Guttenberg, Adolf Ritter von (1839–1917), Forstwirt

Guttenberg Adolf Ritter von, Forstwirt. Geb. Tamsweg (Salzburg), 19. (nicht 18.) 10. 1839; gest. Wien, 23. 3. 1917 (begraben: Mariazell, Steiermark); röm.-kath. Verwandter des Wiener Bürgermeisters Johann Lorenz Trunck von Guttenberg (geb. Wien, 30. 7. 1661; gest. ebd., 7. 9. 1742), Sohn des Forstwirts Anton Ritter von Guttenberg und von Josefa Katharina von Guttenberg, geb. Sauter, Bruder des Landesforstinspektors der Steiermark Hermann Ritter von Guttenberg und von →Emil Freiherr von Guttenberg; verheiratet in 1. Ehe ab 1869 mit Adele von Guttenberg, geb. Engelhardt, in 2. Ehe mit deren Schwester Friederike Elisabeth (Elise) von Guttenberg. – G. entstammte einem Württemberger Adelsgeschlecht. Ab 1845 lebte die Familie in Gmunden, ab 1849 in Salzburg, später in Klagenfurt und zog 1850 nach Graz. Als der Vater 1857 ins Finanz-Ministerium berufen wurde, besuchte G. das Gymnasium in Wien und trat vor der Reifeprüfung in die Forst- und Bergakademie in Schemnitz ein. 1862 praktizierte er im steiermärkischen Salzkammergutforst Grubegg und wurde nach der Staatsprüfung für den selbstständigen Forstverwaltungsdienst zum Forstpraktikanten beim Forstamt Gusswerk bei Mariazell ernannt. 1867–68 Assistent beim Forstmathematiker →Karl Breymann an der Lehrkanzel für forstliche Betriebslehre an der Forstakademie Mariabrunn, war G. 1868–71 in Görz als Unterförster, danach als Förster in Lokva im Ternovaner Forst mit Einrichtungsarbeiten für die Staatsforste Dlettov und Adelsberg tätig. 1871 ging G. als Forstkonzipist nach Innsbruck und leitete von dort aus die Einrichtungsarbeiten der Tiroler Staatsforste; 1873 Oberforstingenieur in Innsbruck. 1877 wurde G. ao. Professor für forstliche Betriebsfächer an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und im folgenden Jahr o. Professor. Als Nachfolger von →Robert Micklitz übernahm er die Fachbereiche Holzmesskunde und Forsteinrichtung und nach dem Tod von →Arthur Freiherr Seckendorff von Gudent auch Waldwertberechnung, forstliche Statik und Forstverwaltungslehre; 1883/84, 1891/92 und 1898/99 Rektor; 1911 Emeritierung. G. war in der Sektion Austria des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1889–97 1. Stellvertreter des Vorstands, anschließend bis 1910 Vorstand und schließlich Präsident des Gesamtvereins. Während dieser Zeit wurde die Schutzhütte im östlichen Dachsteingebiet, das heutige Guttenberg-Haus, errichtet. Auch die Guttenberg-Warte auf dem Dürreck erinnert an seine Verdienste um den österreichischen Alpinismus. 1912 begründete G. den Österreichischen Verein Naturschutzpark und förderte die Schaffung von Naturschutzparks, insbesondere die eines Alpen-Naturschutzparks in den Tauern. Er dokumentierte photographisch Waldbilder und typische Wuchsformen. G., Vizepräsident der Österreichischen Zentralstelle zur Wahrung der land- und forstwirtschaftlichen Interessen in Wien, redigierte über drei Dezennien die „Österreichische Vierteljahresschrift für Forstwesen“. 1896 erhielt er den Titel eines Hofrats und 1911 den Franz Joseph-Orden (Komtur mit Stern). 1907 verlieh ihm die Universität Gießen das Ehrendoktorat der Philosophie (erstmals an einen Forstmann) und 1909 wurde er Ehrendoktor der Hochschule für Bodenkultur in Wien.

W.: Vergleichungen des Wachstumsganges der Buche, Fichte, Tanne und Kiefer in gemischten Beständen des k.k. Ofenbacher Staatsforstes, in: Österreichische Vierteljahresschrift für Forstwesen, NF 3, 1885; Die Forstbetriebseinrichtung nach ihren gegenwärtigen Aufgaben und Zielen, 1896; Die Forstbetriebseinrichtung, 1903, 2. Aufl. 1911; Holzmeßkunde, in: Handbuch der Forstwissenschaft 3, 1912; Waldbilder aus unserem künftigen Naturschutzgebiet, in: Österreichische Vierteljahresschrift für Forstwesen, NF 32, 1914; Wachstum und Ertrag der Fichte im Hochgebirge, 1915; Grundriß der Forstverwaltungslehre, 1917; zahlreiche Beiträge in: Allgemeine Encyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften, ed. R. Ritter von Dombrowski, 1886ff.
L.: Czeike; L. Dimitz, in: Österreichische Forst- und Jagdzeitung 20, 1902, S. 341f.; T. Micklitz, in: Centralblatt für das gesamte Forstwesen 43, 1917, H. 5/6, S. 129ff.; R. Jugoviz, in: Österreichische Forst- und Jagdzeitung 35, 1917, S. 81f. (mit Bild); K. Petraschek, in: Forstwissenschaftliches Centralblatt 39, 1917, S. 385ff.; Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, NF 33, 1917, S. 37, 41f.; L. Vorreiter, in: Silva 21, 1933, S. 239; R. Christian, A. Ritter von G., Pionier für Forstwirtschaft und Naturschutz, 2014 (mit Bild); UA, Wien; Pfarre Tamsweg, Salzburg.
(P. Wiltsche)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 7, 1958), S. 112
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