Gregorec, Lavoslav (Leopold); Ps. Desterniški  (1839–1924), Geistlicher, Politiker und Publizist

Gregorec Lavoslav (Leopold), Ps. Desterniški, Geistlicher, Politiker und Publizist. Geb. Desternigberg, Steiermark (Destrnik, SLO), 17. 12. 1839; gest. Nova Cerkev bei Vojnik, Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SLO), 22. 10. 1924; röm.-kath. Sohn des einige Zeit auch in Wien tätigen Hilfsschneiders Joseph Gregorec. – 1852–60 besuchte G. das Gymnasium in Marburg an der Drau, wo ihn v. a. seine Lehrer →Božidar Raič und →Davorin Trstenjak prägten und sein Nationalbewusstsein weckten. 1860 trat er in Marburg in das Priesterseminar ein und wurde im Juli 1864 ordiniert. In der Folge absolvierte er ein Theologiestudium in Graz (1868 Dr. theol.). Nach seiner Priesterweihe wirkte G. als Kaplan in Retschach bei Gonobitz, in Mahrenberg sowie in St. Ruprecht in Windischbühel. Ab 1869 war er als Dozent für Bibelkunde am Priesterseminar in Marburg tätig. 1885 wurde G. Pfarrer und 1895 Dechant in Neukirchen bei Cilli. Als Redakteur der Marburger katholisch-konservativen Zeitung „Slovenski gospodar“ (1875–85) sowie als zeitweiliger Redakteur der ebenfalls in Marburg angesiedelten „Südsteirischen Post“ übte G. großen Einfluss auf das politische Leben der untersteirischen Slowenen aus. Ein wichtiger Schritt im gemeinsamen Widerstand der Slowenen gegen die erstarkende deutschnationale Bewegung war eine von G. mitinitiierte Versammlung slowenischer Landtags- und Reichsratsabgeordneter in Marburg 1879. Deren wichtigste Forderung war die Gleichstellung des Slowenischen in Schulen und Ämtern. 1882 wurde unter dem Einfluss G.ʼ das Slovensko društvo (Slowenischer Verein) gegründet, dessen Hauptziel der Kampf für die Gleichberechtigung der Slowenen mit den anderen Völkern der Monarchie war. Sein nationales Engagement trug G. mehrere Geldbußen und eine mehrtägige Haft ein und stieß innerkirchlich auf Kritik. Deshalb enthob ihn der Lavanter Bischof →Jakob Stepischnegg von seiner Professur in Marburg und versetzte ihn nach Neukirchen. Nach dem Tod Raičʼ wurde G. 1886 in den Reichsrat gewählt, dem er bis 1900 angehörte. Vorerst eines der radikalsten slowenischen Mitglieder des Hohenwartklubs, war er mit dessen Taktik jedoch zunehmend unzufrieden und verließ ihn 1893, um zum Hrvatsko-slovenski klub (Kroatisch-slowenischer Klub) überzuwechseln. Ab 1897 gehörte er schließlich der Slovanska krščansko-narodna zveza (Slawischer christlich-nationaler Verband) an. In seinen Parlamentsreden trat G., der sich bereits 1887 für das politische Programm „Zedinjena Slovenija“ ausgesprochen hatte, für eine Autonomie der einzelnen Völker der Monarchie, eine Ausdehnung Österreichs bis nach Thessaloniki und den Zusammenhalt der Südslawen innerhalb des Reichs, um den Dualismus zu zerschlagen und somit Ungarn in Zaum zu halten, ein. Weiters polemisierte er gegen die Aktivitäten des Deutschen Schulvereins und befasste sich mit diesem Thema auch in mehreren Publikationen („Nemški šulverein“, 1884; „Nemškutarji na Koroškem in Štajerskem z nemškim šulvereinom vred“, 1888; „Nekaj o šulvereinu in še kaj“, 1889).

L.: Slovenski gospodar, 5. 6. 1879, 19., 26. 5., 2., 9. 6. 1887, 16. 8. 1888; Slovenski narod, 15., 16. 6. 1888; Adlgasser; SBL (mit Bild); P. Žagar, in: Koledar družbe sv. Mohorja za navadno leto 1925, 1924, S. 100ff. (mit Bild); A. Rahten, in: Analiza razvoja slovenskega parlamentarizma, ed. B. Vogrinec, 2005, S. 113ff.; F. Čuček, Uspehi spodnještajerskih Slovencev v Taaffejevi dobi, 2008, s. Reg. (mit Bild); J. Maček, Dr. L. G., privatna korespondenca (Ogradi-Žižek), osebni dokumenti in službeni dopisi, 2008; UA, Graz, Steiermark; Nadškofijski arhiv, Pokrajinski arhiv, beide Maribor, SLO.
(G. Antoličič)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)