Gull Josef, Jurist und Staatsmann. * Schäßburg (Sighişoară, Siebenbürgen), 5. 12. 1820; † ebenda, 23. 6. 1899. Stud. Jus in Neumarkt, 1844 Advokatenprüfung. Zunächst im Verwaltungsdienst Schäßburg tätig, trat er 1848 auf dem Klausenburger Landtag für den bedingten Anschluß der Sachsen an Ungarn ein, wandte sich aber, als der Pester Landtag die sächs. Forderungen nicht anerkannte, der k. Seite zu und nahm an der Schlacht bei Elisabethstadt teil. 1851 zog er sich als Advokat ins Privatleben zurück, 1861 Senator und Stadthann, 1866–81 Bürgermeister von Schäßburg. 1861–75 Mitgl. der sächs. Nationsuniv., für die er die Geschäftsordnung schuf, 1863/64 im Hermannstädter Landtag und 1863–65 im Vereinigten Wr. Reichsrat. G., ein entschiedener Gegner des Dualismus, suchte 1865/66 auf dem Klausenburger Landtag vergeblich staatsrechtliche Unionsbedingungen für die Sachsen zu erringen. Nach der Union Siebenbürgens mit Ungarn als sächs. Deputierter bis 1896 im Reichstag in Budapest, trat er bei den bedeutendsten Verhandlungen in den Vordergrund (Zerschlagung des Königsbodenlandes, Mittelschulgesetz). G. war auch Mitarbeiter und Förderer der neuen evang. Kirchenverfassung und arbeitete als Mitgl. des evang. Landes-Consistoriums und der Landeskirchenversammlung für die evang.-sächs. Kirche.