Hartmann von Franzenshuld, Mathias Edler (1807–1866), Mathematiker

Hartmann von Franzenshuld Mathias Edler, Mathematiker. Geb. Jungbunzlau, Böhmen (Mladá Boleslav, CZ), 14. 2. 1807; gest. Wien, 27. 9. 1866; röm.-kath. Sohn des Chirurgen, Stabs- und Oberarztes der Arcièren-Leibgarde →Johann Hartmann Edler von Franzenshuld und seiner ersten Frau Therese Hartmann Edle von Franzenshuld, geb. Ingarden (gest. Wien, 2. 3. 1836), Bruder u. a. von Friedrich Heinrich Hartmann Edler von Franzenshuld (geb. 10. 5. 1808; gest. Verona, Lombardo-Venetien / I, 26. 9. 1845), Konzeptsbeamter beim Hofkriegsrat, sowie Onkel von →Ernst Hartmann von Franzenshuld, Vater des Polizeibeamten Johannes Mathias Heinrich Hartmann Edler von Franzenshuld (geb. 11. 5. 1836; gest. 22. 12. 1867); verheiratet mit Sophie Hartmann Edle von Franzenshuld, geb. Lamminger (gest. 23. 4. 1861), danach mit Marie (Marianne) Agnes Hartmann Edle von Franzenshuld, geb. Gella (gest. 9. 4. 1882). – H., der infolge eines Sturzes mit drei Jahren zum Schreiben und Arbeiten nur die linke Hand verwenden konnte, reiste im Kindes- und Jugendalter mit dem Vater nach Konstanz, Verona, Treviso, Venedig, Triest, Fiume und Porto Ré. Erst im Sommer 1822 kam er mit seinen Eltern nach Wien, wo er die dem polytechnischen Institut angeschlossene Realschule besuchte und sich ab 1824 am polytechnischen Institut v. a. dem Studium der Mathematik widmete. Daneben erlangte er auch einen Gymnasialabschluss, um sich daraufhin zum Gymnasiallehrer für Mathematik auszubilden. Ab 1827 studierte H. drei Jahre an der Universität Wien Höhere Mathematik, klassische Sprachen, Erziehungskunde sowie Philosophie. 1831 absolvierte er in Wien die Konkursprüfung für Mathematik und praktische Geometrie für die Universität Lemberg. 1834 wurde er zum Supplenten, 1837 zum wirklichen Professor für reine (Elementar-)Mathematik an der dem Gymnasium angeschlossenen Philosophischen Lehranstalt in Görz bestellt, die 1850 im Rahmen der Thun-Hohenstein’schen Reform mit dem Obergymnasium zusammengeschlossen wurde. Am Obergymnasium unterrichtete H. zuletzt auch philosophische Propädeutik. 1846 erlangte er mit einem Dr. phil. in Padua gleichzeitig die Anwartschaft auf eine mathematische Lehrkanzel an der dortigen Universität. Eine Berufung an die Universität Padua zerschlug sich jedoch aufgrund der Wirren um das Revolutionsjahr 1848. Ende 1851 erfolgte auf eigenen Wunsch hin seine Versetzung nach Wien, wo er als Professor an der damals neu eingerichteten Realschule am Schottenfeld bis zu seinem Tod wirkte. 1852 bewarb er sich um die Lehrkanzel für Elementar-Mathematik, 1856 um jene der Höheren Mathematik am polytechnischen Institut (beide Male erfolglos). 1855–58 Privatdozent für Analytische Geometrie des Raumes am polytechnischen Institut, widmete er sich 1857–62 auch der Ausbildung von Lehramtskandidaten. H. verfasste mehrere, teils mehrfach aufgelegte monographische Arbeiten aus dem Bereich Geometrie („Grundlehren der Geometrie“, 1847, 3. Aufl. 1855; „Grundlehren der analytischen Geometrie des Raumes als Vorbereitungslehre für höhere Studien in diesem Fache“, 1857) sowie zu Gleichungen („Theorie, den Nenner eines jeden Bruches rational darzustellen …“, 1832, 2. Aufl. 1836; „Die Theorie der Gleichungen des ersten Grades“, 1833; „Theorie der Gleichungen des zweiten Grades“, 1836, 2. Aufl. 1864), Arithmetik („Grundlehren der allgemeinen Arithmetik“, 1843, 2. Aufl. 1864) und Zinseszinsrechnung („Anleitung zur Berechnung der Zinseszinsen und Zeitrenten … ohne Formeln und Logarithmen, blos mit Voraussetzung der vier Species“, 1842, 2. Aufl. 1853). Darüber hinaus publizierte er Aufsätze in den „Jahresberichten des Görzer Gymnasiums“, in jenen der k. k. Oberrealschule am Schottenfeld in Wien und in „Die Realschule“. Obwohl seine Werke Erstlösungen für mathematische Probleme beinhalten und von Beginn an in hohem Maße rezipiert wurden, erlangte er trotz mehrmaliger Bewerbungen niemals eine Professur am polytechnischen Institut in Wien. Ab 1835 war H. wirkliches Mitglied, seit seinem Umzug nach Wien korrespondierendes Mitglied der k. k. Ackerbau-Gesellschaft zu Görz (I. R. Società Agraria di Gorizia). 1848 erhielt er die goldene Gelehrten-Medaille.

Weitere W.: s. WZ, 3. 10. 1866; Wurzbach; Ottowitz.
L.: WZ, 26. 1. 1837, 20. 6. 1848, 3. 10. 1866 (mit W.); Klagenfurter Zeitung, 5. 10. 1866; Wurzbach (mit W.); W. F. Exner, Das k. k. polytechnische Institut in Wien, seine Gründung, seine Entwickelung und sein jetziger Zustand, 1861, S. 59; Jahresbericht der k. k. Ober-Realschule am Schottenfelde in Wien für das Studienjahr 1866–67, 1867, S. 25, 27; K. Klekler, Festschrift zum 50. Jahresbericht der Schottenfelder k. k. Staats-Realschule im 7. Bezirke in Wien … 1900–01, 1901, S. 7f., 16, 74, 81, 83, 88f.; J. Neuwirth, Die k. k. Technische Hochschule in Wien 1815–1915, 1915, S. 352f., 355; N. Ottowitz, Der Mathematikunterricht an der Technischen Hochschule in Wien 1815–1918, 2, 1992, S. 325ff. (mit W.); P. Šišma, Matematika na německé technice v Brně, 2002, S. 28, 33.
(M. Pesditschek)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)