Grünberg, Karl (1861-1940), Jurist und Wirtschaftshistoriker

Grünberg Karl, Rechts- und Wirtschaftshistoriker. * Focşani (Rumänien), 10. 2. 1861; † Frankfurt a. M., 2. 2. 1940. Besuchte 1873–81 das Gymn. in Czernowitz, stud. 1881–85 in Wien Jus, 1886 Dr. jur.; 1890–93 Stud. in Straßburg; 1885–97 Anwaltspraxis, seit 1893 Hof- und Gerichtsadvokat in Wien. 1894 Priv.-Doz. für polit. Ökonomie in Wien. 1897–1900 Bezirksrichter in Wien. 1900 ao. Prof., 1909 o. Prof. in Wien; seit 1924 in Frankfurt a. M. und Dir. des Instituts für Sozialforschung. Erlitt 1927 einen Schlaganfall, von dessen Folgen er sich nicht erholte. Seither mußte er auf die Ausübung seiner Tätigkeit als Prof. und Institutsdir. verzichten. G. war ein produktiver Forscher der Agrargeschichte und Agrarpolitik in der Donaumonarchie, später der Geschichte des Sozialismus. Mitbegründer und 1893/94 Mithrsg. der Z. für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.

W.: Die Bauernbefreiung und die Auflösung der gutsherrl.-bäuerl. Verhältnisse in Böhmen, Mähren und Schlesien, 2 Bde., 1893/94; Sozialismus, Kommunismus, Anarchismus, 1897; Die Grundentlastung, 1899; Der sozialpolit. Gehalt der österr. Zivilprozeßgesetzgebung, 1900; Stud. zur österr. Agrargeschichte, 1901; Die handelspolit. Beziehungen Österr.-Ungarns zu den Ländern an der unteren Donau, 1902; Bauten auf fremdem Grunde. Ein Beitrag zur Würdigung des Erbbaurechts, 1903; Die Agrarverfassung und das Grundentlastungsproblem in Bosnien und Herzegowina, 1911; Die Internationale und der Weltkrieg, 1916, russ. 1918; Wirtschaftliche Zustände Rumäniens vor dem Krieg, 1916; Das Grundgesetz der russ. Sowjetrepublik, 1919; Die Londoner kommunist. Zeitschrift und andere Urkunden aus den Jahren 1847/48, 1921; Franz Anton von Blanc, ein Sozialpolitiker aus der theresian.-josephin. Periode, 1922; Festrede zur Einweihung des Instituts für Sozialforschung, 1925; Morellys Gesetzbuch der Natur in dt. Bearbeitung, 1925; zahlreiche Abh. in Fachz. und Sammelwerken, die ins Rumän., Russ., Französ. und Engl. übersetzt wurden. Mitarbeiter bei: Handwörterbuch der Staatswiss.; Grundriß der Sozialökonomik u.a. Hrsg.: Seit 1905 der Stud. zur Sozial-, Wirtschafts- und Verwaltungsgeschichte (Wien); seit 1910 des Archivs für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung (Leipzig); seit 1909 der von G. Adler begründeten Smlg. Hauptwerke des Sozialismus und der Sozialpolitik (Leipzig-New York), dt. Ausgabe von A. Loria: Die wirtschaftlichen Grundlagen der herrschenden Gesellschaftsordnung, 1895.
L.: Kürschner, 1931; Wer ist’s? 1922; Wininger; Jüd. Lex.; Handwörterbuch der Staatswiss., 3. Aufl. 1910, Bd. 5, S. 75 f.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 6, 1957), S. 88
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