vom Juli 1949; M. Klang, Die geistige Elite Österreichs, 1936; Jb. der Wr. Ges., 1929; Mitt. A. Goldhammer, Haifa.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 6, 1957), S. 23
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