Hagleitner, Kaspar Benedikt (1779-1836), Tiroler Freiheitskämpfer und Priester

Hagleitner Kaspar Benedikt, Priester und Freiheitskämpfer. * Kirchberg (Brixental, Tirol), 5. 1. 1779; † Kalksburg (N.Ö.), 12. 8. 1836. Nach theolog. Stud. in Salzburg, 1806 Priesterweihe, dann Koadjutor in Hopfgarten und 1809 Provisor in Aschau bei Kirchberg. Im Mai 1809 Feldpater im Paß Strub. Verweigerte als einziger Geistlicher des Brixentales den für Napoleon geforderten Treueeid, wurde daher von den Landstürmern im Juni in das Feldlager vor Kufstein geholt, vom Ordinariat aber aufgefordert, die Salzburger Erzdiözese zu verlassen. H. floh dann zu Andreas Hofer, der ihn im September als Provisor nach Hopfgarten sandte. Nach dem Wr. Frieden mußte er im Oktober in den Pinzgau flüchten, von wo er nach dem neuerlichen Aufruf Hofers zurückkehrte und den Aufstand predigte. Am 29. 11. 1809 wurde er in Aschau von den Bayern gefangen und gefesselt in das Gefängnis nach Hopfgarten sowie auf die Festung Kufstein und schließlich in das Seminar nach Salzburg gebracht. Freigelassen, floh er nach Wien, wo ihm K. Franz eine Unterredung gewährte. Er war dann als Kooperator in Breitenfurt bei Wien, 1812 in Wr. Neustadt tätig. Bei Beginn des Befreiungskampfes gegen Napoleon rief er im Landgericht Kitzbühel anfangs 1814 wieder zum Aufstand gegen Bayern. Er wurde am 1. Nov. 1814 Provisor in Wörgl, wo ihn die Bevölkerung später als Vikar wünschte. Seine Verwandtschaft und Verbindung mit Anhängern der mittlerweile im Brixental entstandenen Sekte der Manharter veranlaßten das Ordinariat Salzburg zu lebhaften Klagen. H. begab sich daher zu den Serviten nach Innsbruck. Völlig rehabilitiert, erhielt er am 9. 11. 1815 das Ehrenkreuz pro piis meritis. Er kam dann nach Schönberg am Brenner, 1817 nach Rankweil (Vorarlberg) und 1818 als Aushilfspriester nach Mistelbach (N.Ö.). 1820–36 betreute er die Pfarrei Kalksburg. Begreiflicherweise machten ihn seine Begeisterung für die Freiheit Tirols und für das Kaiserhaus zu einem schwierigen Fall für die kirchliche Bürokratie, wobei auch eine gewisse religiöse Phantasterei H.s zu deren ablehnender Haltung beitrug.

L.: Tübinger theolog. Quartalschrift, 1826, S. 574–83; Kath. Bll. aus Tirol, 1850, S. 265; Tiroler Heimatbll. 1932, S. 86–89 und 136–39; A. Flir, Die Manharter, 1852; J. Silbernagel, Die kirchenpolit. und religiösen Zustände im 19. Jh., 1901; M. Mayer, Der Tiroler Anteil des Erzbistums Salzburg, Bd. 1, 1936, S. 212, 249–51, Bd. 2, S. 45, 206, 208; Wurzbach; ADB.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 7, 1958), S. 146
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