Guritzer, Johann (1897–1932), Pilot

Guritzer Johann, Pilot. Geb. Urfahr (Linz, Oberösterreich), 19. 2. 1897; gest. Vöcklabruck (Oberösterreich), 28. 8. 1932 (Unfall). G. trat 1911 als Freiwilliger in die Maschinenjungenschule der Kriegsmarine in Pola (Pula) ein, ab 1914 diente er als Motorentechniker auf verschiedenen Schiffen und meldete sich schließlich zur Ausbildung als Marineflieger. Im Juni 1918 erwarb er das Seeflieger-Diplom Nr. 121 und war bis zum Kriegsende als Seeflieger eingesetzt. Nach dem Krieg bemühte er sich, in Österreich die Fliegerei zu fördern. Da seine Anstrengungen bei den Behörden keine greifbaren Resultate brachten, wandte er sich nach Deutschland. Er bewarb sich bei den Daimler-Werken, die einen Testpiloten suchten, und begann dort im August 1924 seine Arbeit. Die Firma hatte ein Leichtflugzeug (L 15) mit 12,5-PS-Motor entwickelt. Direktor Hanns Klemm griff verschiedene Bauänderungswünsche G.s auf: Gummi- statt Holzräder sowie eine Schwimmererprobung, die im Oktober 1924 auf dem Bodensee erfolgte und gleich einen Weltrekord brachte; 1925 wurden die Tests weitergeführt. Da Daimler den Flugzeugbau einstellen wollte, drängte G. auf eine öffentliche Vorführung und nahm Mitte März 1925 am Flugwettbewerb über die Zugspitze teil. Außer Konkurrenz gelang ihm die Umrundung der Zugspitze in neuem Rekordtempo. Als für Mai/Juni 1925 der B.Z.-Preis der Lüfte, ein Rundflug über Deutschland, angekündigt wurde, erreichte G. abermals die Teilnahme und den Bau eines neuen Leichtflugzeugs. Bei diesem schwierigen Wettbewerb, der über zehn Tage und rund 5.000 km führte, errangen schließlich die Daimler-Klemm-Flugzeuge zwei erste, zwei zweite und einen dritten Preis. Um zu zeigen, dass auch dieses Leichtflugzeug allwettertauglich war, startete G. im Februar 1926 zu einem Langstrecken-Weltrekordflug, bei dem er 2.317 km in 34 Stunden 54 Minuten zurücklegte. Als sich Daimler mit der Firma Benz zusammenschloss und den Flugzeugbau einstellte, während Klemm selbstständig die Flugzeugproduktion aufnahm, ging G. nach Salzburg, um dort beim Aufbau der Fliegerei zu helfen. Mit dem in Deutschland bekannt gewordenen Dipl.Ing. Wilhelm van Nes beabsichtigte er die Gründung eines eigenen Flugzeugbaus in Österreich und wandte sich an den Verein für Luftschiffahrt in Linz um Hilfe. Die Stadt sollte einen Flugplatz bekommen, wozu der Gemeinderat 32 Joch (ca. 18 ha) aus dem Weißenwolff’schen Besitz in der Katzenau (Linz-Industriezeile) erwarb. Auf der Donau sah man eine Anlegestelle für Wasserflugzeuge vor. 1926 gestattete zudem der Salzburger Magistrat gegen Bezahlung die Benützung des Exerzierplatzes in Maxglan (Salzburg) als Flugfeld. Von dort aus führten G. und van Nes bis in den Herbst Rundflüge durch. Der Bau eines provisorischen Schuppens in Maxglan ersparte die täglichen Überflüge von Bad Reichenhall, wo die Flugzeuge sonst hangariert wurden. Ende Dezember 1926 konnte mit dem Bau des neuen Flugzeugs A I begonnen werden, Anfang Mai 1927 war die Maschine fertig und van Nes flog sie ein. Im selben Jahr erfolgte die Eintragung des Flugunternehmens in das Salzburger Handelsregister, doch 1928 musste G. das Unternehmen schließen, der Hangar wurde versteigert. In St. Johann im Pongau entstand eine dritte Maschine, die 1929 in Wien eingeflogen und dann als Reklameflugzeug an die Waschmittelfirma Lux und Rinso verkauft wurde. G. führte damit in ganz Österreich Reklameflüge durch. Er flog auch in Bad Reichenhall und hatte die Idee zu einem Flugplatz in Reit im Winkl. G. gewann die Jugend für die Fliegerei und machte diese in Österreich populär. 1932 verunglückte er in Vöcklabruck mit seinem Flugzeug tödlich.

L.: W. v. Langsdorff, Der 19 PS-Flug über die Alpen. Bericht einer Flug-Reise, 1926, passim (m. B.); Zeitschrift für Flugtechnik und Motorluftschiffahrt 18, 1927, S. 328f.; Flugsport 24, 1932, S. 363; H. Schatzer, in: Flugsport-Informationen des Österreichischen Luftfahrt-Archivs, 1978, F. 9/10, S. 2; R. Keimel, Luftfahrzeugbau in Österreich, 2003, S. 199f.; Österreichisches Luftfahrt-Archiv, Wien.
(R. Keimel)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)