Güde, Julius (1885–1964), Forstbeamter

Güde Julius, Forstbeamter. Geb. Wien, 4. 10. 1885; gest. Salzburg (Salzburg), 8. 12. 1964; evang. AB. Sohn des Fabrikanten Paul Otto Güde. – Nach Gymnasiumsbesuch in Wien (Matura 1904) absolvierte G. ein forstwirtschaftliches Studium an der Wiener Hochschule für Bodenkultur (BOKU), das er 1907 abschloss, und besuchte 1905–06 Vorlesungen aus Geschichte und Geographie an der Universität Wien. Danach war er in verschiedenen staatlichen Forstverwaltungen tätig: 1907–14 in der Forst- und Domänendirektion in Görz (Gorizia) sowie in der Forstverwaltung Idria (Idrija), wo er 1908/09 auch an der Staatsförsterschule unterrichtete. 1914–18 war G. bei der Forst- und Domänenverwaltung Dol im Ternovaner Wald (Trnovski gozd) (1916–17 gleichzeitig Holzbeschaffungsreferent beim Kommando der Isonzo-Armee für den Raum Görz – Haidenschaft/Ajdovščina) sowie 1918–23 bei der Forstverwaltung in Obervellach. Ab 1923 u. a. Referent für Forsteinrichtungsangelegenheiten im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, wurde G. nach der Gründung der Österreichischen Bundesforste 1925 Leiter der Einrichtungsabteilung in deren Generaldirektion, 1930 wirklicher Hofrat. Seine 1931 entwickelte Gleichflächenmethode wurde in der Forstwirtschaft zur besseren Hiebsatzermittlung angewandt. Ab 1938 hatte er zahlreiche hochrangige Positionen in der nationalsozialistischen Reichforstverwaltung inne: So wurde er 1938 Stellvertreter Anton Reinthallers als Landesforstmeister von Österreich und auch Leiter des Amts des Beauftragten für Forstwesen im Lande Österreich, dem eine wichtige Funktion bei der Überführung der österreichischen Forstverwaltung in die Reichsforstverwaltung zukam. Bis 1942 fungierte G. als Leiter des Amts für Forsteinrichtung und Bauwesen und war als Generalreferent für forstliche Sonderaufgaben mit der „Arisierung“ des jüdischen Forstvermögens in der „Ostmark“ betraut. G. war auch im Hochschulwesen aktiv: So gehörte er 1935–41 der Kommission für die Abhaltung der III. forstlichen Staatsprüfung an, war 1940–44 Vorsitzender der Prüfungskommission zur Abhaltung der Großen forstlichen Staatsprüfung in Wien und hielt 1941–45 Vorlesungen über Forstgeschichte an der BOKU. 1945 wurde G. als Mitglied der NSDAP mit einer Mitgliedsnummer aus dem „Illegalenblock“ und aufgrund seiner hochrangigen Position in der Reichsforstverwaltung außer Dienst gestellt und 1947 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Er widmete sich danach seinem Doktoratsstudium und promovierte 1951 an der BOKU. In der Folge wurde er jedoch wieder als Begutachter und Berater für forstwirtschaftliche Fragen herangezogen und mit der Leitung verschiedener Forsteinrichtungsarbeiten in österreichischen Privatforstbetrieben betraut. Bis 1955 war er als Mitarbeiter im „engen Komitee“ des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft an der Ausarbeitung des neuen Forstgesetzes beteiligt. 1958 wurde ihm das Goldene Ingenieurdiplom verliehen.

N.: Holz-Kurier 19, 1964, Nr. 51/52, S. 20 (m. B.).
L.: Österreichische Vierteljahresschrift für Forstwesen 96, 1955, S. 144–148; M. Wirth, in: O. Rathkolb u. a., Die „Reichsforste“ in Österreich 1938–1945. Arisierung, Restitution, Zwangsarbeit und Entnazifizierung, 2010, S. 110–117; Archiv der Österreichischen Bundesforste, BOKU, UA, alle Wien.
(M. Wirth)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)