Gulz, Ignaz (1814–1874), Ophthalmologe und Otologe

Gulz Ignaz, Ophthalmologe und Otologe. Geb. Domsdorf, Schlesien (Tomíkovice, CZ), 8. 1. 1814; gest. Wien, 2. 10. 1874; röm.-kath. Sohn des Bauern und Garnhändlers Ignaz Gulz (1789–1854) und seiner Frau Theresia Gulz, geb. Plischke (1788–1857); ab 1846 verheiratet mit Elisabeth Gulz, geb. von Francesconi (geb. 1821), Tochter des →Hermenegild von Francesconi. – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Reichenau an der Kněžna studierte G. ab 1831 Philosophie und ab 1833 Medizin an der Universität Prag. 1835–38 setzte er sein Medizinstudium in Wien fort; 1839 Dr. med., 1840 Dr. chir., 1842 Mag. ophthalm. in Wien. 1840–42 hatte G. eine Assistentenstelle an der Wiener Augenklinik unter →Anton von Rosas inne. 1843–44 vertiefte er seine Kenntnisse mit staatlicher Unterstützung auf einer Studienreise durch Europa (Deutschland, Schweiz, Belgien, Frankreich, England, Schottland und Irland). 1844 eröffnete er eine ärztliche Praxis in Wien, die rasch einen regen Patientenzustrom zu verzeichnen hatte und in den 1860er-Jahren größer war als die Wiener Augenklinik. Darüber hinaus erhielt G. 1845 die 2. Stadtarmenaugenarztstelle in Wien. Im selben Jahr habilitierte er sich als erster Dozent für Ohrenheilkunde an der Universität Wien. 1855–57 supplierender konsultierender Primar an der Abteilung für Augenkranke des Allgemeinen Krankenhauses, fungierte er ab 1857 bis zu seinem Tod als 1. Stadtarmenaugenarzt in Wien. 1866 wurde G. zum Leiter der Abteilung für Augen- und Ohrenkranke im Wiener Garnisonsspital Nr. 1 bestellt. G., der zu den angesehensten Augenärzten seiner Zeit zählte und eng mit →Ferdinand von Arlt befreundet war, befasste sich intensiv mit der sogenannten ägyptischen Augenentzündung. 1850 wurde er zur Bekämpfung des Trachoms nach Galizien entsandt, 1852 in gleicher Mission zu →Johann Graf Radetzky von Radetz nach Italien. Er galt auch als hervorragender Operateur. 1857 vertrat G. gemeinsam mit →Eduard Jaeger von Jaxthal Österreich beim ersten Internationalen Ophthalmologen-Kongress in Brüssel. Beruflich wie privat ein großer Humanist, war er ab 1847 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, ab 1850 der Gesellschaft der Ärzte in Lemberg (Lwowskie Towarzystwo Lekarskie) und ab ca. 1864 der Ophthalmologischen Gesellschaft in Heidelberg. G. erhielt u. a. 1850 das goldene Verdienstkreuz mit der Krone und 1867 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

W.: Die sogenannte egyptische Augenentzündung oder der Catarrh, die Blennorrhöe und das Trachom der Bindehaut, 1850; Beiträge in: Oesterreichische Medicinische Wochenschrift, Medicinische Jahrbücher des kaiserl. königl. österreichischen Staates.
L.: NFP, 2. 10. 1874 (Abendblatt); F. Krogmann, in: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 12, 1994, S. 29ff.; F. Krogmann, I. G., 1996 (mit Bild); P. Autengruber, Lexikon der Wiener Straßennamen, 9. Aufl. 2014, S. 116; Pfarre St. Michael, UA, beide Wien.
(F. Krogmann)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)