Haslauer, Wilfried (1926–1992), Politiker

Haslauer Wilfried, Politiker. Geb. Salzburg (Salzburg), 29. 11. 1926; gest. ebd., 23. 10. 1992; röm.-kath. Sohn des Beamten bei der Salzkammergut-Lokalbahn Georg Haslauer und dessen Frau Theresia Haslauer, Vater des Salzburger Landeshauptmanns Wilfried Haslauer (geb. Salzburg, 3. 5. 1956); ab 1949 mit Theresia (Thesi) Haslauer, geb. Schwaiger, verheiratet. – H. wuchs in einem streng katholischen Elternhaus auf und wurde von diesem christlichsozial geprägt. Nach der Matura noch kurz im Kriegseinsatz, war er ab 1945 beim Magistrat Salzburg angestellt. 1945–49 studierte er als Werkstudent Jus an der Universität Innsbruck, wo er Mitglied der CV-Verbindung Alpinia wurde; 1949 Dr. iur. 1951 wechselte er in die Salzburger Handelskammer. Der ehrgeizige und einsatzbereite, analytisch wie rhetorisch hochbegabte junge Kammerangestellte reüssierte beruflich wie politisch rasch: 1953–59 Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung, dann Aufstieg zum Direktor der Handelskammer, die er in kurzer Zeit zu einer effizienten Serviceorganisation umgestaltete. 1957 misslang sein Versuch, mit einem stark konfliktorientierten Wahlkampf in der Stadt Salzburg gegen den erfolgreichen Bürgermeister Alfred Bäck (SPÖ) zu bestehen. Nach zwei Jahren als Vizebürgermeister (1967–69) zog sich H. aus der wenig geliebten Kommunalpolitik wieder in den Landtag, dem er seit 1961 angehörte, zurück. 1973 avancierte er zum Landeshauptmann-Stellvertreter und übernahm das Finanzressort. Ab 1976 führte er die Salzburger ÖVP, um dann 1977 als quasi logischer Nachfolger des freiwillig zurückgetretenen Hans Lechner als Landeshauptmann an die politische Spitze des Landes zu treten. H. verstand sich als konservativer Modernisierer, dem daran gelegen war, weltanschaulichen Konservativismus mit ökonomischer Modernität und Innovation zu verbinden. Er sah sich zunächst wesentlich als Anwalt der Wirtschaft. Um diese zu fördern, wurde z. B. – soweit es einem Bundesland möglich war – eine offensive Investitionspolitik zur Konjunkturankurbelung vorangetrieben, ein Strukturverbesserungs-Gesetz auf den Weg gebracht, ein Ausstellungszentrum geschaffen, ein Technologiezentrum (Techno-Z) gegründet sowie ein hochspezialisierter und moderner Betrieb des Sony-Konzerns nach Salzburg geholt. 1980 gelang es H., gemeinsam mit dem damaligen SPÖ-Landesrat Wolfgang Radlegger, bei der Bundesregierung ein großes Investitionsprogramm zum Aus- und Neubau der Universität durchzusetzen (inklusive der neu zu errichtenden Ersatzbauten wie Polizeidirektion, Finanzamt und Schulen). Auch die Schaffung des Salzburger Nationalparks Hohe Tauern wurde erst möglich, nachdem H. – gegen die Interessen der Elektrizitätswirtschaft – ein Bauverbot für Kraftwerke im Oberpinzgau durchgesetzt hatte. Ebenfalls neue Wege suchte H. bei der Gestaltung des Verhältnisses zwischen Wissenschaft und Politik: Zur Beratung des Landeshauptmanns rief er 1978 die „Salzburg-Kommissionen“ ins Leben, in deren Rahmen Wissenschaftler und Fachleute unterschiedlicher Provenienz und Couleur Empfehlungen für die Politik erarbeiten sollten. Auch Fragen der Identität Salzburgs beschäftigten H. (zahlreiche „Salzburg-Symposien“, Förderung einschlägiger Studien, „Salzburg-Jahr“ 1985, „Dorferneuerung“ usw.). Als entschiedener Föderalist war H. überzeugt, dass man sich um die praktische Umsetzung des Subsidiaritätsprinzips tatkräftig zu bemühen habe. Als negativen Höhepunkt in seinem Eintreten für Länderinteressen empfand er die Verurteilung vor dem Verfassungsgerichtshof wegen seiner gegen die Rechtslage und den Willen von Sozialminister Alfred Dallinger erlassenen Weisung, am 8. Dezember 1984 in Salzburg die Geschäfte offen zu lassen (womit ein Kaufkraftabfluss von geschätzten 100 Millionen Schilling in das bayerische Freilassing verhindert werden sollte). Über Salzburg hinausreichende vielfältige Kontakte wurden intensiv gepflegt. Die alljährlichen Festspiele mit ihrem internationalen Publikum erleichterten dies und H. nutzte die zahlreichen Bekanntschaften mit Wirtschaftstreibenden, um das Mäzenatentum für Kunst und Wissenschaft zu fördern (z. B. Internationale Salzburg Association). Sprichwörtlich und vom politischen Gegner nicht selten kritisiert war H.s Freude an Repräsentation. Die jeweiligen feierlichen Inszenierungen aus diversen Anlässen, bei denen er gerne seine rhetorische Brillanz vorführte, sollten dem Land, dem Amt und natürlich auch seiner Person dienen. Als Landeshauptmann hatte H. drei Landtagswahlen zu bestehen: Nach leichten Verlusten 1979 erreichte die ÖVP 1984 die absolute Mehrheit, um 1989 drei Mandate zu verlieren (wiedererstarkte FPÖ, erstmaliger Einzug einer Grünen Bürgerliste). H. trat daraufhin zurück und nominierte seinen bisherigen Stellvertreter Hans Katschthaler zum Nachfolger. Teile seiner umfangreichen Privatbibliothek bildeten mit den Grundstock für die 1993 als Forschungsinstitut für politisch-historische Studien eröffnete Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek in Salzburg.

W.: Salzburg. Unser Land. Unser Auftrag, 1988; Paßt auf mein Salzburg auf! ... (Ausgewählte Vorträge, Reden, Aufsätze), ed. E. Holfeld-Weitlof, 1993 (mit Bildern).
L.: H. Dachs, in: Die Politiker der Zweiten Republik, ed. H. Dachs u. a., 1995, S. 208ff. (mit Bild); Die Ära Haslauer. Salzburg in den 70er und 80er Jahren, ed. H. Dachs u. a., 2001; R. Kriechbaumer, Salzburgs Landeshauptleute der 2. Republik, 2002, S. 41ff. (mit Bild); R. Voithofer, Politische Eliten in Salzburg, 2007, S. 76 (mit Bild); UA, Innsbruck, Tirol.
(H. Dachs)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)