Gross, Wilhelm (1886-1918), Mathematiker

Gross Wilhelm, Mathematiker. * Molln (O.Ö.), 24. 3. 1886; † Wien, 22. 10. 1918. Sohn eines Volksschullehrers; stud. an der Univ. Wien, wo insbesondere Wirtinger auf ihn großen Einfluß ausübte. 1910 Dr. phil., stud. 1910/11 an der Univ. Göttingen, wo Hilbert, Landau, Prandtl, Runge und Weyl auf ihn einwirkten. 1913 Priv. Doz. an der Univ. Wien, 1918 tit. ao. Prof. und Verleihung des Richard-Lieben-Preises durch die Akad. d. Wiss. für seine Schriften zur Variationsrechnung. Obwohl G., der unter den jüngeren Mathematikern seiner Zeit einen ganz hervorragenden Platz einnahm, nur sieben Jahre als Forscher wirken konnte, rühren nicht weniger als 23 wiss. Arbeiten von ihm her. In allen seinen Publikationen tritt uns ein sehr tief veranlagter Forscher entgegen, der insbesonders eine große Virtuosität in der Ausnützung schwierigster, abstraktes Denken erfordernder Methoden zeigt. Staunenswert ist auch seine Vielseitigkeit. Seine Arbeiten betreffen Problemstellungen aus den verschiedensten Gebieten der Analyse, ferner Mengenlehre, Geometrie und Invariantentheorie. Als eine besonders originelle Leistung sei seine Arbeit: „Eine ganze transzendente Funktion, für die jede komplexe Zahl Konvergenzwert ist“, hervorgehoben. Über diese und verwandte Untersuchungen berichtet ausführlich ein eigener Paragraph in einem von L. Bieberbach verfaßten Artikel in der Enzyklopädie der mathemat. Wiss. Ein äußerst geistreicher Beweis für die isoperimetr. Eigenschaft der Kugel wurde in der Differentialgeometrie von W. Blaschke wiedergegeben.

W.: Zur invarianten Darstellung linearer Differentialgleichungen, in: Mh. für Math. und Physik, 1911; Raumkurven, deren Flächenzahl Null ist, ebenda, 1915; Das isoperimetr. Problem bei Doppelintegralen, ebenda, 1916; Minimaleigenschaft der Kugel, ebenda. 1916; Bedingt konvergente Reihen, ebenda, 1916; Eine Minimumeigenschaft der Ellipse und des Ellipsoids, in: Sbb. der Ges. d. Wiss. Leipzig, 1918; Verhalten analyt. Funktionen in der Umgebung singul. Stellen, in: Math. Z., 1918; Verhalten der konform. Abbildungen am Rande, ebenda, 1919; Die impliziten Funktionen, in: Jahresberr. der Dt. Math. Vereinigung, 1918; etc.
L.: N.Fr.Pr. vom 24. 10. 1918; Sbb. der Ges. d. Wiss. Leipzig 70, 1918 (mit Werksverzeichnis); Poggendorff 5; U.A. Wien.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 6, 1957), S. 76
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