Gurk, Eduard (1801–1841), Maler, Zeichner und Kupferstecher

Gurk Eduard, Maler, Zeichner und Kupferstecher. Geb. Josefstadt, Niederösterreich (Wien), 17. 11. 1801; gest. Jerusalem, Osmanisches Reich (IL), 31. 3. 1841. Sohn des Malers, Bibliothekars und Leiters der Esterházy’schen Kunstsammlungen Joseph Ignaz Gurk (1773–1835). – Nach einer ersten Ausbildung bei seinem Vater und Reisen quer durch Europa erlernte G. die Stecherkunst und nahm 1822, 1830 und 1834 an den Ausstellungen der Akademie der bildenden Künste in Wien teil; ein ordentliches Studium an der Akademie ist nicht belegt. Erste Aufträge erhielt er von →Tranquillo Mollo, für den G. gemeinsam mit seinem Vater die zeichnerischen Vorlagen für die Alben „Wien’s vorzüglichste Gebäude und Monumente“ (1823, Reprint 1986) und „Wien’s Umgebungen“ (1823–27; Reprint 1988) schuf; bei Letzterem waren Vater und Sohn auch für die graphische Ausführung der Blätter verantwortlich. Viele weitere Ansichtenserien folgten: ab 1825 „Malerische Ansichten aus Karlsbad, Marienbad und Franzensbrunn“, „Abbildung der neuesten Türkischen Armee in Constantinopel“ (1829) und „Erinnerung an Wien“ (um 1830). In den frühen 1820er-Jahren kam G. mit →Johann Bapt. Höchle und dessen Sohn Johann Nepomuk in Kontakt und beteiligte sich unter anderem an deren Folgen „Österreichische Fuhrwerke“ (1825) und „Darstellungen aus dem Übungslager bey Traiskirchen“ (1828). Über Vermittlung der Höchles erhielt G. Zugang zu den höchsten Kreisen: Neben →Klemens Wenzel Lothar Fürst Metternich-Winneburg, der zu G.s Förderer wurde, zählten bald auch Kaiser →Franz II. (I.) und dessen Sohn →Ferdinand zu seinen wichtigsten Auftraggebern. Nach Ausführung zunächst kleinerer Aufträge für das Kaiserhaus avancierte G. rasch zum Chronisten des Kronprinzen Ferdinand und schuf repräsentative Historienbilder in Aquarelltechnik. Neben Ferdinands Krönung zum König von Ungarn 1830 (lithographiert in der Folge „Erinnerungs-Blätter an die Krönung S.K.H. des Erzherzogs Kronprinzen Ferdinand zum König von Ungarn …“) hielt er auch dessen dreitägige Wallfahrt nach Mariazell 1833 in einer Serie von 40 Aquarellen fest (Landesmuseum Niederösterreich, St. Pölten, Faksimile 1996). Ab 1830 erhielt G. gemeinsam mit →Jakob Alt von Ferdinand den Auftrag zur Anfertigung von Aquarellansichten aus der Monarchie und den angrenzenden Ländern; später beteiligten sich auch →Rudolf von Alt sowie →Leander Russ an dieser sogenannten Guckkastenserie. Diese von G. über einen längeren Zeitraum geschaffenen Aquarelle (Albertina, Wien, und Südtiroler Landesarchiv, Bozen/Bolzano) zählen zum Hauptwerk des Künstlers und sind ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung der österreichischen Aquarellmalerei der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Weitere bedeutende Arbeiten für das Kaiserhaus (zum Teil wiederum im Rahmen der „Guckkastenserie“) entstanden 1836 anlässlich der Krönung Ferdinands zum König von Böhmen in Prag und 1838 anlässlich dessen Krönung zum König der Lombardei in Mailand. Trotz der kaiserlichen Protektion wurde G. zeit seines Lebens nicht zum Hof- und Kammermaler ernannt. Nach mehreren Reisen in kaiserlichem Auftrag und einem längeren Aufenthalt in Villa Lagarina bei →Johann Frh. von Moll brach G. 1840 Richtung Syrien auf, um dort die militärischen Leistungen des jungen Erzherzog →Friedrich zu dokumentieren. Kurz nach der Ankunft in Jerusalem erkrankte er jedoch an Typhus und verstarb an dessen Folgen.

Weitere W.: Die Girafe in der Menagerie des k. k. Lustschlosses Schönbrunn, (1828); Reise des k. k. Hofkammer-Malers E. G. nach Tirol, Italien, Palästina und Syrien …, in: Allgemeine Theaterzeitung, 1841, Nr. 212ff.
L.: Allgemeine Theaterzeitung, 11. 6. 1841; ADB; AKL; Czeike; Thieme–Becker; Wurzbach; Biedermeier und Vormärz. Die Kammermaler M. Loder (1781–1828) und E. G. (1801–1841), Wien 1978 (Kat.); Neuerwerbungen im Salzburger Landesarchiv. Ortsansichten aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Flachgau, Tennengau, Pongau, Pinzgau, Lungau, Salzburg 1983, S. 14ff. (Kat.); W. Koschatzky, Des Kaisers Guckkasten. Eine Sammlung alt-österreichischer Ansichten aus der Wiener Hofburg, 1991; F. Zaisberger, E. G. Pittore dell’Impero Austriaco e del Regno Lombardo-Veneto. Viaggio in Italia 1838, 1996; Jakob und Rudolf von Alt. Im Auftrag des Kaisers, Wien 2010, bes. S. 186ff. (Kat.); E. G. Der Griff nach der Krone. Die Krönungsreisen Kaiser Ferdinands I. nach Prag, Tirol und Mailand, ed. L. Andergassen, Schloss Tirol 2013 (Kat.).
(St. Hoffmann-Gudehus)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 7, 1958), S. 108f.
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